Celani schloss die Tür hinter sich, als sie den Raum erreichte, in dem sie das Armband zurückgelassen hatte. Vor der Tür warteten ein Dutzend von Baltasars Soldaten. Selbst für einen Zauberer würde die kleine, aber schlagkräftige Truppe wohl eine Herausforderung darstellen. Nur... ging es nicht mehr länger darum, Simon daran zu hindern, den Lichtbringer in seine Hände zu bekommen. Jetzt ging es darum, ihm genau das zu bringen.
Die Gejarn nahm den Silberreif einen Moment in die Hand. Auf eine Art wäre es eine unendliche Erleichterung, das Artefakt endlich los zu sein. Auf der anderen... taten sie das Richtige? Wenn Eriks Plan nicht aufging... dann wussten sie nicht, welche Folgen das haben konnte. So oder so, für den Moment musste sie es noch ein letztes Mal tragen. Was danach passierte, das war Schicksal.
Celani trat aus dem Raum wieder auf einen der Flure im Stadtpalast heraus. Zwei der, mit Hellebarden bewaffneten, Wachen vor der Tür, schlossen sich ihr ohne ein Wort an. Je schneller sie es hinter sich brachte, desto besser. Trotzdem erschein ihr der Rückweg länger als der Hinweg. Ihre Schritte hallten von den Sandsteinmauern, mit ihrem Mosaik aus vielfarbigen Schichten, wieder. Geister, was tat sie eigentlich, wenn das alles vorbei war? Es war das erste Mal, dass sie sich wirklich über diese Frage Gedanken machte. Vorausgesetzt alles ging gut... von ihrem Clan war nichts mehr übrig. Die Verstreuten würden sich erst wieder sammeln müssen....
Und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war... sie wollte Leif eigentlich nicht wieder verlassen. Zumindest nicht, wenn er das genau so sah. Was sie für den Mann empfand, war schwer in Worte zu fassen. Vielleicht war es anfangs einmal simple Dankbarkeit gewesen. Er war seltsam für einen Menschen und schnell ihr Freund geworden. Aber Liebe war ein Schritt weiter. Celani wusste nicht zu sagen, wann sie das erste Mal wirklich an mehr als einen simplen Freund gedacht hatte, wenn sie Leif ansah... es war ein schleichender Prozess gewesen und die Gejarn war auf eine unvertraute Art glücklich damit. Der Schmied hatte einmal gesagt, er würde gerne in Erindal bleiben, aber ob das nach all dem noch galt....
Sie würde ihn fragen müssen, wenn sie die Gelegenheit fand. Sie würden sich schon etwas ausdenken. Celani lächelt bei dem Gedanken. Ein ganz normales Leben. War das nach all dem überhaupt noch möglich?
Sie verstand zu spät, was als Nächstes geschah. Als die Gejarn und ihre Begleiter in den nächsten Gang einbogen, spürte sie ein vertrautes Kribbeln in den Füßen. Ein merkwürdiges Gefühl, als wären ihre Beine eingeschlafen.
In dem Moment, wo ihr klar wurde, was das bedeutete, war es auch schon zu spät. Magie....
Irgendetwas war nicht in Ordnung.
„Vorsi..."
weiter kam Celani nicht, als eine ohrenbetäubende Explosion sie auch schon rückwärts schleuderte. Schutt und Trümmer füllten die Luft und Staub stieg in dichten Wolken auf. Ihre zwei Begleiter waren näher an der Quelle des vernichtenden Zaubers und wurden mit knochenbrechender Gewalt gegen die nächste Wand geschleudert... und noch durch diese hindurch. Die Waffen wurden ihnen aus der Hand geschleudert und landeten scheppernd im Staub. Sie selber landete schmerzhaft auf dem Rücken, während um sie herum die Überreste der Wand zu Boden regneten.
Celani griff nach einer der zersplitterten Hellebarden und richtete sich, diese als Stütze nutzend, langsam wieder auf. Sie blutete aus mehreren tiefen Schnittwunden. Ein Holzsplitter hatte sich in ihr linkes Bein gegraben und trat auf der anderen Seite wieder aus.
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Lichtbringer
FantasiaDas Kaiserreich von Canton, versinkt im Krieg, zwischen den rivalisierenden Armeen des Zauberfürsten Simon Belfare und den Streitkräften der Herrschenden Ordeal-Dynastie. Während beide Seiten das Land, ohne Rücksicht verbrennen, versuchen tausende v...