Kapitel 15 Jagdausflug

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Leif kam an diesem Tag nicht mehr weit. Vor allem, weil er keine Ahnung hatte, wo sein nächstes Ziel lag. Ohne Celani weiter nach Süden zu gehen, war sinnlos. Und zurück nach / Goldbrück zu gehen war, nach allem was geschehen war, Selbstmord. So blieb ihm erst einmal nichts anderes übrig, als der verlassenen Straße, die von der Geisterstadt weg führte zu folgen. Ein gebrochenes Wagenrad lehnte an einer heruntergekommenen Umzäunung. Offenbar etwas, das die Flüchtlinge der verlassenen Ortschaft zurückgelassen hatten. An deren Ende stand ein kleiner Wegweiser. Mit den meisten Namen konnte der Schmied nur entfernt etwas anfangen. Vara erkannte er, aber das war genau die Richtung, in die er ganz sicher nicht gehen würde.

Vielleicht fand er ja irgendwo ein paar Flüchtlinge, denen er sich anschließen konnte. Immerhin, sein Handwerk beherrschte er nach wie vor. Und somit konnte er wohl nützlich genug sein das....

Ach verdammt, was redete er sich eigentlich ein? Das war's. Leif tat etwas, was er seit nunmehr über acht Jahren, nicht mehr getan hatte. Er ließ seiner Wut freien Lauf. Mit der Faust ausholend, schlug er gegen den alten Wegweiser, der dem Faustschlag des kräftigen Schmieds, kaum etwas entgegenzusetzen hatte. Das Holz splitterte und dass sich mehrere Bruchstücke in seine Haut gruben, spürte Leif kaum. Blut sammelte sich in seiner geballten Faust.

Was konnte er für die Entscheidungen, die er als ein viel Dümmeres und jüngeres Selbst getroffen hatte. Eines, das geglaubt hatte, Ruhm und Ehre könnten jeden Verlust aufwiegen?

Und jetzt fühlte er sich auch noch mies, weil er das Schild zerstört hatte. Irgendjemand hätte es gebrauchen können. Sein Leben war zum zweiten Mal völlig aus den Fugen gelaufen. Und wozu ?

Götter vielleicht wurde er einfach Verrückt. Er hatte einmal geglaubt kurz davor zu stehen.

Ein Blick zur Sonne zeigte ihm, dass der Feuerball, grade erst seinen Weg zurück zum Horizont begann. Viel zu früh um sich ein Lager zu suchen, und die Frage wohin als Nächstes, damit wenigstens erst mal zu verschieben.

Leif hasste diese Unsicherheit. Bisher hatte er seine Entscheidungen immer recht spontan getroffen. Es war leichter das zu tun, mit dem man nachher am besten Leben konnte. Egal was das war. Eine Lektion, die er auf die harte Art gelernt hatte. Aber hier gab es nicht nur kein richtig oder falsch, sondern auch keine ungefähre Richtung mehr.

Der Schmied folgte also einfach weiter den Weg, den er eingeschlagen hatte. Im Kopf ging er durch, was er noch bei sich hatte, nachdem Celani mit einem ihrer Rucksäcke auf dem Rücken, abgehauen war. Noch einmal fluchte er halblaut. Die Gejarn hatte natürlich den Großteil ihrer Vorräte dabei haben müssen. Es war ohnehin nicht mehr viel gewesen, sagte er sich selbst. Und sie könnte es besser gebrauchen, als er... eigentlich sollte er wütend auf sie sein. Wenn die Gejarn ihm einen Moment zugehört hätte, dann... ja, dann was? Er wäre immer noch, was er in ihren Augen war. Ein auf den Kaiser eingeschworener Prätorianer. Genau die Art von Person, der Celani ausweichen wollte und musste.

So oder so, Leif würde sich überlegen müssen, wo er neue Verpflegung hernehmen sollte. Geld hatte er praktisch keines dabei. Die Handvoll Silbermünzen, die er ganz am Boden seines Rucksacks aufbewahrte, würden in einem Gasthaus, grade mal für eine Mahlzeit reichen. Leif konnte mit einem Bogen umgehen und im Herzland war die Jagd jedem gestattet. Nicht wie in den nördlicheren Fürstentümern Cantons. Trotzdem löste das sein Problem nicht wirklich. Er hatte nichts, woraus er einen Bogen hätte machen können.

Er könnte seinen Schmiedehammer verkaufen. Der war sicher etwas wert. Aber so hielt er dann vielleicht eine Woche länger durch. Wie es aussah gab es keine unmittelbare Lösung....

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