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>>Und jetzt lass uns hinunter zu deinen Eltern gehen! Der Kleine braucht noch etwas, bis er aufwacht und die Zeit können wir doch nutzen, meinst du nicht?<< sprach James aufmunternd und ergeben seufzte Eliot.

Zwar war er nicht gerade angetan von der Idee seine Eltern nach so kurzer Zeit wieder zu sehen, doch er wusste, dass es nicht bringen würde, zu versuchen, seinen Freund umzustimmen.

Dieser stand nämlich bereits breit grinsend mitten im Zimmer und dem Thronfolger an, es ihm gleich zu tun.

Schwer seufzend und mit sich selbst ringend fiel dessen Blick jedoch bloß auf sein Bett, auf welchem der kleine, hellhaarige Junge bereits seit geraumer Zeit lag und sich ausruhte.

Beinahe wäre ihm ein erneutes schweres Seufzen über die Lippen gekommen, als er daran dachte, dass dieser wohl wahrscheinlich Angst vor ihm haben würde, wenn er aufwachte.

Dabei sah er in diesem Moment so unglaublich sorglos und friedlich aus. Der junge Mann wusste nicht woher genau dieses merkwürdige Gefühl auf einmal kam, doch er wollte nicht, dass es dem Weißhaarigen erneut so schlecht ging.

Viel lieber hätte er es gehabt, wenn im wachen Zustand ebenfalls so ein unglaublich sorgloser Ausdruck dessen Gesicht zieren würde. Was würde er dafür geben, bloß einmal das wunderschöne Lächeln dieses einzigartigen und doch wunderschönen Jungen sehen zu können.

In diesem Moment traf ihn die ernüchternde Tatsache wie ein Schlag, dass er dessen Lächeln tatsächlich noch nie wirklich gesehen hatte. Er konnte sich an keines dieser Male erinnern.

Bloß die Blicke, welche der Junge über seinen Körper hatte gleiten lassen und dieses unglaublich gute Gefühl danach, war ihm klar und deutlich in Erinnerung geblieben.

Als dies damals geschehen war, hatte er die Gefühle, welche dadurch ausgelöst wurden, noch nicht wirklich einordnen können. Es hatte ihn verwirrt, ihm Angst gemacht und ihn abgeschreckt. Es war für ihn so viel einfacher einfach gemein, kalt und skrupellos zu sein, sich einfach seiner Maske und seiner Vergangenheit hinzugeben, als sich wirklich Gedanken über die Gegenwart zu machen.

Doch nun glaubte er über diesen Punkt hinaus zu sein. Er glaubte, dass er nun realisiert hatte, was dieses Gefühl war. Er hatte, wenn auch ein wenig holprig und mit einer Menge Hindernisse herausgefunden, dass er den Hellhaarigen mochte. Und das sogar ziemlich.

Ein wenig unangenehm berührt räusperte er sich, als er sich auch nach einiger Zeit noch nicht vom Fleck bewegt und bloß den schlafenden Jungen beobachtet hatte.

Noch immer war es ihm ein wenig unangenehm diesen Fakt einzugestehen, auch wenn er dies nur dachte. Es war befremdlich und merkwürdig.

Selten war es in seinem Leben vorgekommen, dass er Dinge so sehr bereute und sich mit vergangenen Taten so unglaublich sehr selbst weh tat, dass der unbändige Hass in ihm, welcher sich aus alle dem vergangenen Schmerz geformt hatte, gegen ihn selbst gerichtet war.

Zwar war er eben dies immer gewesen, doch eine lange Zeit hatte er einen Teil dieses elendigen Gefühls auf andere übertragen. Einfach nur, damit es ihm damit besser erging. Damit er es nicht alles aushalten musste, doch in diesem Moment brach alles über ihm zusammen.

Langsam, aber sicher sickerte alles in seine Seele und er realisierte erstmals im Großen und Ganzen, was er eigentlich angerichtet hatte.

Mit langsamen, beinahe schon ängstlichen Schritten lief er auf den Weißhaarigen zu, welcher noch immer ruhig auf dem Bett lag.

James derweil beobachtete seinen Freund sowohl mit einem besorgten Blick als auch mit einem milden Lächeln. Er konnte sich bloß vorstellen, was sich in diesem Moment in Noahs Gedanken abspielte.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt