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Apathisch starrte er nach vorne durch die Gitter.

Die Fackeln waren erneut erloschen und es war still. Niemand machte ein Geräusch.

Angst lag in der Luft.

Vor einigen Momenten hatte man noch das Schluchzen und Wimmern einiger Gefangenen vernommen, doch diese waren, als die Fackeln langsam erloschen, beinahe augenblicklich verstummt.

Der Weißhaarige war bereits seit mehreren Stunden wieder in seinem kleinen Gefängnis, doch man könnte meinen er wäre nicht dort. Denn anders als die anderen, hatte er kein Geräusch gemacht.

Kein Mucks war über seine Lippen gekommen. Kein Befehl seines Gehirns hatte seine Muskeln veranlasst sich zu bewegen.

Er starrte bloß abwesend, apathisch und unter Schock, auf einen willkürlichen Fleck vor sich.

Doch nicht einmal diesen konnte man benennen.

Er starrte einfach vor sich hin.

Die einzige Bewegung, welche von seinem Körper ausging, war das regelmäßige und langsame Schlagen seiner Augenlider.

Es war nicht so, als wäre er in seinen Gedanken verloren. Nein, im Gegenteil.

Seine Gedanken waren still. Hatten sich zurückgezogen. Sie hatten ihn allein gelassen. Er konnte nicht sagen wann dies passiert war.

Bevor der Mann ihn verprügelt hatte oder danach. Vielleicht auch währenddessen.

Der Hellhaarige wusste nicht einmal, wie viel Zeit seitdem vergangen war.

Denn sein Zeitgefühl hatte ihn ebenfalls im Stich gelassen.

Er fühlte sich allein. Hoffnungslos. Antriebslos.

Verloren in dieser grausamen Welt der Tränen und der Trauer.

Es war, als würden Tonnenweise Sandkörner ihn begraben, auf den Boden drücken und verschütten. Und eine Chance, diesen zu entkommen, gab es nicht.

Die Schmerzen, welche in Wellenartigen Stößen durch seinen Körper zu gehen schienen, nahm er nicht war.

Vor seinem inneren Auge sah er sich selbst. Seinen traurigen Anblick. Es kam ihm vor, als hätte seine Seele seinen Körper verlassen und würde ihn nun anstarren.

Diese Gedanken waren beängstigend. Denn er ahnte, nein, er wusste, dass er bereits aufgegeben hatte. Doch konnte er es wirklich akzeptieren?

Konnte er es wirklich einfach so hinnehmen, dass er gegen sich selbst verlor ohne seine Ziele und Wünsche, die unglaubliche Freiheit, jemals auch nur gestriffen zu haben? Würde er es nicht bereuen, wenn er es nun akzeptierte?

Oder würde es ihm eine Hilfe sein auch seinen Tod zu akzeptieren?

Sein Herz pochte langsam. Schwerfällig.

Mit jedem Pochen, mit jedem Moment, jedem Augenblick, schienen seine Schmerzen stärker zu werden.

Doch nicht die Schmerzen, welche seinen Körper belasteten, diese nahm er noch immer nicht wahr.

Es waren die Schmerzen, welche sich schon vor langer Zeit in seinem Inneren verankert und verfestigt hatten. Dort waren sie gewachsen und nun schien es, als wären sie ein riesiges schwarzes Loch, welches alle guten Gefühle nahm und bloß die schlechte übrigließ.

Sein Inneres erschien ihm so unglaublich leer und grau, dass er nicht einmal mehr wusste, wie es sich überhaupt anfühlte glücklich zu sein.

War er überhaupt jemals glücklich gewesen?

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt