‚Die Zeit fliegt, wenn du Kinder hast.' Diesen Satz haben Phil und ich oft gehört. So wirklich vorstellen konnten wir uns das nicht - bis jetzt. „Jetzt geht es ab ins Bettchen." Phil stellt Mila auf ihre Beine, die sofort losläuft. Noch etwas unsicher, aber sie schafft es trotzdem ohne Sturz ins Kinderzimmer. Neben ihr Leni. Die zwei haben an ihrem ersten Geburtstag ihre ersten Schritte gemacht, jetzt, nach zwei Monaten, laufen sie schon ziemlich gut.
Der erste Geburtstag war emotional. Nicht nur bei mir sind Tränen geflossen, auch bei Phil. Durch die Kinder lerne ich an ihm eine sehr emotionale Seite kennen.
„Sag mal, ist alles okay mit dir?", frage ich, nachdem Phils Bettdecke schon zum gefühlt hundertsten Mal geraschelt hat. Er wälzt sich von links nach rechts, obwohl er laut seiner Aussage so müde sei, dass er gleich schlafen werde. Ruckartig setzt er sich auf und guckt mich an. „Die zwei können morgen doch nicht in den Kindergarten! Du hast sie gefühlt erst gestern geboren", platzt es aus ihm raus. Daran liegt es also. Ich kann nicht anders und muss grinsen. „Du machst dir Sorgen, oder? Guck mal, die Eingewöhnung hat doch ohne Probleme geklappt, da brauchst du keine Bedenken zu haben. Außerdem hat doch in der ersten Zeit noch immer einer von uns Frei, sodass jederzeit jemand im Kindergarten sein kann." „Schon, aber wir können unsere Babys doch nicht allein lassen", jammert er. „Wir lassen sie auch nicht allein." „Sie werden doch traurig sein, wenn sie nicht den ganzen Tag bei uns sind." „Phil, es gab bei der Eingewöhnung keinerlei Probleme. Ich glaube eher, dass du damit Probleme hast. Kann das sein?" Von ihm kommt nur noch ein undefinierbares Grummeln zurück, dann legt er sich wieder hin und starrt an die Decke. Ich knipse mein Nachttischlicht aus und lege mich ebenfalls hin, jedoch halb auf ihn rauf. Durch den Mond, der unser Schlafzimmer in ein leichtes Licht taucht, sehe ich ihm direkt in die Augen. „Unsere Kinder werden später lachen, wenn ich ihnen das erzähle", flüstere ich. „Ich habe nichts mehr zu lachen", gibt er mit todernster Miene zurück. Seine zuckenden Mundwinkel verraten ihn jedoch. „Jetzt übertreib hier mal nicht." Ich weiß, womit ich ihn kriege. Sanft fange ich an, ihn zu küssen. Da kann er nicht widerstehen und vertieft den Kuss sofort, ich wusste es.
„Guck, ich hab es doch gesagt. Sie will meine Hand gar nicht mehr loslassen." Mila steht an Phils Hand, der vor ihr hockt, und guckt ihren Papa verwirrt an. „Phil, du hältst ihre Hand fest." „Stimmt doch gar nicht!", protestiert er jämmerlich. Er kann sich einfach nicht trennen. „Hörst du das? Ich glaube, Leni weint schon." „Das ist nicht Leni. Sie sitzt etwas weiter hinter dir und wird von einer Erzieherin bequatscht. Leni lacht." „Tja, aber wenn Mila meine Hand nicht loslassen will, werde ich sie auch nicht dazu zwingen. Komm meine Kleine, wir gehen wieder. Aber dann müssen wir Leni auch mitnehmen." Entschlossen steht er mit Mila auf dem Arm wieder auf, die hier anscheinend gar nichts versteht. „So Herr Funke, Sie haben sich ja gerade lang genug verabschiedet. Ich werde mich jetzt um Ihre Tochter kümmern." Vor ihm taucht eine Erzieherin auf. „Nee, geht schon. Wir werden jetzt wieder nach Hause gehen. Mila möchte nicht hierbleiben." „Phil!", kommt es halb lachend, halb warnend von mir. Ich nehme ihm in seinem kurzen Schockmoment Mila ab. „Tschüss meine Süße, bis nachher." Dann lasse ich sie auf ihre Beine und sie flitzt sofort zu Leni rüber. Mit traurigen Augen, die verdächtig schimmern, guckt Phil mich an. „Da müssen Sie sich jetzt aber sehr um Ihren Freund kümmern." Die Erzieherin guckt mich mitleidig an und verschwindet dann. „Und wir gehen jetzt nach Hause und machen uns einen schönen Tag allein zu zweit." Ich nehme seine Hand und ziehe ihn aus dem Kindergarten zu seinem Auto. Er atmet tief durch. „Na schön, klingt ja auch ganz verlockend, dich mal wieder ganz für mich allein zu haben", seufzt er schließlich mit zittriger Stimme, während er sich über die Augen wischt. Er muss sich die Tränen wirklich verkneifen.
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Zufälle verbinden (Asds)
FanfictionSofia zieht nach Köln, um Neues zu erleben. Doch gleich ihr erster Tag gestaltet sich anders als erwartet. Öfter als gedacht kreuzen sich die Wege mit bestimmten Personen, was sehr bald zur Regelmäßikeit wird. Wird aus dieser Freundschaft auch Liebe...