Kapitel 27 Totgeglaubt

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Celani wusste nicht mehr, wie lange sie schon unterwegs waren. Oder wohin. Nach dem kurzen Kampf an der Brücke, hatte man sie stetig Stromaufwärts gebracht, durch die Wälder und an den Klippen entlang. Auf dem Weg waren neben den Wölfen, bei denen es sich wohl um Söldner handeln musste, auch mehrere kaiserliche Gardisten aufgetaucht. Wohin sie auch sah, die Soldaten des Reichs ließen das Dutzend Flüchtlinge, keinen Herzschlag aus den Augen.

Sandria ging etwas hinter ihr, zusammen mit zwei Männern, die den, nach wie vor bewusstlosen, Lewyn trugen. Die Sängerin hatte irgendwie einen Eimer Wasser organisiert und säuberte die Kopfwunde des jungen Zauberers.

Erik hingegen hatte eine düstere Mine aufgesetzt und lief, die Hände in den Taschen, einfach mit. Die gelegentlichen Tritte und Stöße der Gardisten, nahm er leise fluchend zur Kenntnis, machte aber nicht wirklich den Versuch, schneller zu laufen.

Die Gejarn hingegen konnte sich auf wenig mehr konzentrieren, als darauf einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ruben war tot. So viele andere waren tot und Leif....

Sandria beschleunigte ihre Schritte und schloss zu ihr auf.

"Was machen wir jetzt ?", fragte sie gedämpft.

„Machen...." Celani schüttelte den Kopf.

„Es ist vorbei, oder?"

„Götter und ich dachte, Erik wär am Boden. Hört zu..."

„Ich habe versagt Sandria. Ich habe geschworen diesen verfluchten Stein niemanden in die Hände fallen zu lassen. Und jetzt hat dieser Robert ihn. Ein Prätorianer."

„Und wir werden uns bald alle vor einem Galgen wiederfinden." Sandria versuchte ein schwaches Lächeln und strich sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Aber Ihr habt Lewyn damit gerettet... das ist etwas Gutes, egal wie es momentan aussehen mag."

„Es ist ein Leben, im Tausch gegen unzählig viele weitere. Ruben ist für nichts gestorben. Leif ist für... nichts gestorben."

„Vielleicht ist er nicht tot.", warf die Sängerin ein.

„Das würde uns nichts bringen. Wie soll er uns bitte finden? Wir sind mittlerweile Meilen von der Brücke entfernt."

„Und wenn...."

Einer der Wächter hatte das Gespräch offenbar bemerkt.

„Klappe halten." Celani musste sich unter einem Hieb wegducken.

Sandria ließ sich wieder zurück fallen.

„Wir... wir müssen einfach einen Ausweg finden.", flüsterte sie zum Abschied.

Celani war drauf und dran, ihre Worte einfach ab zu tun. Verflucht sollte Sandria sein, sie wusste nicht....

Die Gejarn hielt inne. Nein sie konnte jetzt nicht einfach aufgeben. Das wäre Verrat an allen, die gestorben waren. Ja es sah düster aus. Sogar sehr düster, dachte sie bei sich. Aber Sandria hatte Recht. Wenn es irgendeinen Ausweg gab... dann musste sie ihn finden, koste es was es wolle. Und wenn es ihr Leben war. Sie lief wieder etwas schneller und sah sich verstohlen zu den kaiserlichen Soldaten um. Keine Chance. Die Männer standen zu dicht. Und wenn sie fliehen könnte, würde sie das Ale'nyo mit sich nehmen. Den Lichtbringer konnte sie nicht in die Hände des Kaisers fallen lassen.

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