"Anisha hatte Glück..-"

61.7K 2K 226
                                    


Tay's POV

Endlich kamen wir am Krankenhaus an. Als Finn den Motor aus machte, schnallte ich mich ab und rannte fast schon zum Eingang des Krankenhauses. Finn hatte ich die ganze Fahrt über ignoriert. Wegen ihm, hätte ich fast eine wichtige Person in meinem Leben verloren. Nochmal, schaffe ich das nicht! Das werde ich ihm niemals verzeihen! Als ich ins Krankenhaus rein ging, kam mir gleich der Geruch von Desinfektionsmittel entgegen. Ich sah hinter mich, und merkte das Finn hinter mir stand, ohne etwas zu sagen lief ich weiter zur Rezeption.

"Guten Tag, was kann ich für Sie tun?", fragte mich die Frau und lächelte mich an. Ich versuchte zurück zu lächeln, schaffte es aber nicht.

"Hallo. Ich wollte wissen in welchem Zimmer Anisha Benson liegt.", fragte ich, worauf die Frau etwas in den Computer tippte und mich dann wieder ansah.

"Anisha Benson liegt auf der Intensivstation.", sagte sie.

"Darf ich sie besuchen?"

"Sind Sie ein Familienangehöriger?", fragte nun die Frau und ich schüttelte meinen Kopf.

"Tut mir Leid, nur Familienmitglieder dürfen die Patientin besuchen.", die Frau sah mich mitleidig an.

"Trotzdem danke." sagte ich traurig und drehte mich um. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie ein Mann auf mich und Finn zulief.

"Guten Tag. Sind sie Taylor Smith?", fragte er und ich nickte.

"Ja warum?"

"Sie haben den Krankenwagen wegen Anisha Benson gerufen?", fragte er ohne meine Frage zu beantworten. Wieder nickte ich und sah den Mann vor mir fragend an.
"Ich bin der zuständige Arzt für Frau Benson. Ich wollte Ihnen sagen, dass Anisha noch Glück hatte. Die Schnitte an ihrem Arm sind zwar nicht sehr tief, aber sie hat dennoch viel Blut verloren, da sie nah an den Adern geschnitten hat. Anisha hatte Glück, das Sie sie rechtzeitig aufgefunden hatten.", sagte er und sah mir direkt in die Augen. Ich hätte fast meine beste Freundin verloren.

"Wie geht es Anisha?", fragte ich den Arzt sofort.

"Ihr Zustand ist stabil, sie schläft. Wir müssen sie aber noch hier behalten um weitere Test zu machen.", sagte er.

Was wäre, wenn ich zu spät gekommen wäre? Was wäre, wenn ich nicht nach der Schule zu Anisha gelaufen wäre? Ich hätte sie verloren. Eine wichtige Person in meinem Leben. Noch einmal, schaffe ich das nicht. Sofort kam mir wieder die Erinnerung an meinen letzten Besuch im Krankenhaus in mein Gedächtnis und ich musste schlucken.

Flashback

Ich saß im Wohnzimmer und schaute meine Lieblingsserie, als es an der Tür klingelte. Ich lief zur Tür und machte sie auf. Vor mir standen zwei Polizisten, die mich traurig ansehen.

"Sind Sie Lola Taylor Smith?",fragte mich der eine Polizist.

"Ja. Warum sind Sie hier?", fragte ich und sah zwischen den Polizisten hin und her.

"Es tut uns Leid Ihnen das sagen zu müssen. Ihre Eltern hatten einen Autounfall und wurden ins Krankenhaus befördert.", sagte nun der andere Polizist. Meine Atmung stoppte. Bitte was?

"Was?"

"Es tut uns Leid.", meinte der eine Polizist und sah auf den Boden.

"Ich muss sofort zu meinen Eltern!", schrie ich hysterisch und unterdrückte meine Tränen. Meine Eltern hatten einen Autounfall?

"Beruhigen Sie sich bitte. Wir fahren sie ins Krankenhaus.", bot mir der Polizist an, worauf ich nickte und meine Schuhe anzog.
Wie soll ich mich beruhigen, wenn meine Eltern verletzt sind?!

Sofort als ich am Krankenhaus ankam, rannte ich auch gleich rein. Als ich innen war, sah ich meinen Bruder in einer Ecke stehen. Ich rannte zu ihm und umarmte ihn. Ich hörte wie er weinte. Mein Bruder weinte nie, und sofort wusste ich, das bedeutete nichts gutes.

"Finn? Warum weinst du?", fragte ich ihn ängstlich. Er antwortete nicht.

"Finn?", mir liefen Tränen an der Wange hinunter und ich legte meine Hände auf seine Wangen, zwang ihn somit mich anzuschauen. Er sah mich an und ich wusste sofort, dass es keine guten Nachrichten gab.

"Taylor. Unsere Eltern-", fing er an und ich schluchzte, "-Unsere Eltern, sie sind gestorben. Beide, während der Operation.", schluchzte er und seine Augen wurden wässrig. Ich hielt mir die Hand vor meinen Mund und weinte mehr als zuvor. Mein Bruder sah auf den Boden. Das kann doch nicht wahr sein!

Flashback ende

Diese Erinnerungen. Dieser Tag.

Augenblicklich wurde mir schlecht. Ich drehte mich zu meinem Bruder, der mich Gefühlslos ansah. Wieso ist er nur so?

"Entschuldigung Finn, ich muss mal kurz wohin.", sagte ich und lief einfach los, ohne auf eine Antwort zu warten. Schnell lief ich auf die nächste Toilette, nur um dann, als ich ankam, mich zu übergeben. Ich konnte hier nicht mehr sein. So schnell wie ich konnte, lief ich aus der Toilette und aus dem Krankenhaus.

Finn's POV

Warum ist Taylor plötzlich weggerannt? Ich sah ihr nach, während sie weiter lief ohne zu schauen wohin. Toll, jetzt stand ich hier, ohne eine Ahnung was ich tun soll.

"Sind Sie der Bruder von Frau Smith?", riss mich der Arzt, der immer noch hier war, aus meinen Gedanken. Ich nickte nur.

"Darf ich Sie etwas fragen?", fragte mich der Arzt.

"Natürlich."

"Wissen Sie vielleicht, warum Anisha Benson versucht hat, sich das Leben zunehmen?"

Was soll ich sagen?

"Ich bin der Grund, weil ich sie jeden Tag schikaniere."

Außerdem muss ich auch nicht schuld daran sein. Vielleicht ist irgendwas bei Anisha Zuhause passiert oder so. Wieso muss man sich ach gleich umbringen wollen? Das versteh' ich nicht.

"Tut mir leid, ich habe keine Ahnung.", antwortete ich, worauf der Arzt nur nickte.

"Wissen Sie, wie es bei Anisha in der Schule geht? Wird sie gemobbt oder schreibt sie schlechte Noten?", fragte er weiter. Ich rollte mit meinen Augen. Muss der mich jetzt nerven?

"Soweit ich weiß, schreibt Anisha gute Noten, aber ob sie gemobbt wird, kann ich nicht sagen.", antwortete ich. Er muss ja nicht alles Wissen.

"Wissen Sie wo im Moment die Mutter von Frau Benson ist?"

"Da müssen Sie meine Schwester fragen. Sie weiß es bestimmt."

Der Mann vor mir nickte und ging schließlich. Endlich. Ich sah mich nach einem Stuhl um, ich hatte keine Lust mehr zu stehen. Als ich einen fand, ging ich gleich dorthin und setzte mich. Ich schaute mich um und wartete währenddessen auf Taylor.

The BadBoy My NeighbourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt