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Hastig eilten die beiden Männer durch die Gänge des Palastes.

Der junge Prinz trug den verletzten, nicht bei Bewusstsein seienden Jungen auf seinen Armen.

Immer wieder kamen sie an Angestellten oder Wachen vorbei, welche sich ordnungsgemäß verbeugten, doch mehr Reaktion als einen entschuldigenden Blick von James, erhielten sie nicht.

Der junge Prinz hatte in diesem Moment bloß Augen für den verletzten hellhaarigen Jungen in seinen Armen. Sein sorgenvoller Blick flog immer wieder hastig von dem bleichen Gesicht durch den Gang.

Leise fluchte der Schwarzhaarige. Es schien als würde dieser elendig lange Weg ins Krankenzimmer kein Ende fingen. Egal wie oft der junge Mann aufblickte, es war nicht genug Strecke zurückgelegt, als dass er damit zufrieden wäre.

Also zog er noch einmal das Tempo an und rannte beinahe durch die Gänge des riesigen Palastes. James spurtete ihm hinterher und musste mehrere Male seinen Vertrauten davor bewahren in einige Dienstmädchen hineinzulaufen.

Weder James noch Eliot selbst wusste, woher genau diese plötzliche, beinahe schon panische Reaktion und Sorge des jungen Thronfolgers kam. Doch darauf achtete dieser gar nicht. In seinem Kopf spielten sich ein Szenario nach dem anderen ab, welches jedes einzelne das Leben des Weißhaarigen kostete.

Auf seiner Stirn hatte sich eine tiefe Sorgenfalte gebildet und seine, durch das Weinen, leicht geröteten Augen, waren zu Schlitzen verformt. Seine Hände verkrampften und zitterten.

Angst, Panik und Wut stiegen gleichermaßen in ihm auf und ließen seine Glieder machtlos erzittern.

Zwar hatten sie die kleine Gruppe Wachleute festnehmen und in den Kerker bringen lassen, doch für sein Inneres war dies noch lange nicht genug. Sie sollten in der Hölle schmoren und als Vergeltung die Schläge des jungen Prinzen ertragen müssen.

Die braunen Augen schienen sich noch ein wenig zu verdunkeln, als er daran dachte, wie er den Weißhaarigen ebenfalls verabscheut hatte. Wie er ihn von sich gestoßen und zerstört hatte.

Schnell schüttelte er mit seinem Kopf. Er wollte so nicht denken. Es war vorbei. Der Schwarzhaarige hatte dir Tore öffnen lassen und den Hellhaarigen mit in sein eigenes Herz begleitet.

Die Maske war gefallen. Sowohl von seinem Antlitz als auch von seinem Herzen, welches diese als schreckliche Last, so unendlich lange Zeit hatte tragen müssen. Es war erleichternd.

Seine Züge lockerten sich für einen Moment, als er in einen weiteren Gang bog und schon von weitem die weiße Doppeltür des Krankenzimmers erkannte. Doch nur kurz. Wenige Sekunden später war nichts mehr von Erleichterung und Hoffnung zu sehen.

Die letzten Meter verschnellerte er seine Schritte noch einmal und stieß ohne Rücksicht die weißen Türen auf. Diese stießen mit einem lauten Knall an die weißen sterilen Wände und ließen die Krankenschwester erschrocken zusammenzucken, welche gerade dabei war, ein Krankenbett zu beziehen.

Es dauerte bloß wenige Augenblicke, da hatte sich das junge, ein wenig dickliche Mädchen tief verbeugt und den beiden Männern bereits angewiesen den mageren Jungen auf eben dieses Bett zu legen.

Mit schnellen Schritten kam er auf sie zu, dass sie beinahe schon Angst hatte, er würde das Bett umrennen. Doch stattdessen bremste er geschmeidig ab und legte sanft den schwachen Körper auf die weiche Unterlage.

Wie als wäre er aus Glas ließ er ihn aus seinen Armen gleiten und passte auf, dass ihm nichts geschah. Derweil lief das Mädchen auf die andere Seite des großen Raumes und kramte in einer weißen Kommode.

Überall im Zimmer standen Betten, welche durch Vorhänge die Möglichkeit hatten, voneinander getrennt zu werden.

Zwischen diesen standen immer wieder großen Schränke und kleinere Kommoden mit vielen Schubladen, in welchen sich wohl Medikamente und Arzneimittel befanden.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt