-'Prolog'-

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Der Himmel in dieser Nacht war dunkel. Fast schwarz.

Nicht ein Geräusch war zu hören. Niemand war in den Straßen zu sehen.

Es schien, als würden alle die Luft anhalten und auf den bedeutendsten Moment dieses jungen Lebens hoffen.

Die großen prachtvollen Gemäuer schienen wie leergefegt. Die Fassade, welche in der Mittagssonne so prächtig zu glänzen schien, versank im Schatten dieser Nacht.

Niemand sah, was sich hinter den prunkvollen Türen ereignete. Obwohl es jeder zu ahnen schien.

Mit jedem verstreichenden Moment zogen die Wolken langsam immer näher zu den beiden Monden. Der eine so hell scheinend, dass die Straßen und Gassen von seinem Schein erhellt wurden und die Schatten noch dunkler erschienen. Und der andere so Dunkel, dass es den Anschein hatte, er würde in seinem schwarzen Hintergrund versinken.

Zwei so unterschiedliche Wesen, für welche dieser Tag der erste sein sollte. Doch genauso gegensätzlich wie sie schienen, so gleich waren sie doch.

Mit jedem Augenblick schien die Zeit an ihnen vorbeizuziehen.

Die Schicksale jener schlossen einen Packt und vereinten sich, um das engverschlungene Schicksal beider besser zu verstehen, zu begreifen und zu lenken.

Zeit war vergänglich, doch Fehler, welche ein Leben lang halten sollten, konnte niemand wieder heilen.

Die Monde rückten einander immer näher, wie die Seelen, Herzen und Gewissen jener, die alles schon vor sich sahen.

Ihren Weg. Der der für sie vorbestimmt war, in der Unwissenheit, dass sie sich an diesen halten würde.

Doch zwei verbundene Schicksale, gleich zwei verbundener Herzen, brachten nicht nur Glück, sondern ebenso Verderben.

Immer näherkommend schien es als würden beide noch einmal innehalten, bevor der große dunkle Mond begann sich über den hellen leuchtenden zu legen und ihn mit seiner furchtbaren Dunkelheit berührte. Gleichzeitig verschandelte und für sein Leben brandmarkte.

Die Entscheidung war gefallen.

Die helle Freude würde Tränen der Trauer und der dunkle Hass Tränen er Freude weinen.

So war es bestimmt.

Noch immer war kein Ton zuhören. Weder in den prunkvollen Zimmern noch in der kleinen Hütte, welche sich am äußersten Rand der Stadt befand.

Doch plötzlich schien es, als würde an beiden Orten gleichzeitig eine Kerze entzündet werden. Als würden im gleichen Moment eine gleiche und doch andere Frau schreien. Es schien sich nicht zu unterscheiden, weder in Zeit noch in Optik, doch nicht nur das Schicksal sah, dass diese beiden Wesen, welche im selben Moment ihren ersten Atemzug taten, nicht unterschiedlicher hätten sein können.

Der Eine hatte die Haare pechschwarz wie die Nacht und die Haut in einem dunkeln Honigbraun gefärbt. Die Augen in einem schwarz wirkenden braun.

Der Andere hatte weder Farben in Haaren noch Haut. Er schien weiß und bloß seine blauen ungeöffneten Augen stachen heraus.

Ihr Weg würde sie in unterschiedliche Richtungen führen, begonnen an dem Punkt an dem der Eine die große weiße Rose verlor, welche ihn aufziehen und sich um ihn sorgen wollte und der Andere von dem riesigen dunklen Hügel keinen Abstand gewann und sich wie sie entwickelte.

Nie sollten ihre Wege sich kreuzen, doch trotzdem waren ihre Schicksale so eng miteinander verbunden, dass sie noch vor ihrem Existieren zu einem geworden waren.

Zwei gleiche, doch so unterschiedliche Dinge ereigneten sich in dem Moment, in dem der dunkle Mond den Hellen für einen Moment verdeckte, ihn wieder freigab und weiterzog. Wieder an seinen Platz zurück.

Niemand schien es mitbekommen zuhaben.

Außer jene, welche die Folgen tragen würde. Die, deren Herzen und Seelen bloß zueinander finden würden, trotzdem ihr Körper sie versuchte mit aller Kraft wegzudrücken und Abstand zu halten.

Es würde ein ewiger Kampf zwischen Kräften werden, welche es nicht zu vergleichen galt.

Zumindest, wenn sie sich an ihr Schicksal gehalten und sich diesem gebeugt hätten.

Doch nur, weil sie von Anfang an zum Verderben verurteilt waren, hieß es noch lange nicht, dass sie nicht ausbrechen und einen anderen Weg einschlagen konnte.

Doch dieser war gefährlicher und würde seine Opfer fordern.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt