Kapitel 4 Celani

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Es dauerte eine Weile, bis die Gejarn antwortete.

„Ich bin nur mit dem Fuß umgeknickt, das ist alles.", gestand sie schließlich kleinlaut und/nicht mehr ganz so bissig wie zuvor. Ihre Situation war ihr vermutlich nur zu klar.

Leif war mittlerweile überrascht wie fehlerfrei sie offenbar seine Sprache beherrschte. Die wenigen Worte, die er mit den Gejarn gewechselt hatte, die sich nach Goldbrück verirrten, waren meist schon allein an der Sprachbarriere gescheitert. Nur wenige Clans brachten ihren Kindern mehr als eine Sprache bei, lediglich einige Botschafter und wichtigen Personen wurde die Amtssprache Cantons beigebracht. Botschaftern, wichtigen Würdenträgern und... Spionen. Also was davon war sie?

Leif beschloss, die Frage zu verschieben. Als aller Erstes war sie jemand, der Hilfe brauchte. Alles andere konnte er später klären.

Er trat vorsichtig näher.

„Lass mich mal sehen, ob ich etwas tun kann." Der Schmied war bei Weitem kein Heiler und hätte auch nie behauptet einer zu sein, aber Leif hatte in seinerzeit als Lehrling und auch später so ziemlich alle Verletzungen gesehen, die sich ein Mensch zuziehen konnte. Einige davon aus erster Hand. Von schweren Verbrennungen bis hin zu Idioten, die sich Schmiedewerkzeug auf die Füße fallen ließen.

Zuerst dachte er, die Gejarn würde zurückweichen, als er sich auf einer Wurzel neben ihr niederließ. Offenbar war ihr aber selber klar, das Weglaufen ohnehin keine Option war.

„Warum ? Warum solltet Ihr... Du mir helfen?" Ihre Stimme war eine Mischung aus Neugier und nach wie vor Misstrauen.

„Na ja, Wir kommen hier ganz gut mit den Clans aus und wenn du mich fragst, sollte das auch so bleiben. Eine Gejarn verletzt und hilflos im Wald sitzen zu lassen, wäre nicht grade förderlich oder?"

„Ich bin nicht hilflos." , erwiderte sie, klang aber schon weniger abweisend. Vermutlich beruhigte sie schon das Wissen, das er keine Gefahr darstellte, überlegte der Schmied.

„Sicher." , antwortete Leif grinsend. Leif war nach wie vor vorsichtig. Er wusste immer noch nicht, wen er vor sich hatte, aber verflucht wollte er sein, wenn jemand Hilfe brauchte, konnte er schlecht nur dabei stehen.

„Aber wirklich weit kommst du so ganz sicher auch nicht mehr. Darf ich ?"

Die Gejarn nickte und Leif tastete vorsichtig den Fuß ab. Bei einem Menschen hätte er wenigstens halbwegs gewusst, worauf er achten musste, aber bei einem Gejarn....

Der Fuß war länger gezogen als bei einem Menschen, mit sandfarbenem Fell überzogen und statt in Nägeln auszulaufen besaß jeder Zeh eine kleine Kralle. Er wollte sicher niemals einen Tritt abbekommen und herausfinden, ob die so scharf waren, wie sie auf den ersten Blick wirkten.

Die Gejarn zog plötzlich scharf die Luft ein und biss die Zähne zusammen. Sie jaulte irgendetwas, das er nicht verstand, aber der Schmied war sich ziemlich sicher, dass es ein Fluch war.

„Ja, der ist verstaucht. Mindestens.", stellte er mehr für sich fest und erhob sich wieder.

„Danke. Das wusste ich auch schon vorher..." Sie schien über seine laienhaften Versuche herauszufinden, was nicht stimmte, alles andere als begeistert.

„Was ist denn eigentlich passiert?" , wollte Leif wissen.

„Meine eigene Dummheit.", erwiderte die Gejarn.

LichtbringerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt