-'9'-

263 14 0
                                    

Der Mann betrachtete jeden einzelnen genau. Blickte ihnen ins Gesicht und ließ seinen Blick über die dünnen, ausgemergelten Körper schweifen.

Hin und wieder schüttelte er den Kopf oder betrachtete manche bloß ein paar Moment, während er andere ganze Minuten betrachtete.

Der Hellhaarige erkannte, dass dies wohl der Mann war, welcher sie aussortierte und entschied wer in dieses Gebäude gehen durfte oder nicht.

Sein Herz klopfte laut gegen seinen Brustkorb, als er sah wie der Mann das Mädchen, vor dem Weißhaarigen, bloß ein paar Sekunden betrachtete und ihm dann entgegenblickte.

Der Blick des Mannes, welcher aus den beiden braunen dunklen Augen kam, war kalt und fokussiert. Es schien, als würde er bloß seine Arbeit verrichten und sich nicht dafür interessieren, wer nun weiter kam oder nicht.

Seine Handflächen begannen zu schwitzen und nervös fragte er sich, was genau ihn in diesem Haus erwarten würde, falls man ihn nicht aussortierte.

Aber die bessere Frage war, was geschah, wenn er es wurde? Würde er sterben? Würde er wieder in die Zelle gebracht werden? Würde er zurück in den Palast oder, noch schlimmer, zu seiner Familie gelangen?

Unsicher spielte er sich an den verschwitzten Händen, welche er sich nicht traute an seiner dreckigen Kleidung abzuwischen.

Noch immer starrte der Mann ihm in die Augen.

Sie erinnerten ihn an ein wachsames Tier, welches seine Beute nicht aus den Augen lassen wollte.

Plötzlich packte er sein Kinn und drückte den Kopf des Hellhaarigen gewaltsam noch oben.

Abfällig betrachtete er ihn.

Ein ängstliches Wimmern war zu vernehmen.

>>Was ist das?! Wer bist du?! Wieso siehst du so aus?!<< eigentlich sollte er diese Worte gewohnt sein, denn er bekam diese Kommentare schon oft in seinem Leben zu hören, doch trotzdem traten ihm in diesem Moment Tränen in die Augen.

Er wollte es nicht zugeben, aber er hasste sich selbst wirklich dafür, dass er dieses Aussehen hatte. Dass er so war, wie er eben war.

Warum hätte er auch nicht anders geboren werden können?

Ein abfälliges Schnauben war zu hören.

Zitternd rollte ihm eine Träne über die Wange und er atmete erleichtert seinen angehaltenen Atem aus, als er feststellte, dass der Mann sein Kinn losgelassen hatte. Er hatte nicht einmal mitbekommen, dass jenen ihn angehalten hatte.

Den Mann hörte er hinter sich zum Nächsten gehen.

Mit einem Mal überrollte ihn Angst. Was würde nun mit ihm geschehen? Bei den anderen hatte er mehr oder minder eindeutig gesehen wie die Meinung des Mannes über sie war, doch bei sich selbst sah er kein Anzeichen.

Weder ein Positives noch ein Negatives. Angstschweiß brach ihm aus und eine Panik machte sich über ihn her.

Er wollte doch noch gar nicht sterben!

Er war so sehr in seinen Gedanken über sein womöglich nahestehendes Ende vertieft, dass er nicht bemerkte wie er Minutenlang auf einen Fleck auf dem Boden vor sich starrte.

Ebenfalls bemerkte nicht, dass sich der Zug in Bewegung setzte und der Mann schon längst wieder in dem heruntergekommenen Gebäude verschwunden war.

Er kam erst wieder in die Realität zurück, als er schmerzhaft das Metall von Handschellen in seinem Rücken spürte.

Ein schmerzhafter Laut verließ seine Lippen.

Gerade hatte er sich in Bewegung gesetzt und war ein paar wenige Schritte gegangen, da hielten sie auch schon wieder an.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt