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Getroffen räusperte sich James. Er hatte wohl alle Sympathie des Jungen wieder verspielt. Normalerweise hätte er dies einfach so zur Kenntnis genommen und sich nicht weiter darum geschert, doch bei diesem Jungen war es anders.

Der Hellhaarige war anders. Er hatte etwas an sich, was den Schwarzhaarigen interessierte und ihn mit jeder Sekunde hatte sicherer werden lassen, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Dieses andersartige lag aber nicht am Aussehen oder Verhalten des Jungen. Ganz im Gegenteil. Der junge Mann glaubte, dass es einen Grund gab, wieso er so war. So aussah. Als hätte das Schicksal selbst seine Finger mit im Spiel.

Die Einzigartigkeit kam allein aus dem Inneren des Jungen. Aus seinem Herzen. Es war dieser Schimmer in seinen Augen, welchen den jungen Mann dazu verleitete, so zu denken. Es schien, als hätte er schon so unglaublich viel erlebt, doch trotzdem lag dort so viel Unschuld und Schmerz in diesen Augen, als wäre er nie über die Vergangenheit hinweggekommen. Als wäre er noch immer ein kleines Kind.

Wo es bei James die kindliche Freude und Neugier ging, war es bei dem Weißhaarigen eher die Naivität und der Wunsch nach Unmöglichem.

Seufzend richtete er sich auf und schob den Jungen dabei sanft von seinem Schoß. Wohl oder übel musste er ihn wohl wieder zurückbringen, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass Eliot ihn an diesem Tag nicht noch einmal sehen wollte. Der Weißhaarige wollte schlichtweg vor ihm flüchten.

Sein Blick glitt von dem Jungen, dessen Augen noch immer Tränen ausspuckten, zu dem Essen, welches der Junge zuvor noch gegessen hatte.

Die Nahrung war gerade mal zu einem Viertel verschwunden und am liebsten hätte er ihn dazu gezwungen noch mehr zu essen, doch er wollte es nicht noch schlimmer machen. Wenigstens hatte er etwas gegessen.

Der junge Mann hoffte, dass der Hellhaarige bald wieder zu Kräften kommen und wieder etwas zu nehmen würde. Denn so, wie es aussah, war sein Gewicht ziemlich kritisch und so hatte er definitiv nicht so viel Energie, um den ganzen Tag zu arbeiten. Doch genau das würde seine Aufgabe in diesem Palast sein.

Frustriert seufzte er. Er konnte ihn nicht einmal davor bewahren. Jedoch war er sich noch immer sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Es war das Richtige. Eliot brauchte so jemanden. Und der namenlose Junge ebenfalls.

Dies hatte er bereits erkannt, als er den Jungen auf dem Markt entdeckt hatte. Er schien so unglaublich hilflos gewesen zu sein, doch er war stark und hatte es so weit geschafft.

Gerne hätte er den Namenlosen über seine Vergangenheit ausgefragt, doch dies hatte er sich höchstwahrscheinlich erst einmal verspielt. Aber er akzeptierte es.

Der Hellhaarige hatte die ganze Zeit auf den Boden gestarrt und gewartet bis sie dieses Zimmer endlich verlassen konnten. Die Tränen flossen ihm nur so über die Wangen, doch er konnte es nicht unterdrücken. Seine Gedanken waren zu laut geworden, als dass er sich hätte ignorieren können.

Er machte bloß Fehler. Sein Leben war ein Fehler. Er selbst war ein einziger großer Fehler. Warum war er bloß so dumm und naiv? So gutgläubig und leicht verletzbar? Seine eigenen Gedanken und Entscheidungen, welche ihn dazu verleitet hatten, dem jungen Mann zu vertrauen, erschienen ihm fremd. Die Gefühle waren nicht richtig. Einfach falsch.

Er sollte sich nicht bei jemandem wohl fühlen, der ihn so oder so bloß wegen seinem Aussehen verabscheute. Der es genauso ekelhaft und abstoßend fand wie alle anderen.

Der Schwarzhaarige wollte ihm eine Hand auf die Schulter legen und ihn aus dem Raum führen, doch bevor seine Hand seine Schulter überhaupt berührt hatte, war jener bereits ausgewichen.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt