Kapitel 17 Die Flüchtlinge

68 13 1
                                    



Celani wurde von einem Geruch geweckt, den sie zuerst nicht richtig einordnen konnte. Als sie die Augen aufschlug, blendete sie die Sonne kurz. Auch wenn das Licht durch die Blätter gedämpft wurde, musste sie ein paar Mal blinzeln, bevor sie ihre Umgebung erkennen konnte. Die Gejarn setzte sich auf und sah sich um. Rauch tanzte über dem mittlerweile völlig heruntergebrannten Feuer. Und genau das lag auch in der Luft. Rauch. Rauch und Asche, aber nicht von Holz.

Seltsam, seit wann konnte sie einen Geruch nicht einordnen? Celani schüttelte die Decken ab, auf denen sich Tau gesammelt hatte und stand auf.- Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wann sie einmal eine ganze Nacht durchgeschlafen hatte.

Aber... verflucht, das hieß Leif hatte sie doch absichtlich verschlafen lassen. Sie ließ den Blick zu den umliegenden Bäumen wandern, konnte den Schmied... oder den Prätorianer aber nirgendwo entdecken. Was war er jetzt eigentlich? Celani zögerte davor, sich diese Frage zu beantworten. Ein gefährlicher Mann. Ein Freund.

„Der Kerl, der keine zweite erste Wache bekommt.", murmelte sie und trat schließlich unter den Bäumen hervor um Leif zu suchen.

Dieser, saß scheinbar entspannt, an einen der Bäume gelehnt und hielt die Straße im Auge. Eine brennende Pfeife in der Hand und einen halb leeren Beutel Tabak auf dem Schoß.

„Morgen." , meinte er und klang trotz seiner alleinigen Nachtwache kaum verschlafen oder müde.

Wenigstens wusste sie jetzt, woher der ungewohnte Geruch gekommen war.

„Du wolltest mich wecken." , erklärte die Gejarn vorwurfsvoll.

„Ich war... etwas in Gedanken, glaube ich. Und ich habe darüber die Zeit vergessen. Es hätte nichts mehr gebracht, Dich für die paar Stunden aus dem Schlaf zu reißen." Leif klopfte die Pfeife aus und verstaute sie wieder in dem Rucksack, den er bei sich hatte.

„Ich hab gestern die Vorräte überprüft. Also zum Frühstück steht zur Verfügung: Wahlweise Räucherspeck mit Brot oder Brot mit Räucherspeck."

Sie entschieden sich, sofort aufzubrechen und auf dem Weg zu essen. Während sie die Wälder abermals hinter sich ließen, hielt Leif nach Abzweigungen Ausschau, die sie in die belebteren Gebiete der Herzlande bringen würden. Canton gliederte sich, dank seiner Größe, in die unterschiedlichsten Klimazonen, aber Leif selbst fand es hier, im Zentrum des Kontinents, noch am angenehmsten. Im Norden warteten steile Berge und eine endlose Landschaft aus Eis... und weiter im Süden Steppen, die weiter im Unbekannten zu gewaltigen Wüstengebieten ausliefen. Und im Osten und Westen lag das Meer, das bisher noch keiner überquert hatte. Bis auf die Zwerge, die einst über das Wasser geflohen waren, wenn man den Legenden glauben durfte.

Celani kaute derweil skeptisch auf einem Stück Brot herum.

„Ich versteh nach wie vor nicht, wieso ihr Menschen, alles so kompliziert zubereiten müsst."

„Muss man nicht, schmeckt aber besser." , erklärte der Schmied mit halbvollem Mund.

„Oder vielleicht haben wir uns mittlerweile einfach daran gewöhnt.", fügte er nachdenklich hinzu.

„Was hat der erste Mensch gedacht, als er Fleisch briet?"

„Das gleiche, wie der verzweifelte oder kranke Kerl, der auf die Idee kam, dass man Kuhmilch trinken kann."

„Milch wäre um Längen besser, als trockenes Brot."

Leif schmunzelte.

LichtbringerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt