24 - Gelungenes Geschenk

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Nachdem sich auch noch die Männer zu den jeweiligen zwei Frauen vorgestellt haben, stellen sich mir noch drei Tanten und zwei Onkel vor. Und natürlich Phils Vater Manuel. All meine Sorgen waren umsonst, ich fühle mich direkt herzlich in diese Familie aufgenommen. „Gut, dann werden jetzt Geschenke ausgepackt", Phils Vater klatscht in die Hände und steht auf. „Na schön, wenn du das sagst. Aber ich wollte keine Geschenke", seufzt Margarete. „Emma und Jonas, kommt ihr bitte? Oma packt jetzt die Geschenke aus", ruft plötzlich Paul durchs ganze Haus, im nächsten Moment hört man, wie zwei leichte Personen die Treppe nach unten rennen. „Oh, Onkel Phil, du bist ja auch da", bemerkt das Mädchen überrascht und umarmt ihren Onkel kurz, danach schlägt Jonas ganz lässig mit Phil ein. Süß, der Junge dürfte höchstens 11 Jahre alt sein. Das Mädchen würde ich auf um die 8 Jahre schätzen. Große Altersunterschiede herrschen in dieser Familie nicht. Und generell sind hier alle noch recht jung, Phils Mutter wird wohl sehr früh Kinder bekommen haben. „Das sind die Kinder von Paul, Emma und Jonas. Seine Frau muss heute leider arbeiten", erklärt Phil mir. Verwirrt dreht sich Emma um. „Wem hast du das denn jetzt gesagt? Das weiß doch hier jeder." „Nein, das ist Sofia, meine Freundin. Also eure Tante." „Oh, ich habe dich gerade gar nicht bemerkt. Hallo", sie gibt mir freundlich die Hand, was ihr Bruder ihr gleichtut. Bei dieser Menge an Leuten ist es aber auch nicht verwunderlich, übersehen zu werden.

Schnell sind alle Geschenke ausgepackt, als Phil aufsteht und aus meiner Handtasche unser Geschenk holt. „Das ist von Sofia und mir. Du hast gesagt, du möchtest nichts. Deshalb ist es auch an sich kein richtiges Geschenk. Aber egal", Phil überreicht ihr eine kleine weiße Box, die mit einem dicken Geschenkband verschlossen ist. „Okay?" Sie sieht etwas verwirrt aus. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als Margarete langsam an der Schleife zieht, die den Deckel ziert. Alle sind still und gucken gespannt zu der Mutter, Oma, Schwester und Ehefrau. Phil greift unauffällig nach meiner Hand und drückt einmal zu, um mir auch seine Aufgeregtheit zu vermitteln. Noch langsamer, als sie es schon tut, kann sie den Deckel aber auch wirklich nicht abheben. Der Deckel ist ganz ab, Phils Mutter starrt in die Box. Und realisiert wahrscheinlich gerade gar nichts. Die Zeit, die sie auf den Body mit der Aufschrift ‚Hallo Oma' starrt, kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Kann sie nicht mal irgendwelche Reaktionen zeigen? „Da ist noch etwas drunter", erwähnt Phil nach einer Zeit. Die Aufforderung verstanden, nimmt Margarete den ersten Body raus und sieht nun den zweiten mit der Aufschrift ‚Viel Spaß mit uns :)'. Die Idee kam Phil und mir mal während einer Pause auf der Wache und da haben wir die dann gleich am Abend umgesetzt, indem wir Bodys gekauft und anschließend beschriftet haben. „Und wenn du das jetzt auch noch nimmst, hast du es zu hundert Prozent verstanden", gibt Phil seiner Mutter noch einen Tipp, den sie sofort befolgt. Auf den Boden der Box haben wir ein Ultraschallbild der letzten Untersuchung gelegt. Spätestens jetzt muss sie verstanden haben, dass es Zwillinge werden.

Margaretes Blick schnellt nach oben und wechselt zwischen Phil und mir. „Ich glaub es nicht. Das ist das beste Geschenk!", ruft sie, springt auf und fällt erst Phil, dann mir um den Hals. „Wie jetzt? Irgendwie stehe ich auf dem Schlauch", Phils Vater guckt seine Frau fragend an, die sich inzwischen die Tränen wegwischen muss. „Phil und Sofia werden Eltern! Sie bekommen Zwillinge!", sagt sie strahlend. „Ja, bald habe ich weitere drei kleine Enkel!", freut sich auch Manuel und umarmt uns ebenfalls, so wie Phils komplette Familie nacheinander.

Ich könnte Phil Stunden dabei zugucken, wie er mit den Kindern spielt. Und dann die Vorstellung, dass er das bald mit unseren Kindern macht. Er kann wirklich gut mit Kindern umgehen und wird von ihnen geliebt. „Tante Sofia, wieso haben sich vorhin eigentlich alle so gefreut?" Mia setzt sich zu mir auf den Boden, etwas abseits von Phil, der gerade mit Lilly und Leon ein Legohaus baut. Mia hat bis jetzt eigentlich geholfen. Zuerst habe ich mich gar nicht angesprochen gefühlt. Es ist ungewohnt, als Tante benannt zu werden. „Dein Onkel Phil und ich erwarten zwei Kinder", sage ich ihr lächelnd. „Ach, sind die auch in deinem Bauch, so wie bei Mama gerade?" Ich nicke. „Ja, das sind sie. Sie kommen ungefähr im September." „Kann ich sie dann mal sehen? Ich mag kleine Babys." „Natürlich wirst du sie sehen. Sie gehören ja zur Familie." „Du bist toll, Tante Sofia. Wieso kennen wir uns erst seit heute?", etwas geknickt guckt sie mich an. „Weil dein Onkel und ich noch nicht so lang zusammen sind." „Ach so, verstehe. Hilfst du uns jetzt beim Bauen?" Bei ihrem Blick kann man ja gar nicht widerstehen. Freudig zieht sie mich an meiner Hand rüber zu den anderen dreien, die sehr konzentriert wirken. „Hier Onkel Phil, Tante Sofia hilft uns jetzt", sagt Mia glücklich. „Das ist toll, ihre Hilfe können wir gebrauchen", er grinst mich an und drückt mir einen Kuss auf die Wange.

„Und? Waren deine Sorgen umsonst?" Phil und ich liegen in unserem Bett und gucken uns in die Augen. 23 Uhr und ich bin eigentlich hundemüde. So viele neue Eindrücke, neue Leute. Das muss ich erst mal ankommen lassen. „Ja, waren sie. Ich habe deine Familie jetzt schon gern." „Das freut mich. Sie dich auch, das habe ich gemerkt. Jetzt bin ich mit deiner Familie dran." „Dafür müssen wir uns aber Urlaub nehmen, damit wir auch etwas von Berlin haben. Ich möchte nämlich gern da mal wieder ein wenig Zeit verbringen." „Ich war zwar schon mal in Berlin, aber noch nie mit einem Einheimischen." Ich muss über Phils Bezeichnung lachen und rutsche etwas näher an ihn heran. „Ich liebe dich so unbeschreiblich doll", flüstere ich. „Und ich dich erst mal", nuschelt er, seine Lippen sind bereits an meinem Hals, er inhaliert meinen Geruch förmlich. Uns fällt es mehr als schwer, die Finger und Lippen voneinander zu lassen, erst recht, wenn wir im Bett liegen.

Nachdem wir uns gegenseitig noch eine Weile gezeigt haben, wie sehr wir uns doch lieben, bin ich mit dem Kopf auf Phils Brust eingeschlafen. Dieser Mann hat mich so glücklich gemacht, wie ich es nie zu wünschen gewagt habe.



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