-'52'-

141 8 0
                                    

Am gesamten Leib zitternd presste sich der hellhaarige Junge an das modrige und nasse Gestein.

Seitdem man dort unten hin verfrachtet hatte, hatte er sich kaum aus der Ecke bewegt, in welche er sich schon ganz zu Anfang zurückgezogen hatte. Bloß, wenn ihm immer Mal wieder etwas Wasser, in einem beinahe lachhaft winzigen Krug, hineingestellt worden war, hatte er sich bewegte. So schnell er konnte war er zum Eingang seines Raumes gekrabbelt, hatte getrunken und sich danach sofort wieder in die Ecke zurückgezogen.

Am liebsten hätte er sich das kühle Nass eingeteilt, doch es war so wenig, dass er dies kaum schaffte. Nicht einmal seinen Durst konnte er stillen.

Zu Anfang war er noch immer wieder aufgestanden und gegangen, doch mit jeder Nacht, welche über ihn hinweg zog, schwand auch seine Kraft. Weder konnte er aufstehen noch sich bewegen.

Seine Gliedmaßen zitterten schon bei der kleinsten Bewegung vor Anstrengung und er merkte immer wieder, wie wenig Kraft er hatte. In der Nacht begann sein Körper oft unkontrolliert zu zittern. Einerseits war diese Reaktion der eisernen Kälte zuzuschreiben, welche sich dort unten breit machte. Andererseits jedoch lag dies auch an dem klaren Nahrungsmangel, welcher dem Weißhaarigen ziemlich zu schaffen machte.

Er wusste nicht, wir lange er genau dort unten war, die Nächte zu zählen, war ihm genauso wenig möglich, wie jemanden zu fragen, oder sich auch nur zu beschäftigen. Wenigere Male, als seine Hand Finger hatte, war jemand zu ihm in den Raum getreten und hatte ihm etwas Nahrung gebracht.

Der Junge nahm an, dass dies gerade so viel war, dass er überleben konnte. Und eben dies machte sich vor allem an seinem Körper bemerkbar.

Wo er zuvor noch glücklich gewesen war, nicht mehr so knochig, dürr und unterernährt zu sein, war er an diesem Punkt wieder angelangt. Die Fortschritte, dass man seine Knochen nicht mehr so sehr gesehen hatte und er sich besser fühlte, war dahin.

Ähnlich wie in seiner vorherigen Gefangenschaft, waren seine Haare fettig, dreckig und ungewaschen. Nun waren sie bloß noch länger. Sie gingen ihm beinahe bis zu seinen Schultern.

Seine Lippen waren spröde, trocken und eingerissen, sein Gesicht eingefallen und die Augenringe schrecklich tief. Sein Mund war beinahe immer Staub trocken und nicht einmal die wenigen Tropfen, welche er sich regelmäßig hinunterkippte, konnten daran etwas ändern.

Sein Rücken schmerzte, seine Rippen schrien und die riesige Narbe an seinem Arm juckte ungeheuerlich. Doch weder änderte er seine Position noch kratzte er.

Er saß seine Zeit ab, in dem er ins Leere starrte und in seinen Gedanken schwelgte. Es überraschte ihn ungemein, dass das Verlangen, sich erneut selbst zu Verletzten, noch nicht über ihn hergefallen war.

Noch nicht einmal seinen Kopf hatte er die meiste Zeit zur Entspannung an die kalte Wand gelehnt, sondern meist auf seinen immer knochiger werdenden Knien abgelegt.

Der Junge konnte kaum schlafen. Bei jedem Geräusch zuckte er zusammen und begann zu zittern. Die Panik schien nahe der Oberfläche zu schlummern und kratzte immer wieder unter seiner Haut.

So gut es ging, versuchte er gegen die schrecklichen Reaktionen seines Körpers anzukämpfen, doch es wurde immer schwerer. Man nahm ihm die Mittel sich vor sich selbst zu schützen.

Langsam, aber sicher, ging ihm nicht nur die Kraft aus. Auch die Schmerzen, welche Tag für Tag schlimmer zu werden schienen, hinderten ihn am Handeln. Es war also ein wahres Wunder, dass in seiner Panik noch nicht grausames geschehen war. Dass er sich in der Panik noch nicht selbst umgebracht hatte.

Diese gesamte Situation hielt er langsam nicht mehr aus. Der Blauäugige merkte, wie nicht nur sein Körper, sondern auch sein Geist an die äußersten Grenzen kamen.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt