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Leise seufzend trat Eliot auf den Balkon. James folgte ihm augenblicklich und lehnte sich an das weiße Geländer.

Der heiße Wind wehte ihnen durch das dunkle Haar und gebannt betrachteten sie die untergehende Sonne.

Ihre schwarz wirkenden Augen funkelten in dem goldenen Licht und gaben ihnen einen kindlichen Schimmer. Erneut seufzte Eliot.

Die gesamte Anspannung und der ganze Ärger schienen in diesem Moment von ihm abzufallen und er merkte wie sich langsam, aber sicher auch seine Muskeln entspannten.

Mit geschmeidigen Schritten trat er etwas weiter vor neben James und legte beide seiner Hände auf das warme, beinahe heiße Geländer.

Tief atmete er die Luft ein. Zwar war diese alles andere als klar und ziemlich staubig, doch in diesem Moment konnte er sich nichts Besseres vorstellen. In Moment wie diesen, in welchen er tief die Luft seines baldigen Landes einatmete, fühlte er sich frei und vollkommen.

Alles fiel von ihm ab und mit den Gedanken zu den letzten Stunden schweifend, bildete sich sogar ein glückliches und ungezwungenes Lächeln auf den Lippen.

Im letzten Moment, bevor sein Vater wie ein wahnsinniger auf ihn zustürmen konnte und die Möglichkeit hatte ihm sein Schwert in den Körper zu rammen, waren die Wachmänner tatsächlich dazwischen gegangen und hatten sich still auf seine Seite geschlagen.

Zwar hatte sich der noch amtierende König ziemlich gewehrt, doch mit vereinten Kräften hatten sie ihn in den Kerker hinuntergebracht. Auch seine Mutter hatte der Schwarzhaarige aus ihrem Gemach holen und wegbringen lassen.

Doch dies war nur ein kurzer Befehl gewesen, welchen James mit einigen seiner Männer weiter ausgeführt hatte. Denn Eliot selbst war damit beschäftigt gewesen sich um den Weißhaarigen zu kümmern, welcher, bereits nachdem man den älteren Mann aus dem Raum geschafft hatte, durch diese ganze Aufruhe zitternd zusammengebrochen war.

Er hatte ihn schnellstmöglich beruhigt und anschließend in sein Zimmer gebracht. Auch die Krankenschwester hatte bereits nach ihm geschaut, ihm Speisen ans Bett gestellt und weiterschlafen lassen.

Der Blauäugige war unglaublich erschöpft. Seine Wunden forderten einiges an Kraft und Energie und auch die ganze Aufregung und Verwirrung tat ihm nicht gut. Etwas, was ihn aber sogar im Schlaf belastete, waren seine Gefühle, welche der Junge noch immer nicht einordnen konnte. Was genau war das zwischen ihm und dem Prinzen? Und warum war dieser überhaupt auf einmal so liebevoll zu ihm? Bekam er vielleicht endlich seinen langersehnten Wunsch nach Liebe, Geborgenheit und vielleicht sogar Freiheit erfüllt?

Unruhig wälzte er sich im weichen Bett des Thronfolgers. Seine Augen bewegten sich stark hinter seinen geschlossenen Lidern. Er befand sich gerade irgendwo zwischen der Tiefschlaf- und der Wach-Phase. Bloß leise hörte er den Prinzen erneut seufzen.

James lachte daraufhin hauchend.

>>Wenn es dich so sehr belastet, dann sprich mit mir<< trotzdem diese Situation eigentlich mehr als ernst war, hatte der Schwarzhaarige ein kleines Lächeln auf den Lippen.

Es war lange nicht mehr vorgekommen, dass Eliot sich so verhielt. Denn er seufzte immer häufig und laut, wenn ihn etwas belastete. Wahrscheinlich hing es damit zusammen, dass er so immer die Aufmerksamkeit seines Vertrauten auf sich zog. Dieser wusste meistens immer genau, wieso der Thronfolger sich nicht gut fühlte.

>>Ach... Ich weiß einfach nicht, wie ich jetzt handeln soll, was ich zuerst angehen soll und vor allem, wie ich das Alles erkläre und verantworte...<< seine Stimme klang so unglaublich verzweifelt und schwach, wie lange nicht mehr und es überraschte ihn selbst, dass ihn diese Schwäche nicht störte.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt