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Der Weißhaarige hatte nicht gemerkt, wie er langsam auf dem weichen Untergrund eingenickt und nach hinten gekippt war. Sein Oberkörper lag nun quer auf dem Bett und man hörte bloß noch seinen leisen Atem.

Er hatte sich seine Uniform bereits in seinem Zimmer angezogen und trug nun eine königsblaue Hose, ein weißes Hemd und ein blaues Hemd der gleichen Farbe. Seine Schuhe steckten in einfachen schwarzen Schuhen.

Der Weißhaarige freute sich zwar, dass er endlich etwas anderes tragen konnte als seine alten Kleider, doch er fühlte sich, als wäre dies keine Kleidung für ihn. Sie war mit Sicherheit teuer und hochwertig. Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas getragen.

Dieser Palast war nichts für ihn. Es war alles so beeindruckend und schön eingerichtet. Überall war es sauber und mit Gold verziert. Seine Erscheinung passte einfach nicht in dieses Bild.

Sein Herz schlug, trotzdem er eingeschlafen war, unheimlich schnell. Er hatte Angst, was nun mit ihm geschehen würde. Was der Mann mit ihm vor hatte. Der Hellhaarige bereute es, dass er nicht genauer hingesehen, sondern seinen Tränen freien Lauf gelassen hatte.

Sonst hätte er vielleicht den Mann identifizieren können. Zugegebenermaßen hatte er ein ziemlich mieses Gefühl. Die Präsenz, welche er ausgestrahlt hatte, hatte er schon einmal gespürt.

Er war sich sicher, dass er diese Präsenz nicht mochte. Sie machte ihm Angst und ließ ihn Fürchten.

Sein Körper dankte ihm, dass die Matratze so unglaublich weich war, denn so konnte sich dieser ein wenig entspannen. Ihm war nicht einmal bewusste, ob er überhaupt schon einmal in einem richtigen Bett gelegen hatte.

Mit Sicherheit nicht und schon gar nicht in einem derartig weichen.

Unterbewusst vergrub er seine Nase leicht in der weichen gut duftenden Bettdecke. Noch nie hatte er so etwas gerochen. Es war wahrscheinlich ein weiteres Privileg der Reichen.

Mit Geld konnte man sich vieles kaufen. Weiche Betten, viel Nahrung und ein gutes Leben, aber konnte man sich wirklich alles damit kaufen? Konnte man Menschen bezahlen, damit sie Zeit mit einem verbrachten? Freunde? Konnte man sich die große Liebe kaufen?

Diese Gedanken empfand er als absurd. Egal wie viel Geld man einem Menschen gab, damit sie um einen herum blieben, man konnte zwischenmenschliche Beziehungen nicht erzwingen. Niemand mochte einen wirklich anderen bloß des Geldes wegen und wenn, dann war es getrieben von Gier und dem Verlangen sich selbst zu bereichern. Echte Gefühle und echte Freundschaft konnte man nicht kaufen. Mit allem Geld der Welt nicht.

Vertrauen war ebenfalls eine Sache, welche beinahe unmöglich war, mit Reichtum zu erlangen. Vertrauen kam von Herzen und die Gier, solange sie sich noch nicht im Herzen eingenistet hatte, war verursacht durch Gedanken und versperrte den Weg zum Herzen.

Er kannte viele Menschen, derer Traum es war Reichtum und Macht zu erlangen, doch zu welchem Preis? Warum sollte man alles dafür tun, um diese Dinge zu erlangen, so lange sein Herz nicht dafür schlug?

Schlechte Eigenschaften der Menschen kamen seiner Meinung nach nicht aus ihren Herzen. Sie kamen aus ihren Köpfen, welche das Herz unterdrückten und sich durchsetzten.

Es war still. In der Ferne hörte man bloß einige leise Unterhaltungen, welche von den Gästen der Veranstaltungen verursacht schienen.

Die Zeit schien dahinzufliegen und es wurde immer später und später. Immer länger blieb der Schwarzhaarige fern und kam nicht. Doch das störte den Hellhaarigen nicht. Dieser lag noch immer auf dem weichen Bett und hatte sogar begonnen sich leicht in die Bettdecke einzurollen.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt