"ES IST DEINE SCHULD!"

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Tay's POV

Den ganzen restlichen Schultag konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Ich machte mir zu viele Sorgen um Anisha. Deshalb war ich froh, als die Schulklingel mich befreite. Schnell lief ich aus der Schule und zu Anisha nach Hause. Ich muss wissen ob es ihr gut geht. Der Weg schien mir länger als er war. Ich war auf irgendeine Art aufgeregt. Wie geht es Ani? Diese Frage schwirrte die ganze Zeit in meinem Kopf herum und ließ mich keinen Moment in Ruhe. Als ich endlich bei Anisha Zuhause ankam, klingelte ich, aber nach längerem warten machte noch immer niemand auf. Ich klingelte nochmal, aber wieder kam niemand. Ich lief ums Haus und sah, dass bei Ani Licht brannte. Sie muss Zuhause sein! Ich lief weiter um das Haus, um irgendein Eingang zu finden. Als ich die Hoffnung schon fast aufgab, sah ich, dass das Küchenfenster offen war. Ich legte meine Hände auf das Fensterbrett um mich hochzuziehen. Beim ersten Mal gelang es mir nicht, aber beim zweiten mal schaffte ich es und krabbelte durch das Fenster, worauf ich mit einem dumpfen Knall mit meinen Füßen auf dem Boden landete. Ohne zu zögern, lief ich durch das Haus und die Treppen nach oben zu Ani's Zimmer. Die Tür stand einen Spalt offen, und ich machte sie langsam auf.

"Anisha?", fragte ich besorgt. Als ich im Zimmer stand, sah ich etwas, was ich niemals gedacht hatte. Ich bekam Tränen in den Augen und meine Knie wurden weich. Langsam lief ich auf Anisha zu, die regungslos auf dem Boden lag, um sie herum Blut.

"Bitte nicht.', sagte ich leise und hielt mir meine Hand vor meinem Mund, während ich immer weiter auf Ani zu lief und meinen Kopf schüttelte. Ich kniete mich vor sie und fing an zu weinen.

"Warum?!", schrie ich und schlug auf den Boden. Als ich Ani näher betrachte, merkte ich, dass sie zum Glück noch atmete, aber das sehr schwach. Sofort holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und rief den Krankenwagen. Gleich als ich eine Stimme am anderen Ende der Leitung hörte, fing ich an zu reden.

"Bitte kommen Sie schnell! Meine beste Freundin ist ohnmächtig! Sie hat versucht sich umzubringen! Bitte!" weinte ich immer lauter, nannte schnell ihre Adresse und legte schließlich auf. Ich nahm Ani's Hand in meine und hoffte darauf das der Krankenwagen bald kommen würde.

"Bitte Ani, halt durch! Gleich kommt Hilfe!", flüsterte ich und drückte ihre Hand. Ich wusste nicht ob sie mich hören konnte, aber wenn doch, soll sie wissen, das ich für sie da bin. Ich werde immer für Anisha da sein.

"Verlass mich nicht!", meine Sicht wurde verschwommen. Nach und nach liefen Tränen meine Wange hinunter.

"Wann kommt der scheiss Krankenwagen?!", schrie ich ungeduldig und genau in diesem Moment hörte ich Sirenen, die immer näher kamen. Nach 1 Minute kamen drei Männer mit einer Liege herein. Einer von ihnen packte mich und zog mich auf die Seite.

"LASSEN SIE MICH LOS!", ich wollte ihn schlagen, ihn beleidigen, aber ich war zu schwach. Die anderen zwei Männer legten Verbände um Ani's Arme und legten sie langsam auf die Liege. Gleich nachdem Ani richtig auf der Liege lag, brachten sie sie aus dem Zimmer.

"Ich muss zu Ani!", versuchte ich zu schreien aber es kam wie ein flüstern aus meinem Mund.

"Sie ist in guten Händen! Die Ärzte im Krankenhaus werden alles versuchen!", versuchte der Mann mich zu beruhigen, der mich immer noch festhielt. Ich schüttelte meinen Kopf.

"Nein!"

"Gehen Sie nach Hause! Wir melden uns bei Ihnen, wenn wir etwas neues wissen!", sagte der Mann und ließ mich los. Sofort sackte ich auf dem Boden zusammen und hielt mir meine Hand vor den Mund. Ich konnte es nicht glauben. Wieso hat Ani das gemacht? Wieso will sie die Menschen verlassen, die sie lieben?
Und jetzt wurde mir etwas klar.

Finn ist schuld. Wegen ihm, hat sie das gemacht. Wegen ihm, wollte sie gehen. So schnell wie nur möglich stand in auf, wodurch mir kurz schwindlich wurde. Als ich mein Gleichgewicht wieder fand, rannte ich aus dem Haus. Als ich zuhause ankam, setzte ich mich ins Wohnzimmer. In mir stieg die Wut immer mehr. Wie kann Finn, so eine gute Seele, bis zum Ende bringen? Will er das sie stirbt?

Ich hasse ihn! Ich hasse ihn!

Ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Ich hatte solche Angst um Anisha.
Das wirst du bereuen, Finn.

Finn's POV

Nachdem ich noch nach der Schule etwas mit meinen Freunden gemacht hatte, fuhr mich Luke nach Hause. Ich hatte zwar selber ein Auto, aber meine Kumpels und ich hatten ausgemacht, dass wir uns immer abwechseln würden, wer wann alle in die Schule fährt.

"Wir sehen uns morgen.", verabschiedete ich mich von Luke und schlug bei ihm ein. Er nickte abwesend und fuhr dann auch gleich weiter. Er war seit der Pause schon so komisch drauf. Vielleicht hatte er einfach keinen guten Tag und ist scheisse drauf. Er kriegt sich wieder ein. Als ich ins Haus trat, hörte ich jemanden weinen. Ich lief ins Wohnzimmer und sah Taylor auf dem Sofa sitzen mit dem Gesicht in den Händen versteckt.

"Schwester? Warum weinst du?", fragte ich und lief auf sie zu, worauf sie mich sofort ansah, aufstand und auf mich zu lief. Ich zog meine Augenbrauen zusammen.

"Du verdammtes Arschloch! WARUM BIST DU SO SCHEISSE GEWORDEN!", schrie sie mich an und ich sah sie fragend an, während sie immer wieder mit ihren Fäusten gegen meine Brust schlug.

"ES IST DEINE SCHULD!", schrie sie wieder, während sie immer mehr weinte und im nächsten Moment spürte ich einen starken Schmerz an meiner linken Wange. Sofort hob ich meine Hand und legte sie auf meine Wange.

"Warum hast du mir eine Ohrfeige gegeben alter?!", maulte ich sie an.

"Du bist Schuld daran, dass Anisha sich umbringen wollte! Nur du!"

»Was?«, fragte ich nochmals nach, da ich nicht glauben konnte, was sie gerade zu mir gesagt hatte.

"DU HAST ÜBERTRIEBEN! ANISHA HAT VERSUCHT SICH UMZUBRINGEN! ICH HABE SIE GEFUNDEN! DU BIST SO EIN ARSCHLOCH! DAS IST DOCH NICHT MEIN BRUDER! SIE LIEGT WEGEN DIR IM KRANKENHAUS UND KÄMPFT UM IHR LEBEN!", ich hatte Taylor nur einmal in meinem Leben so weinen sehen, so, wie sie jetzt weinte. Und das an dem Tag als sie erfuhr, dass unsere Eltern einen Unfall hatten. Ich wusste nicht was ich antworten sollte und starrte Taylor nur an. Sie sah mich so hasserfüllt und enttäuscht an, während sie an mir vorbei in den Flur lief.

"Wo gehst du hin?", fragte ich sie und lief ihr hinterher.

"Zu Anisha!"

"Ich fahre dich." meinte ich, weswegen sie ironisch lachte und mir den Mittelfinger entgegen streckte.

"Kannst du vergessen!"

"Bitte.", flehte ich fast schon, worauf sie mich ansah und anscheinend überlegte. Sie seufzte und nickte schließlich.

"Nagut."

Wir zogen unsere Schuhe an und liefen raus zur Garage. Wir stiegen in mein Auto. Tay starrte aus dem Fenster und beachtete mich nicht. Ich startete den Motor und fuhr gleich los in Richtung Krankenhaus.

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The BadBoy My NeighbourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt