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Unsanft hatte man ihn in eine der Pferdeboxen fallen und dort allein gelassen.

Noch immer konnte sich der Junge nicht richtig beruhigen. Erinnerungen schossen ihm, auch vor allem durch die groben Berührungen der Wachen ausgelöst, durch den Kopf und benebelten sein Bewusstsein. Es war, als würden sie alles blockieren.

Seine Umgebung nahm er nicht mehr war. Seine rationalen Gedanken, welche danach schrien, dass er sich beruhigen sollte, hörte er nicht. Bloß die Bilder seiner Erinnerungen waren in seinen Gedanken präsent.

Die Kraft, um sich von diesen loszureißen und seinen Körper endlich zu beruhigen, hatte er nicht. Es war, als wären sein Körper und sein Geist für diesen Moment getrennt gewesen. Beide wollten etwas Unterschiedliches. Beide bekamen dies nicht.

Der Weißhaarige merkte nicht, dass seine Gliedmaßen zitterten, sein Hals brannte und seine Lunge nach Luft schrie. Er hörte seinen Körper einfach nicht und so kam es wie es kommen musste.

All dies verstummte erst, als alle Systeme, sowohl seines Körpers als auch seines Bewusstseins, auf einen Schlag herunterfuhren und der Junge in Ohnmacht fiel. Dunkelheit umhüllte ihn. Doch nicht diese, welche ihm Angst und Panik bereitete. Eher diese, nach welcher er sich so lange gesehnt hatte. Denn so erlöste ihn von seinem und seinem Schmerz, wenn auch nur für eine kurze Zeit.

Tief und hastig einatmend schlug er das nächste Mal panisch die Augen auf. Sein Herz fing erneut an schnell und panisch zu schlagen.

Erleichtert schloss er die Augen und richtete sich langsam auf, als er bemerkte, dass wieder Sauerstoff seine Lunge erreichte.

Tief atmete er ein. Sowohl sein Arm als auch sein Hals schmerzten höllisch. Seine Gliedmaßen und Muskeln waren, vor allem durch die Panikattacke unglaublich erschöpft. Seine Rippen pochten schmerzhaft und seine Magen krampfte.

Er öffnete träge die Augen und ließ seinen Blick zu seinem schmerzenden Arm gleiten. War dieser nicht eigentlich schon gut verheilt gewesen?

Erschrocken riss der Hellhaarige die Augen auf, als er seinen Arm erblickte. Die Kruste war an vielen Stellen aufgerissen. Frisches Blut, hatte anstelle dieser eine neue Schutzschicht gebildet. Diese Stellen waren deutlich dunkelrot.

Vorsichtig hob er seine andere Hand und fuhr die Wege entlang, an welchen die Bluttropfen seinen Arm hinunter in das gelbe Stroh getropft waren. Dort hatten sich mehrere Halme rot verfärbt und die Flüssigkeit aufgenommen.

Seine Finger berührten die getrockneten Blutreste und strichen behutsam darüber. Genau wissen was passiert war, tat er nicht. Er konnte bloß sagen, dass eine Panikattacke seinen Körper ergriffen und ihm Erinnerungen durch den Kopf geschickt hatten.

Erinnerungen, welche er eigentlich schon lange vergessen wollte. Welche er immer so lange verdrängt und in seinem Hinterkopf versteckt hielt, bis der nächste Anfall seinen Körper durchschüttelte und aufwirbelte, ihn erschöpfte und sich auch noch danach wie ein dunkler Schatten über sie legte.

Apropos dunkler Schatten. Erschrocken riss er den Kopf nach oben an die hölzerne Decke und tatsächlich begannen dort gerade die ersten goldenen Sonnenstrahlen dieses Tages durch die Ritzen zwischen dem Holz zu strahlen.

Sein Herz, welche sich gerade ein wenig beruhigt hatte, begann sofort wieder panisch und schmerzhaft gegen seinen Brustkorb zu schlagen. Er musste den jungen Prinzen wecken und hatte nicht einmal eine wirkliche Ahnung, wo er sich befand.

Gequält wimmern richtete er sich auf und versuchte den Dreck und Staub von seiner, so oder so, besudelten Kleidung zu klopfen. Mit einer kurzen Handbewegung richtete er seine wirren weißen Haare und setzte sich langsam in Bewegung.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt