Kapitel 23 Training

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„Haltet, vor allen Dingen, Euren Gegner im Auge, aber passt auch auf, was der Mann links oder rechts von euch tut. Sonst lauft Ihr Euch noch gegenseitig in die Schwerter"

Sie hatten nicht viel Platz, aber für den Anfang machte das nichts. Mit acht Leuten auf dem freigeräumten Deck des Wagens zu stehen, gab jedem nur so viel Freiraum, wie er grade brauchte, um ein Schwert sicher führen zu können. Aber wenn die fünf Karawanenwächter hier vernünftig kämpfen können, dachte Leif, dann können sie es überall.

Neben Ruben und seinen Leuten, hatten sich auch Sandria und Celani eingefunden. Lewyn hatte offenbar die Nacht über durchlaufen müssen und schlief noch.

Leif musterte Ruben unsicher. Wenn Lewyn nachts wach gewesen war, dann war der Milizführer, fast sicher, auch unterwegs gewesen. Der Mann zeigte aber kaum Anzeichen von Müdigkeit. Trotzdem würde er ein Auge darauf haben.

Er nickte ihm kurz aufmunternd zu.

Für den Anfang hatte er die Fünf, jeweils paarweise aufgeteilt. Er selber stand Ruben gegenüber, der die Hände auf den Schwertknauf abstützte. Leif hatte gestern noch sichergestellt, dass er mit allen Waffen fertig wurde. Durch das Schleifen, hatten die Klingen an Material verloren, und würden teilweise ein spürbares Stück leichter sein. So konnten sich die Fünf gleich an ihre neuen Klingen gewöhnen.

„Ruben. Versucht einmal mich anzugreifen."

Der Mann hob sein Schwert auf und stürzte vor, so gut das der beengte Platz auf dem Wagendeck zuließ. Ein simpler und grober Angriff. Leif parierte den Schlag mit der flachen Klingenseite und nutzte den kleinen Moment der Erstarrung, um beiseite zutreten und seinen Gegner ins Leere laufen zu lassen. Ruben stolperte an ihm vorbei und Leif versetzte ihn einen Schups mit der Hand, der dem Mann endgültig aus dem Gleichgewicht brachte.

Ruben schlug der Länge nach hin und das Schwert wurde ihm aus der Hand gewirbelt.

Der Schmied half ihm rasch wieder auf die Beine.

„Alles in Ordnung ?"

„Ich glaube schon, nur ein paar Kratzer."

Leif trat zurück und ließ seine eigene Waffe wieder an ihrem Platz an seinem Gürtel verschwinden.

Nachdem er mit der Ausrüstung für Rubens Miliz fertig war, hatte er sich das Wolfsschwert vorgenommen. Die unnötigen Zahnklingen waren einer simplen Schneide gewichen und er hatte ein paar Bänder mehr um den Griff gewickelt, damit die Waffe sich besser seinem Griff anpasste.

Leif wartete, bis er die Aufmerksamkeit der übrigen vier Kämpfer hatte.

„Ich sage immer, seht zu und lernt. Rubens erster Fehler grade war, das er mich aus den Augen gelassen hat." Der Schmied wartete, bis er sicher sein konnte, dass alle ihn verstanden hatten. „Blind voranzustürmen, zeugt nicht von Mut. Und der einzige Dienst, den ihr damit allen erweist, die ihr beschützen wollt ist, das ihr sterben werdet. Wenn ihr die Initiative ergreift, einen Kampf zu beginnen, dann bleibt ruhig. Reagiert nicht über. Beobachtet euren Gegner ruhig einen Augenblick lang. Ich will, dass ihr das erst einmal übt. Einer von euch bleibt stehen wo er ist, der andere versucht ihn anzugreifen. Versucht, den Angriff abzuwehren, achtet auf euren Gegner. Seht zu, dass ihr die nötige Körpersprache lernt. So könnt ihr einschätzen, aus welcher Richtung ein Angriff kommt. Ruben ? Eine Demonstration ?"

Der Mann lachte. „Ihr habt mich grade schon verdroschen, aber schön, noch einmal." Leif schüttelte den Kopf.

„Diesmal, bleibt Ihr wo Ihr seid und ich greife Euch an. Versucht zu befolgen, was ich eben gesagt habe. Augen auf."

LichtbringerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt