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Nachdem der Junge eingeschlafen war, hatte der Schwarzhaarige ihn provisorisch mit ein paar Handtüchern abgetrocknet.

Diese fanden sich in einem der Nebenräume, welche sich von dem großen Hauptraum abtrennten.

Den Arm des Weißhaarigen hatte er mit einem Tuch verbunden. Was war bloß mit dem armen Jungen geschehen?

Er fuhr dem Hellhaarigen verträumt durch die hellen, noch ein wenig nassen, Haare und verlor sich in seinen Gedanken. Er konnte sich diese Minuten, in welchen er sich um den Jungen gekümmert hatte und in seinen Gedanken versunken war, eigentlich gar nicht erlauben. In Tagen wie diesen war es immer besonders stressig und er hatte kaum Momente, in welchen er wirklich zur Ruhe kommen konnte.

James hatte es beinahe schon im Gefühl, dass ihm eben diese Minuten am Ende fehlen würden, doch er fühlte sich gerade mehr als danach sich diese Augenblicke zu nehmen.

Am liebsten hätte er den Jungen neu eingekleidet und ihn ein wenig eingewiesen. Er hätte ihm erklärt, was mit ihm passierte und wo er sich befand, doch die Zeit rann ihm davon. Immerhin hatte er kaum noch Zeit.

Abgesehen davon, dass sich der junge Mann selbst noch einmal neu einkleiden musste, würde die ersten Gäste schon in wenigen Stunden anreisen. Zwar hatte er schon die letzten Wochen damit verbracht alles genaustens zu planen, damit auch ja nichts schief ging, doch es waren noch immer feinschliffen zu erledigen. Ein paar wenige kleine Dinge waren ebenfalls noch ungeklärt und die Gedanken daran, dass deshalb etwas schief gehen könnte brachten den Jungen mehr als nur zum Schwitzen.

Zwar hatte er sich selten große Fauxpas geleistet, doch er hatte immer ein wenig Angst davor. Diese würde dadurch bestärkt, dass er nicht wusste wie ihre Majestäten darauf reagieren würden. Sie verließen sich allesamt auf ihn.

Er befand sich noch immer in den Bädern der Bediensteten. Noch hatte er es nicht verlassen und starrte auf das Wasser, welches sich in seichten Wellen bewegte. Der Junge, welcher noch immer von dem Schwarzhaarigen getragen wurde, war nicht aufgewacht.

Der Junge musste ziemlich erschöpft sein, was der junge Mann mehr als nur verstehen konnte.

Etwas, was er aber nicht verstand war, warum der Junge ihm so schnell vertraut hatte. Es machte eigentlich ziemlich wenig Sinn. Er hatte nicht angenommen, dass es so einfach werden würde. Eher hatte er gedacht, dass der Hellhaarige sich wehren und um sich treten würde.

Vielleicht strahlte er auch einfach eine besondere Ruhe aus. Bei diesem Gedanken musste der Schwarzhaarige leise glucksen und riss sich selbst damit aus den Gedanken. Das konnte er nun wirklich nicht glauben.

Wahrscheinlich musste er mit dem Jungen einmal darüber sprechen. Vor allem war dies wichtig, um weitere Paniksituationen und mögliche Auslöser zu vermeiden. Ebenfalls hätte er gerne gewusst, was dem Jungen widerfahren war.

Doch er war nicht bloß interessiert an der Vergangenheit des Jungen, welche wohl diese Schädigung seiner Psyche zur Folge hatte, sondern auch an dem Grund für sein, zugegeben merkwürdiges Aussehen. Noch nie war er einer Person begegnet, welche weder dunkle Haare, noch Augen oder gebräunte Haut besaß. Doch anders als die Menschen auf dem Markt, empfand er dies alles andere als abstoßend mehr interessant. Es war neu für ihn. Etwas was er ergründen musste.

Kindliche Neugier und Euphorie durchströmten ihn. Doch diesen Gefühlsregungen konnte er wohl erst die nächsten Tage angehen, erst einmal musste er sich um die weiteren Vorbereitungen kümmern.

Seufzend riss er also seinen Blick los und steuerte die Tür an. Umständlich drückte er die Klinke mit seinem Knie hinunter, da der Junge noch immer auf seinem Arm saß und trat ins Freie. Sofort umgab ihn angenehme Luft. Erst in diesem Moment wurde ihm wirklich bewusst, wie hoch die Luftfeuchtigkeit in diesen Bädern wirklich war.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt