Kapitel 43 Der Tod des Kaisers

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Ordt hatte in den Gängen des Kaiserpalastes längst jede Orientierung verloren. Von draußen drang der Lärm, der unter ihnen tobenden Schlacht herein, und auch in den Hallen der Zitadelle wurde gekämpft. Die Prätorianer griffen die kleine Gruppe um den Gejarn und Simon immer wieder an, nur um sich dann wieder zurück zu ziehen, und später wieder aufzutauchen,. Die kaiserliche Leibwache kannte die Flure dieses Orts und sämtliche Abzweigungen. Sie hingegen, mussten darauf vertrauen, dass Simon sie führte. Der Zauberer rannte mittlerweile fast. Ihre Schritte hallten von den teilweise gesprungenen Marmorplatten wieder, die den Boden bedeckten. Zersprungenes Glas lag, zusammen mit umgestürzten Säulen, in ihrem Weg. Der erzwungene Absturz der fliegenden Stadt hatte schwere Schäden am Palast und auch an den übrigen Gebäuden hinterlassen. Und über zwei Dutzend Prätorianer waren schon tot hinter ihnen zurück geblieben. Aber noch war es nicht vorbei, wie dem Wolf nur zu bewusst war. Sie hasteten weiter durch die lichterfüllten Gänge des Palastes, bis Simon schließlich vor einer zweiflügligen Tür aus schwerem Holz stehen blieb. In die Oberfläche des Tores waren kunstvolle Schnitzereien eingefügt und die dort abgebildeten Figuren waren teilweise mit Blattgold und Silber überzogen. Es waren Bilder... Szenen aus dem Leben des Hauses Ordeal, vom Aufstieg bis zu ihren letzten großen Schlachten. Und über dem hölzernen Werken thronte die Gestalt eines versilberten Drachens. Die Statue war auf einem Vorsprung über dem Portal angebracht und spie eiserne Flammen in die Luft. Das war es also. Der Thronsaal musste gleich auf der anderen Seite sein.

Vor der Tür wartete eine Gestalt, die in eine violette Robe gekleidet war. Um sich hatte der Mann vierzehn Prätorianer gescharrt, die einen Halbkreis vor den schweren Flügeltüren bildeten.

Ordt wurde langsamer, als Simon vor den Männern stehen blieb. Auf ihrer Seite hatten sie noch weniger als ein Dutzend Soldaten.

„Ich bin überrascht, das sich Tiberius Ordeal mir nicht selber stellt.", erklärte der Zauberer, als die Gestalt in der violetten Robe vortrat.

„Darian Karr, Kaiserlicher Magier. Ihr seid weit gekommen, das muss man Euch lassen. Zu weit."

Darian hatte eine einfache Kette um sein Handgelenk gewickelt, darin eingelassen, vier tropfenförmige Steine.

Simon nickte.

„Ich schätze, dann haben wir es Euch zu verdanken, dass die Stadt so schnell wieder in der Luft war." Seinen Zauber wieder aufzuheben, musste dem Mann eine unvorstellbare Menge Kraft gekostet haben....

„Es war dumm von Euch, den Kaiser herauszufordern.", erwiderte sein Gegenüber nur.

Die Prätorianer an der Seite des Magiers zogen die Schwerter.

„Wir werden sehen."

Simon zog seinerseits das Kästchen mit den Tränen hervor. Die Soldaten des Zauberers, genau wie die Prätorianer wichen zurück und prallten schließlich, weitab der beiden neuen Kontrahenten, aufeinander. Ordt warf einen Blick zurück zu den beiden Magiern, während er sich den letzten Verteidiger Cantons stellte.

Darian stand nach wie vor direkt vor dem Tor zum Thronsaal. Blitze umzuckten die Gestalt des Magiers, während die Steine in seiner Hand aufleuchteten. So als wäre der Mann das Zentrum seines eigenen Sturms. Simon Belfare wartete lediglich, seine drei Tränen in der offenen Handfläche haltend. Ordt wusste nicht, wer von beiden stärker war, aber Simon hatte sich unmöglich schon von dem Zauber erholen können, der die Stadt aus den Wolken gerissen hatte.

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