Kapitel 5 Schwieriger Gast

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Simon Belfare schritt durch die Trümmer Varas, ohne der Zerstörung rings um sich große Beachtung zu schenken. Immer noch waren die Straßen mit Leichen und Verwundete übersäht, obwohl die Schlacht schon gestern entschieden worden war. Nachdem er den Verteidigern ihr wichtigstes Bollwerk genommen und allen demonstriert hatte, was es hieß, sich gegen ihn zu stellen, hatten sich viele bereits vor Beginn der Kämpfe ergeben. Andere hingegen hatten um jeden Preis weiterkämpfen wollen und auch jetzt noch schlugen vereinzelte Gruppen Straßenschlachten mit den Angreifern unter dem Doppelbanner von Adler und Löwe. Ordt löste sich aus einer Gruppe Soldaten, die grade damit beschäftigt waren, Trümmer beiseitezuschaffen. Simon hatte sie angewiesen, so viele Schäden wie in der kurzen Zeit, die sie noch bleiben würden möglich zu beseitigen. Es wäre nicht viel, aber etwas. Diese Stadt sollte nicht für die Dummheit ihrer Verteidiger zahlen müssen.

Der Adler des Nordens schenkte den Aufbauarbeiten jedoch nur kurz Beachtung. Er war mit den Gedanken schon wieder weiter. Die Erdwacht lag als Nächstes auf ihrem Weg weiter Richtung Süden und würde eine weitaus größere Herausforderung darstellen, als Vara. Vor allem jetzt, wo er die Tränen einmal benutzt hatte... es würde eine Weile dauern, bis die Kristalle ihre Kraft zurückgewannen.

„Herr, ich fürchte unsere Versorgungslinien könnten bedroht sein, wenn wir weiter vorstoßen." , meinte der Wolf , als hätte er Simons Gedanken gelesen.

Simon musterte seinen alten Freund nachdenklich. Er sah abgekämpft aus wie alle, begrüßte ihn aber trotzdem mit einer kurzen Verbeugung.

„Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Wir stoßen schneller vor, als meine übrigen Feldherren. Und die haben alle Hände voll damit zu tun, das bereits gewonnene Gebiet zu halten.... Der Kaiser zieht jetzt offenbar auch die Samthandschuhe aus. Wenn das Kaiserreich Truppen in unseren Rücken verlegen kann, dann haben wir ein Problem. "

„Wenn ich also einen Vorschlag machen darf: Wir sollten mit einem Angriff auf die Festung Erdwacht warten, bis sich unsere Truppen wieder sammeln können. Vor allen die Prätorianer haben uns schwere Verlust zugefügt, obwohl wir die meisten von ihnen am Wall erwischt haben. Oder.. Ihr sie erwischt habt."

Simon meinte kurz, so etwas wie Angst in den Augen des Gejarn, aufblitzen zu sehen. Es gab keine Magier unter Ordts Volk, wie er wusste. Und unter den menschlichen Truppen war die Macht, die die normalen Zauberer entfesseln konnten schon gefürchtet.

„Ich vermute, sie haben bis zum Ende gekämpft?"

„Wie immer, Herr."

„Das war zu erwarten. Ich habe auch noch nicht erlebt, dass ein Prätorianer jemals aufgibt, egal wie sehr sie in der Unterzahl sind. Sie sind das erste Schwert und der letzte Schild der Ordeal-Kaiser. Ihre persönliche Leibgarde in Friedenszeiten und ihr verlängerter Arm im Krieg. Dessen Faust, wir hier zu spüren bekommen haben. Sie verehren Mut über alles, aber nicht... Strategie. Das macht sie berechenbar und wenn dein Feind berechenbar wird... hat er einen Fehler gemacht."

Simon seufzte, während er sein gegenüber einen Augenblick fragend musterte.

„Für jemanden, der sich so sehr für die Menschen interessiert wie ihr, fürchte ich, habt Ihr bisher nur unsere schlechtesten Seiten gesehen. Wir schlachten uns gegenseitig ab nur um ein paar Meter Grund zu gewinnen. Manchmal ist das einfach nötig... wenn man die richtigen Gründe hat."

„Aber Ihr werdet das Ändern, Herr."

Simon nickte. Das würde er. Das musste er. Und wer sich ihm dabei in den Weg stellte, würde fallen. Auch das war manchmal einfach notwendig.

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