Kapitel 8 Lichtbringer

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Die ersten Sonnenstrahlen fanden grade ihren Weg über den Horizont, als zwei Gestalten durch die noch verlassenen Wege von Westfall liefen. Ihr Ziel stellte ein großer Hof am anderen Ende des Ortes dar, der inmitten der direkt angrenzenden Felder in die Höhe ragte.

Eine große Scheune begrenzte eine Seite des Baus, während die andere von einem Wohnhaus eingenommen wurde. Durch eine Mauer waren beide Gebäude miteinander verbunden und bildeten so ein zu einer Seite offenes Rechteck.

Die roten Giebeldächer der Häuser Westfalls wurden grade erst vom Sonnenlicht berührt, als Leif in den Hof trat und, sich nach allen Seiten umdrehend, zur Tür lief. Celani folgte ihm in einigen Abstand. Es gefiel ihm nicht unbedingt, sie hierher zu bringen. Er wollte Kornelius nicht in Gefahr bringen aber auf der anderen Seite... hatte er kaum einen anderen Ort, wo er hinkonnte. Goldbrück war nicht mehr sicher. Trotzdem hielt er kurz an der Tür inne.

Die schwere Holzpforte war mindestens so alt, wie Kornelius selbst, überlegte der Schmied.

Ein eiserner Türklopfer war in die dunklen Eichenbretter eingelassen. Leif hatte kaum zweimal geklopft, als er auch schon eine polternde Stimme von drinnen hörte, gefolgt von schweren Schritten.

„Verflucht, wer auch immer einen guten Mann um die Zeit aus den Federn..." Kornelius beendete den Satz nicht, als er die Tür aufzog und sich Leif gegenüber vorfand. Mit ruhigem Blick musterte er den Schmied von Kopf bis Fuß.

„Du siehst schrecklich aus" , bemerkte der Bauer schließlich trocken.

„Danke , alter Mann. Das weiß ich selbst."

Kornelius schüttelte seine Überraschung offenbar schnell ab. Er lehnte den Kopf zur Seite um an dem Schmied vorbeisehen zu können und entdeckte Celani, die nach wie vor in gebührendem Abstand wartete.

„Leif... was machst Du um die Zeit hier?" , wollte der Alte wissen.

„Und seit wann hast Du Dir den wandelnden Flohzirkus da angelacht?"

Kornelius drängte sich an ihm vorbei aus der Tür und rief dabei der Gejarn irgendwas zu. Nur definitiv nicht in seiner Sprache. Leif verstand kein Wort, Celani dafür offenbar umso mehr.

Die Gejarn sah ihn kurz aus weit aufgerissenen Augen an und reif etwas in der gleichen Sprache zurück.

Der Alte lachte , offenbar über die Antwort.

„Ja, das sieht ihm ähnlich."

„Wem sieht was ähnlich?" Leif war sich ziemlich sicher, dass der Witz der unverstandenen Unterhaltung aus irgendeinem Grund bei ihm lag.

„Und seit wann bitte, beherrschst du die Clansprache ?"

„Junge, ich bin schon ein bisschen länger auf dieser Welt als Du." , erwiderte Kornelius und tippte ihm dabei mit dem Finger gegen die Stirn.

„Und ich hab auch nicht mein ganzes Leben in Westfall verbracht. Merk Dir das." Seine dunklen Augen blitzten, als sein Blick von Leif wieder zu Celani wanderte.

„Allerdings... glaube ich nicht, dass du weißt, auf was Du Dich da einlässt. Los kommt rein, steht da nicht wie angewurzelt rum." Kornelius drehte sich mit einem Ruck um und verschwand wieder im Haus, wobei er seinen beiden Gästen erbeutete ihm zu folgen. Leif war schon ein paar Mal hier gewesen. Hinter der Tür lag ein kurzer Flur, mit Durchgängen auf allen Seiten und einer Treppe am Ende, die hinab in den Keller führte.

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