~ Ophelia ~
Dunkel, stickig, nass... hin und wieder weht mir muffiger Geruch um die Nase, bei dem ich um Gottes Willen nicht wissen möchte, worum es sich dabei handelt. Seit wohl schon vier Tagen sitze ich in dieser Kerkerzelle. Und das alles, weil...
Ich verstehe es selbst noch nicht ganz. Es ging viel zu schnell. Während Darius das Zimmer Aarons nach Hinweisen durchsuchte, sollte ich diesen ablenken. Das Training neigte sich bereits dem Ende, als ich das Übungsareal betreten hatte. Aaron entdeckte mich sofort und ich versuchte, an das letzte Gespräch mit ihm anzuknüpfen. Etwas töricht war vielleicht, es so klingen zu lassen, als sei ich an ihm interessiert, denn plötzlich kam er mir unangenehm nahe. Jedoch war das nicht das Schlimmste. Da ich mich zunehmend unwohler fühlte, blickte ich immer wieder unbewusst nach oben zum Zimmerfenster Aarons, doch schnell durchschaute Aaron unser Spielchen. Dann ging es richtig los.
Er rammte mich mit voller Wucht gegen das Mauerwerk des Schlosses und zerriss mein Kleid an allen möglichen Stellen. Ich wehrte mich wild, bis er meine Handgelenke mit einer Hand festhielt und sie so doll drückte, dass ich noch heute leichte Abdrücke sehen kann.Wieder und wieder fragte er, was wir da trieben, ob wir ihm schaden wollten und all solche Dinge. Zwar verneinte ich es vehement, doch er glaubte es nicht. Hilfesuchend blickte ich mich nach anderen Kriegern um, doch scheinbar verließen sie das Areal schnell, weil sie Aaron und seine ‚Eroberung' wohl in Frieden lassen wollten. Plötzlich hielt er mir einen Dolch an den Hals. Panik erfasste mich und ich begann, lauthals um Hilfe zu schreien. Ich war viel zu panisch, um Magie einzusetzen.
Und dann... sprang auf einmal etwas aus Aarons Fenster.
Oder eher: Jemand. Darius.
Er hatte einen Morgenstern in der Hand, den er nun so oft in Aarons Gesicht schlug, dass dieser sofort tot war und... nicht wiederzuerkennen. Doch er schlug noch so oft auf den bereits toten Körper ein, dass ich ihn packen und fortziehen musste. Entsetzt blickte ich Darius an, der lächelnd sein Werk betrachtete und sich die Blutspritzer aus dem Gesicht wischte.
„Was... was hast du da getan?!", fragte ich panisch und wich ein ganzes Stück von ihm weg.
„Dich gerettet", antwortete er plump und ausdruckslos.
Kurz darauf wurden wir von den Wachen abgeführt, die durch meine Hilfeschreie angelockt wurden. Seitdem sitze ich nun hier.Die ganze Zeit über frage ich mich, was nur geschehen ist. Wieso ist er plötzlich so durchgedreht? Was hat er nur ...
„Er wird doch nicht etwa... das Blut getrunken haben?", kommt es mir auf einmal in den Sinn und es fröstelt mich bei dem Gedanken. Widert mich an.
Ein klackendes Geräusch ertönt und Somin tritt ein. Obwohl ich ihn für seinen Verrat an Farus verabscheue, bin ich froh, ein vertrautes Gesicht zu sehen. Sofort falle ich ihm in die Arme und kann nicht anders, als laut zu schluchzen. Er legt eine Hand tröstend auf meinen Rücken, mit der anderen streicht er durch meine Haare.
„Komm, du kannst nach draußen gehen. Wir haben genug Augenzeugen befragt, die deine Unschuld beweisen können."
Ich blicke ihn verwirrt an. Da war schließlich weit und breit niemand! Oder aber... er hat es so in den Bericht geschrieben. Also nicke ich stumm und wische mir die Tränen weg.
„Unsere Königin würde jedoch gern aus deinem Munde hören, was dort vorgefallen ist. Du solltest ihr besser nichts verheimlichen. Das wird dir nur zugutekommen."
Ich nicke und schlucke meinen Kloß im Hals herunter. Wir werden von keinerlei Wachen begleitet, also wäre es ein Leichtes, einfach fortzulaufen. Allerdings erhoffe ich mir von Elaine einige Antworten auf Darius' Verhalten.
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Drachenblut - Der erste Tropfen
FantasySeit Jahren hielt man sie für tot, doch eines Tages trifft Darius bei einem Auftrag auf die kriegerische Ophelia, die seit sieben Jahren allein im Wald lebt, um so den strengen Gesetzen Albias zu entkommen. Doch schon bald lernen sie die magische We...