7 - Joggende Bekanntschaft

5K 122 4
                                    

Nachdem sich Franco und Phil mit den Worten: „Und jetzt wollen wir dich wirklich nicht mehr unter solchen Umständen sehen", verabschiedet haben und meine Behandlung vollendet war, war ich dann am Abend auch wieder zu Hause. Meine Krankschreibung wurde nur um eine Woche verlängert, damit meine Wunde an der Handfläche wirklich ordentlich verheilen kann. Luca kann, natürlicherweise, nicht einfach noch eine Woche Urlaub nehmen, weshalb er dann auch gehen muss. Aber die Woche habe ich auch irgendwie ausgehalten, der Leiter der Rettungswache, bei der ich anfange, hatte auch Verständnis, sodass heute mein erster Arbeitstag ist.

Motiviert springe ich, ohne Fäden in meiner Hand, extra früher aus dem Bett. Meine Schicht beginnt um 8, ich soll eine halbe Stunde früher da sein, damit der DGL mir alles in Ruhe zeigen kann. Um vorher noch joggen zu gehen, was ich öfter vor der Arbeit mache, um einen freien Kopf zu bekommen, stehe ich jetzt schon um 6 Uhr auf, schmeiße mich in meine Sportklamotten, binde meine dunkelblonden bis hellbraunen Haare, die mir etwas über die Schultern gehen, zu einem hohen Pferdeschwanz und jogge los. Außerdem muss ich langsam mal wieder fit werden, nach so langer Zeit zu Hause.

Zuerst renne ich etwas hilflos durch die Gegend, bis ich unerwartet einen schönen Park naheliegend meiner Wohnung entdecke, in den ich nun jogge und dort meine Runden drehe.

Bereits nach einer Runde taucht vor mir ein weiterer Jogger auf. Bis auf ihn ist der Park um diese Uhrzeit noch leer, mit Ausnahmen von einigen Hundehaltern. Bei Näherkommen erkenne ich diesen Jogger.

„Hallo Phil", meine Aussage klingt etwas wie eine Frage. Angesprochener zuckt kurz zusammen, ehe er seinen Kopf zu mir dreht. „Sofia? Schön, dich zu sehen. Und diesmal als fitte junge Frau." Ich muss lachen und schüttele leicht den Kopf. „Ich wohne in einer ganz schönen Gegend. Das fällt mir erst jetzt auf, auch wenn ich seit knappen zwei Monaten hier wohne." Jetzt ist es Phil, der auflacht. „Mhm, davon einen im Krankenhaus und drei Wochen zu Hause krankgeschrieben." Verwundert gucke ich ihn an, was er mitbekommt und sich erklärt. „Ich habe so meine Kontakte. Aber weißt du, ich bin wirklich glücklich, dich so hier zu sehen. Sehr wenige Fälle gehen mir so nahe wie dein Unfall. Ehrlich, der hat mich die Zeit, in der ich nicht wirklich wusste, wie es dir geht, tagtäglich verfolgt." Er bleibt stehen und ich tue es ihm gleich. „Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet", gebe ich ehrlich zu. „Franco ging es nicht anders. Unter anderem auch, weil du eben noch so eine junge Frau bist." „Du sprichst ja so, als wärst du schon ein alter Sack." „Bin nur vier Jahre älter als du, also auch noch ein junger Mann", verschmitzt grinst er mich an, was ich erwidere.

Gemeinsam laufen wir weiter und unterhalten uns noch über Gott und die Welt, bis er plötzlich eine Frage stellt, die mich wieder in das richtige Hier und Jetzt holt. Mit ihm habe ich einfach die Zeit und meine Umwelt irgendwie ausgeblendet. „Was machst du eigentlich beruflich?" Bevor ich ihm antworte, werfe ich mal wieder einen Blick auf die Uhr. „Scheiße, Phil tut mir wirklich leid, aber ich muss los. Heute ist mein erster Arbeitstag und ich muss eine halbe Stunde früher da sein. Ich hab die Zeit total vergessen, aber ich muss los, man sieht sich bestimmt." Etwas überrumpelt guckt er mich an. „Wie spät?", stellt er dann die Frage, ebenfalls etwas erschrocken. „Um sieben. In einer halben Stunde muss ich da sein und vorher noch duschen." „Um sieben? Okay, ich muss auch nach Hause, meine Schicht beginnt in einer Stunde. In welche Richtung musst du?"

Ich deute nach links, er nickt und rennt mir hinterher. Schlussendlich stellen wir fest, dass er nur zwei Straßen neben mir wohnt. Was für ein Zufall. Unter der Dusche fällt mir dann ein, dass ich ihm meinen Beruf jetzt gar nicht gesagt habe.


Zufälle verbinden (Asds)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt