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Durch einen unsanften Stoß fiel der Weißhaarige nach vorne und landete, mit seinen Knien und Händen voraus, auf dem kalten Steinboden.

Hinter ihm fiel mit einem lauten Knall die stählerne Gittertür ins Schloss und hinterließ eine beängstigende Stille.

Obwohl er wusste, dass sich die Schritte noch nicht entfernt und die grazile kalte Gestalt sich noch immer, in Begleitung des großen Riesen hinter ihm befand, traute er sich nicht aufzusehen.

Seinen Kopf ließ er auf den kalten Boden sinken und lautlos liefen ihm Tränen über die ebenfalls kalten Wangen.

Er wusste, dass, wenn er irgendwann hier herauskommen sollte, sein Vater ihn zu Tode prügeln würde.

Abgesehen von dieser unbeschreiblichen Angst, welche seine Glieder erzittern ließ, wenn er nur daran dachte, war es fraglich ob er diese Nacht überhaupt überlebte.

In der Hütte, welche sie bewohnten, war es nachts zwar nicht besonders warm, doch immer noch so warm, dass der wimmernde Junge weder erkrankte noch besonders stark fror. Doch in diesem, am Tage schon kühlen, Gemäuer, unter dem Wohnsitz der Königsfamilie, wusste er nicht ob sein Körper Nächte, welche ihn zum Erzittern und Frieren brachte, aushielt.

Er ahnte, dass ihn schlimme Dinge erwarten würden.

Er wusste, dass er Fehler gemacht hatte, für die er bestraft werden würde. Völlig gleich ob von seiner Familie oder von Menschen, die ihm fremd waren.

Das eine wäre genauso schlimm wie das andere, so beschloss er nicht zu unterscheiden wer eine verdiente Strafe durchführte. Zu unterscheiden galt es eher, welche Methode gewählt und welche Stärke entschieden wurde.

Wahrscheinlich würde es sich genau an diesen Punkten spalten und da er noch nie in seinem Leben von offiziellen Kräften getroffen wurde, konnte er schwer einschätzen, ob sein Vater nun schlimmer war oder eben nicht.

Ängstlich wimmernd rollte er sich auf dem Boden zusammen. Jeder seiner herzzerreißenden Schluchzer, ließ seine Gliedmaßen erzittern.

Noch immer blickte der schwarzhaarige Mann verachtend auf die erbärmliche Gestalt hinab, welche er soeben in den Kerker hatte schmeißen lassen.

Eine seiner persönlichen Wachen hatte er, mit einer Botschaft an die Familie des schluchzenden Etwas vor ihm, losgeschickt.

Sie würden ihn entweder freikaufen müssen oder er würde an einen der Sklavenhändler unten in der Stadt verkauft.

Der junge Mann wollte bloß einen festen Preis für die Vergehen, welche der Abgemagerte am Boden begangen hatte. Das restliche Geld, welches bei einem Verkauf herausspringen würde, könnte seine Familie behalten.

Doch diese Entscheidung traf nicht er, sondern die Angehörigen des Weißhaarigen Jungen.

Aus der Erfahrung konnte er jedoch sagen, dass die Familien meist kein Geld hatten und sich somit für die zweite Option entscheiden mussten.

Verächtlich schnaubte er und blickte auf den schwächlichen Jugendlichen.

Er hasste schwache Menschen. Er hatte sie schon immer gehasst.

Sie konnten sich, weder mental noch körperlich, wehren und meistens erwarteten sie Mitleid oder Hilfe von Menschen, welche weit über ihnen standen.

Hasserfüllt blickte er auf den Jungen hinab, welcher immer wieder von seinen Schluchzern gepackt und geschüttelt wurde.

Seine Hände griffen nach den Gittern, schlossen sich so fest um diese, dass seine Fingerknochen schon weit herausstachen.

Er hatte auch kein Mitleid bekommen.

Wüstenrose [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt