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Ohne es unterdrücken zu können, schlug der Hellhaarige seine Augen auf und zog sich die kuschelige Decke noch ein wenig weiter unter das Kinn.

Seine Gedanken drehten sich um das Gespräch, welches die beiden jungen Männer noch wenige Augenblicke zuvor miteinander geführt hatten.

Ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er an dieses denken musste. Alles verstanden hatte er zwar nicht, doch eine ganz wichtige Sache hatte er herausgehört.

Der junge Prinz plante ihn gehen zu lassen. Er würde frei sein können und, wahrscheinlich das erste Mal in seinem Leben, unabhängig sein können. Euphorie und Freude durchströmte ihn als er daran dachte.

Die Tatsache, dass er wohl keinen Ort hatte, an welchen er gehen sollte und die meisten Bewohner der Stadt ihn hassten und verabscheuten, ignorierte er.

Zu sehr nahm der Gedanken der Freiheit seine Gedanken ein. Er würde nach so langer Zeit endlich frei sein.

Weder sein Vater noch die Menschen aus der Stadt würden ihm etwas anhaben können und auch der Prinz selbst könnte ihn nicht mehr so offensichtlich verabscheuen. Doch tat dieser dies wirklich noch?

Der Hellhaarige hatte klar und deutlich die Worte des Prinzen gehört und die kleine Geste gespürt. Die Stelle, an welcher die weichen, seidigen Lippen des Adeligen seine Stirn berührt hatte, kribbelte magisch und mit einem immer breiter werdenden Lächeln legte er seine Fingerspitzen auf diese Stelle.

Er war froh, dass es mittlerweile so dunkel war, dass er kaum mehr seine eigene Hand vor Augen sehen konnte.

Sein Herz schlug unglaublich schnell und hektisch gegen seine Rippen. Dies jedoch nicht schmerzhaft oder panisch. Es tat sich eher mit seinem kribbelnden Bauch und dem großen Verlangen laut zu quietschen zusammen.

Er konnte sein Glück nicht richtig fassen. Auf der einen Seite bekam er die Freiheit, welche er immer gehabt haben wollte und auf der anderen hatte er gerade zum ersten Mal in seinem Leben die Wärme richtiger Geborgenheit und Liebe gespürt.

Leise kicherte er und vergrub seine hellen Finger in dem ebenfalls hellen Lacken des Bettes.

So viele seiner Wünsche und Träume gingen gerade in Erfüllung, dass er nicht einmal bemerkte, dass er weder Angst und Panik vor dem Thronfolger verspürte noch vor dessen Reaktion auf die Tatsache, dass er gerade in dessen Bett lag.

Abrupt jedoch hörte der glückliche Ton auf seine Kehle zu verlassen und sowohl sein Blick als auch sein Gemüt wirkten auf einmal traurig.

Dort habe es noch eine weitere Sache, welche er in dem ganzen Trubel seiner Gefühle und seine euphorischen Gedanken nicht beachtet hatte.

Der Prinz wollte ihn gehen lassen. Es hieß also, dass dieser ihn praktisch wegschicken wollte und müsste, wenn der Hellhaarige sich weigerte.

Er realisierte, dass er wohl niemals jeden seiner Wünsche erfüllt würde haben können.

Entweder man ließ ihn geborgen fühlen und gab ihm Liebe und Zuneigung, oder aber man gewährte ihm die Freiheit. Beides hatte der Weißhaarige immer gewollt, doch in diesem Moment wusste er, dass er sich wohl irgendwann entscheiden würde müssen.

Wofür jedoch sollte er sich entscheiden?

Für die Freiheit, welche er bereits seit der frühsten Kindheit haben wollte? Die Freiheit über sich selbst zu bestimmen, zu machen, was er selbst wirklich wollte und die Freiheit zu haben den Menschen aus dem Weg zu gehen, welche ihn hassten.

Oder aber er entschied sich für die Zuneigung und Geborgenheit. Dann aber würde er wohl im Palast bleiben müssen. Zumindest so lange, er die Aussage des Thronfolgers richtig verstanden hatte.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt