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Zitternd richteten sich die Augen des Weißhaarigen auf einen unbestimmten Punkt in der Dunkelheit.

Es war stockdunkel. Kein Licht drang durch die eisernen Gitter oder Ritzen in dem Stein.

Die Sonne war schon seit Stunden untergegangen.

Seine kalten Hände legten sich um seine, an seinen schmerzenden Brustkorb, angezogenen Beine.

Er wusste nicht wie lange er schon dort saß, doch es waren weit mehr als ein Tag.

Es war schon das zweite Mal, dass die Sonne, während er sich in diesem Raum befand, untergegangen war.

Es war die zweite Nacht, welche er dort nun schon verbrachte.

Nachdem der Mann ihn alleine gelassen hatte, hatte er sich in die hinterste Ecke seines Gefängnisses zurückgezogen.

Er wusste nicht was nun mit ihm passieren würde.

Der Mann, welcher ihn hierhergebracht hatte, war noch nicht wiedergekommen. Und der zierliche Junge war sich nicht sicher, ob er überhaupt noch einmal herkommen würde.

Kam er überhaupt jemals hier heraus?

Er hatte einen unglaublich großen Fehler gemacht. Das wusste er nun. Und er wusste, dass er alles dafür geben würde diesen wieder gut zu machen.

Zwar wollte er nicht zu diesem gewalttätigen Mann und seinen Brüdern zurück, doch alles war besser, als Nächte zitternd in der Kälte zu sitzen und auf seinen Tod zu warten.

Kalte Tränen rollten über seine, ebenfalls ausgekühlten, Wangen.

Seine, vor Kälte und Erschöpfung zitternden Hände, hatte er um seine mageren Beine geschlungen, welche er an seinen schmerzenden Brustkorb gezogen hatte.

Er fror unglaublich und wollte so viel Wärme wie möglich generieren, doch es funktionierte nicht so gut, wie er es sich erhofft hatte.

Die Kälte ließ seine Glieder erzittern und den Schmerz in seinem Inneren für wenige Augenblicke vergessen.

Immer wieder fielen ihm erschöpft die Augen zu, doch an Schlaf war nicht zu denken.

Obwohl sein Körper schwach und erschöpft war, schien sein Geist umso wacher. Er wollte nicht schlafen. Er hatte Angst.

Was, wenn der Mann doch zurückkam und der Weißhaarige nichts davon mitbekam? Wenn sie etwas mit ihm anstellten und er es zu spät bemerkte?

Außerdem bescherte ihm diese heranwachsende Panik immer lauter werdendes Herzklopfen.

Sein Blut pulsierte in den Adern und er bildete sich ein es in seinen Ohren zu hören und spüren.

Nicht einmal seine Hand sah er vor Augen. Es war so still, dass er hatte das Auslaufen eines Wasserkruges hätte hören können, doch nichts geschah.

Kein noch so kleines Geräusch erreichte seine Ohren.

Immer schneller und lauter prallte sein Atem gegen seine fahlen Lippen.

Er wollte bloß hier heraus.

Es war ihm egal, ob es der Mann oder sein Vater war. Irgendjemand konnte ihn doch mit Sicherheit aus diesem schrecklichen Ort befreien.

Er fühlte sich, als würde er keine weitere Sekunde mehr in dieser kleinen Zelle verbringen können.

An seinem knochigen Rücken spürte er die eisige Kälte gepaart mit der modrigen Feuchtigkeit in seine Glieder übergehen. Sie ließ ihn erzittern.

In der Hütte war es nie nass gewesen. Vielleicht ein wenig kalt, doch lange nicht so schlimm, dass er keinen Schlaf fand, doch hier war es anders. Grausamer.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt