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Seine Gliedmaßen zitterten und sein Brustkorb hob und senkte sich panisch, als er sachte die Tür hinter sich zuzog und sich gegen diese lehnte. Den Hinterkopf an das weiße Holz gepresst, schloss er erschöpft die Augen und atmete tief durch.

Er musste sich beruhigen, doch zu groß war die Angst davor, dass der junge Prinz ihn ein weiteres Mal wegschicken würde. Der Weißhaarige wollte nicht wieder dorthin und er nahm sich vor, alles dafür zu tun, damit eben dies nicht mehr geschah.

Seine Beine drohten unter ihm zusammenzubrechen, so sehr zitterten sie. Sein Magen zog sich krampfend zusammen und seine Rippen pochten schmerzhaft. Die Wunde am Arm zog und sein Kopf dröhnte noch ein wenig von den Ohrfeigen, genauso wie seine Wange ein wenig spannte und schmerzte.

Sein physischer Zustand war also nicht der Beste, doch über seinen psychischen wollte er erst gar nicht nachdenken. Ihn überrollten Panikattacken, er bildete sich Kreaturen ein, welche ihm Angst machten und seine einzige Hoffnung war dahin.

Vielleicht hatte er es einfach nicht verdient? Vielleicht hasste ihn das Schicksal? Egal, was er nun tat, er würde es bereuen, wenn es gegen den Willen des Prinzen war. Also musste er sich diesem wohl oder über beugen.

Schwer seufzend strich er sich die letzten Tränen aus dem Augenwinkel und richtete sich auf. Seinen Rücken drückte er durch und leicht stützte er sich an der goldenen Türklinke ab.

Er wollte nicht schwach und zerbrechlich wirken. Der Hellhaarige wusste, dass er wohl nun stärker denn je sein musste, denn schlimmer als die unberechenbaren Menschen, waren diese, welche unberechenbar, skrupellos und auch noch mächtig zugleich waren.

Und leider war er genau an einen solchen Menschen geraten.

Der magere Junge wusste, dass er sich beeilen musste. Der junge Mann würde wohl keine Ewigkeit auf ihn warten und nachher bekam er doch noch eine schlimme Strafe.

Zu sehr übernahm die Angst seine Gedanken, als dass er sich dazu entscheiden konnte sich zu wiedersetzen. Es war nun so oder so alle Hoffnung verloren, wieso also sollte nun nicht alles auf eine Karte setzen. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass es alles bloß schlimmer machen würde.

Sodass er der Angst, welche seinen Körper überfiel, zum ersten Mal in seinem Leben dankbar war, da sie ihn vor einem schweren Fehler bewahrte. Denn er schätzte den kalten pechschwarzhaarigen Prinzen so ein, dass dieser den Fakt der Flucht nicht auf sich sitzen lassen, sondern ihn wieder aufspüren würde.

Der muskulöse Mann würde ihn wieder hierherholen und bloß noch grausamer und schmerzhafter behandeln als so oder so schon. Er war dem Prinzen bisher bloß zum zweiten Mal gegenübergetreten und sich zum ersten Mal mit ihm unterhalten und trotzdem hatte er schon seine mächtige Aura zu spüren bekommen.

Man sah Dinge, welche man sehen sollte. Man sollte sehen, wie skrupellos und kalt dieser Mensch war, doch man sah nichts Weiteres. Bloß diesen jungen Mann, welcher über Leichen gehen würde, um seinen Willen durchzusetzen. Um den Hass zu verbreiten, welcher ihn durchzog. Der Weißhaarige hatte es in diesen schrecklichen Augen gesehen und würde es wohl niemals vergessen können.

So schnell er konnte, lief er den Gang hinab. Man hatte ihm nicht gesagt, wo er die Küche finden konnte und so musste er jemanden finden, der ihm dies sagen konnte. Es schien, als hätte das Leben ein klein wenig Erbarmen gehabt, denn schon nachdem er das erste Mal abgebogen war, entdeckte er ein Hausmädchen, welches gerade mit einem Staubwedel ein großes Portrait entstaubte.

Zaghaft und zurückhaltend hatte er sie nach dem Weg in die Palastküche gefragt und tatsächlich hatte sie es ihm beschrieben. Er hastete ein paar Gänge entlang, wobei er seine eine Hand an der Wand und die anderen an seinen Rippen hatte. Seine Beine zitterten und schmerzten.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt