~ Ophelia ~
Nach einer ganzen Weile klopft es an meine Tür. Unten ist es völlig still, sodass ich denke, dass Darius wohl gegangen ist. Vielleicht ist es Amélie, die mich beruhigen möchte?
„Herein", rufe ich möglichst sicher klingend und drehe mich auf die Seite. Leider tritt nun genau die Person ein, die ich im Moment am wenigsten sehen möchte.
„Was willst du hier?", frage ich und versuche, mehr gereizt als weinerlich zu klingen.
„Ich... also... bitte entschuldige mein Verhalten."
Wortlos blicke ich Darius an und wische meine Tränen davon.
„Es entschuldigen? Ich habe dir alles über die Draken erzählt! Habe dir gezeigt, dass sie nicht aus purer Mordlust handeln, sondern reine Absichten haben! Und du unterstützt deinen Vater also damit, dass sie nur dumme, gewalttätige Kreaturen sind? Du solltest dich schämen!"
„Ich hätte niemals so etwas sagen dürfen. Nicht, nachdem du mir den Standpunkt der Draken so deutlich gemacht hast ..."
Ich schnappe mir mein Taschentuch, das ich unter mein Kopfkissen geklemmt habe, richte mich auf und schnaube einmal kräftig.
„Allerdings", antworte ich anschließend und funkle ihn wütend an.
„Meine... Wut und... Unverständnis der Magie gegenüber haben mich diese schlimmen Dinge sagen lassen und es tut mir so unsäglich leid. Ich hab wirklich nicht nachgedacht..."
Mit leeren Augen blicke ich aus dem Fenster.
„Du sollst wissen, dass... dass ich mit meinem Vater reden werde. Ich werde ihn darum bitten, deinem Volk diese paar Ländereien einfach zu überlassen. So, wie es sich gehört. Niemand soll mehr deswegen sterben müssen."
„Du sagst das immer wieder einfach so! Wie kann ich deinen Worten denn da noch Glauben schenken?"
„Ich weiß es ja selbst. Solche Dinge lassen sich nun einmal sehr einfach sagen, aber bitte glaube mir nur dieses eine Mal. Ich habe vorhin nicht nachgedacht und habe mich wohl einfach von meinem Vater, unserem ganzen Volk hier, mitreißen lassen. Sie sind alle so heiß auf einen weiteren Krieg. Sie wollen den Draken so sehr überlegen sein..."
„Dann sei nicht so schwach! Du kannst doch selbst denken! Oder ist dein Kopf nur zur Zierde da? Verdammt... solche Worte können wirklich zu großen Schlachten führen, bei denen ganze Armeen vollständig ausgelöscht werden."
Er seufzt und fährt durch seine Haare.
„Das... stimmt, da hast du recht. Es ist... nur sehr schwer, in diesen Zeiten stark zu sein."
Ich wische mir eine Träne davon.
„Was soll ich schon sagen? Ich stehe zwischen zwei Stühlen. Auf der einen Seite möchte ich bei den Draken sein, weil ich sie einfach liebe, auf der anderen Seite jedoch sind Menschen wie du und Somin und auch Amélie, die ich nicht missen möchte. Wie soll man sich da schon verhalten? Und noch dazu... geht es nur leider nicht mehr nur um die Ländereien..."
Darius sieht mich verwirrt an.
„Es geht um so viel mehr. Das Ehrgefühl der Draken ist verletzt, sie möchten ... wieder einen Platz haben, verstehst du?"
„Das Recht, zu leben wie sie es wollen...", sagt er halblaut und seufzt.
„Jetzt bereue ich meine Worte umso mehr."
„Gut so. Sie wurden jahrelang unterdrückt und gaben vor, Menschen zu sein, um von ebendiesen nicht gejagt und getötet zu werden. Ich glaubte ja, dass du das nach unserem Gespräch verstanden hättest..."
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Drachenblut - Der erste Tropfen
FantasySeit Jahren hielt man sie für tot, doch eines Tages trifft Darius bei einem Auftrag auf die kriegerische Ophelia, die seit sieben Jahren allein im Wald lebt, um so den strengen Gesetzen Albias zu entkommen. Doch schon bald lernen sie die magische We...