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Tränen liefen seine Wangen hinab. Der Weißhaarige lag regungslos im trockenen Stroh und starrte an die hölzerne Decke der staubigen Stallung.

Hin und wieder schluchzte er leise auf, wobei dieses Geräusch das einzige war, welches die Umgebung füllte.

Schon vor geraumer Zeit waren die Töne, außerhalb, im Innenhof des Palastes, verstummt und die Nacht war hereingebrochen.

Durch die Lücken und Spalten im Holz konnte man die eisige Schwärze erkennen, welche mit ihrer Kälte langsam, aber sicher in seine Knochen zu ziehen schien.

Der Junge begann schrecklich zu zittern und versuchte sich einzurollen, um so viel Wärme wir nur irgend möglich zu ergattern. Doch so einfach wie dies klang, war es ganz und gar nicht.

Als man ihn vor einigen Stunden aus der sandigen Seitengasse geholt und wieder mit ins Schloss genommen hatte, war er, körperlich bereits am Ende und ausgereizt gewesen, doch was danach geschah, war definitiv zu viel gewesen.

Einige Wachen hatten ihn ohne Rücksicht auf Verluste durch die menschenleere Nacht hinauf zum Schloss gezogen und dort hinunter in die Kerkeranlagen gebracht.

Der Hellhaarige hatte angenommen, dass er dort nächtigen musste, doch hätte er gewusst, was ihn wirklich erwartete, hätte er sich gewehrt.

In diesem Moment jedoch war er der Annahme dies verdient zu haben. Immerhin hatten diese jungen Männer ihn aufgehalten. Und dazu war er viel zu schwach gewesen, um sich selbst zu verteidigen. Da war eine gewisse Strafe bloß gerecht.

Er nahm an, dass diese eine Nacht im Kerker sein würde, doch er hatte nicht gewusst, dass man sich so sehr täuschen konnte.

Nachdem die Männer mit ihm zusammen in den Raum getreten waren und die Tür hinter sich verriegelt hatten, hatte seine wirkliche Strafe begonnen.

Davor hatte er noch angenommen die Schläge mit der Peitsche, welche man ihm etliche Tage zuvor schon einmal gegeben hatte, waren schlimm und grausam gewesen, doch nach dieser Erfahrung hatte er seine Meinung ganz schnell geändert.

Der Hellhaarige war froh, dass er sich nicht mehr an die gesamte Prozedur seiner Folter erinnern konnte, doch die schrecklichen Male auf seinem Körper, welche selbst diese der schmerzhaften Peitsche und vorherigen Strafen seines Lebens in den Schatten stellten, sprachen mehr als nur für sich.

Jede Bewegung schmerzte, jeder Wimpernschlag ließ ihn wimmern und bei jedem Atemzug hatte er das Bedürfnis zu kreischen. Es tat so unglaublich weh.

Er sah es zwar nicht, doch sein Oberkörper war besonders an den Rippen in den verschiedensten Farben angelaufen und leuchteten dem Betrachter entgegen.

Die Kleidung, welche die jungen Männer in der Stadt bereits zerrissen hatten, hingen ihm noch mitgenommener von seinem Körper.

In diesem Moment nahm er es zwar nicht wahr, doch die Schmerzen in seinem Herzen übertrafen selbst die der körperlichen Folter.

Sein Herz war in Zwei geteilt, herausgerissen und zertreten worden. Es war bloß noch ein Fetzen seiner einstigen Vollkommenheit und Schönheit selbst, welche es einmal in seiner Kindheit gehabt hatte.

In seiner Kindheit, bevor die gleichen jungen Männer wie am späten Nachmittag in der Stadt gekommen waren und ihm selbst das Streifen durch die Stadt zur Hölle gemacht hatten. Sie selbst waren damals noch Kinder gewesen, doch hatten ihn bereits abscheulich gehasst.

Bei jeder Gelegenheit fingen sie ihn ab, zogen ihn mit sich und verprügelten ihn. Immer und immer wieder war dies geschehen, bis der Weißhaarige sich nicht mehr in die Stadt getraut hatte, außer, um auf den Markt zu gehen. Dort hatten sie ihn in Ruhe gelassen.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt