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Ohne, dass der Junge Widerstand leistete, packte man ihn grob und schliff ihn durch die nächtlichen Gänge.

Sein Blick war starr und leer auf die weiße Flügeltür des Thronfolgers gerichtet, durch welche dieser wenige Augenblicke zuvor verschwunden war.

Seine hellen blauen Augen waren noch immer glasig, doch anders als zuvor schossen aus diesen keine Tränen mehr. Es wirkte, als würden seine feurig roten Augen streiken. Zu viele Tränen hatte er bereits um etwas vergossen, was wohl niemals existieren würde.

Ob nun seine Freiheit, sein Wunsch Geborgenheit oder doch die Sehnsucht nach dem Tod, welcher ihn endlich erlösen sollte.

Egal, um was es genau ging, die Tränen waren aufgebraucht. Eine Sache jedoch, war noch nicht vorbei.

Eine einsame Träne rollte ihm die Wange hinunter. Sie war kalt und wirkte mindestens genauso leblos und zusammengesackt, wie der Junge, welcher sich starr mitziehen ließ.

Die Hoffnung auf Besserung und die Sehnsucht hatten sich mit diesen schrecklichen und grausamen Worten in Luft aufgelöst. Sein Gerüst war zusammengebrochen und zurück blieb ein Fundament, welches allein nicht stehen konnte.

Der Hellhaarige vernahm, wie seine Seele erst begann zu bröckeln und dann mit einem lauten klirren in sich zusammenbrach. Sein Herz war nur noch ein Scherbenhaufen. Jede Scherbe davon so winzig, dass man sie nicht einmal hochheben konnte. Sie würde wieder zerbröseln und durch die Finger gleiten. Ähnlich wie der rote Sand.

Nicht einmal mehr ein Schluchzen überkam die spröden Lippen des zierlichen Jungen. Seine Haare schienen mit jedem Augenblick matter zu werden.

Er fühlte sich, als hätte er versagt, doch zu ordnen bei was genau, konnte er nicht sagen.

Vielleicht war es das Leben, welches er versagt hatte zu leben, zu überleben.

Oder er hatte versagt sich seine Wünsche von Freiheit und Geborgenheit zu erfüllen.

Vielleicht war es aber auch die Gewissheit, dass es wohl keine Hoffnung mehr für ihn gab. Er wurde wohl immer in den Fängen irgendwelcher Personen sein, welche sein Leben nach ihren Vorstellungen gestalteten. Welche ihn herumschubsten und in eine Richtung drängten, in welcher er sich gar nicht befinden wollte.

Diese Leute nahmen Leben und formten diese nach ihren egoistischen Wünschen, gleich ob der Leidende sich wehrte oder nicht. Am Ende würde es so gut wie keinen Unterschied machen.

Es gab keine Möglichkeit für die Schwachen aus diesem System zu gelangen. In diesem Moment realisierte er endgültig, dass er sich wohl niemals befreien könnte, ganz gleich wie viel er hoffte und wünschte.

Am liebsten hätte er sich selbst geschlagen, dass er an diese Lüge wirklich so lange geglaubt hatte. Diese Lüge, welche er sich selbst erzählt und immer wieder selbst animiert hatte. Sie zu glauben und sie zu lügen. Es war hoffnungslos.

Der Hellhaarige hatte gar nicht gemerkt, wie die Gänge kälter und finsterer geworden waren.

Eine unangenehme Gänsehaut zog sich über die weiße Haut des Jungen und ein Frösteln ließ ihn aus seinen Gedanken schrecken.

Sein Körper schliff mittlerweile über kalten Stein. Überall Erhebungen, an welchen er sich seine Haut, durch seine zerfetzte Kleidung hindurch, aufschabte.

Doch dies nahm er gar nicht wahr. Die Kälte kroch so unglaublich schnell in seine Knochen, dass seine Beine taub wurden.

Es war, als hätte man den Jungen in Watte gepackt. Weder hörte er, wie sich die muskulösen Männer sich über den Jungen aufregten und nieder machten, noch nahm er seine Umgebung wahr.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt