Kapitel 38 Ein neuer Plan

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Leif sah unruhig zur Tür. Sein Blick folgte den verschlungenen Linien im Holz. Die schweren Torflügel waren nach wie vor geschlossen, aber es war wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis Baltasar zurückkehren würde. Einen weiteren Gast mit sich bringend. Den Mann vor dem sie seit einem Jahr flohen....

Leif hatte nur Geschichten über Simon Belfare gehört, das und was Sandria über ihn wusste, zeichnete das Bild eines aufrichtigen, aber auch seltsam grausamen Mannes. Verehrt von seinen Anhängern wie ein Gott und gefürchtet von seinen Feinden wie ein böser Geist.

Der Schmied sah sich nach den anderen im Raum um. Die kleine Gruppe, bestehend aus Kornelius, Sandria, Erik, ihm und Celani saß an einem Tisch irgendwo im Palast des Stadtkönigs.

Er sah die Gejarn, heute vielleicht zum ersten Mal, ohne das Armband. Es war sicherer, den Stein weit weg von ihnen aufzubewahren und Baltasar hatte zugestimmt, den Silberreif fürs erste sicher zu verstecken. In einem Raum fast auf der anderen Seite des Palastes. Trotzdem hatte Leif ein mulmiges Gefühl und Celani ging es wohl kaum besser. Er versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln und nickte ihr einen Moment zu.

Leif konnte sehen, wie Erik schmunzelte. Die anderen hatten sicher gemerkt, dass sein Raum nachts mittlerweile verräterisch leer blieb. Sie konnten sich ihren Teil denken.

Der Schmied wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Türen des Saals sich schließlich öffneten. Es war Ordt, der als erstes eintrat, gefolgt von Baltasar und zwei Stadtwachen. Einen Moment glaubte Leif schon, das wäre alles, dann jedoch trat eine fünfte Gestalt durch die Tür. Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Aber es entsprach nicht ganz dem Bild, das er sich von Simon Belfare gemacht hatte.

Der Adler des Nordens war groß. Vermutlich hätte Simon Leif um mindestens einen Kopf überragt. Kurze, blonde, mit einigen grauen Strähnen durchzogene, Haare standen von seinem Kopf ab und dunkelblaue Augen schienen den ganzen Raum zu erfassen. Ein sauber gestutzter Bart, in dem deutlich mehr grau glitzerte, zog sich über sein Kinn. Leif/ hatte den Eindruck, als hätte der Mann in letzter Zeit nicht viel geschlafen. Ein türkisfarbener Mantel fiel über seinen Rücken und Arme, fast wie ein Talar. Das Doppelwappen des Adlers/ und des Löwen auf seiner linken Brustseite und der Blutstropfen des Sangius-Ordens auf/ seiner Rechten. Unter dem Mantel schimmerte ein silberner Kürass hervor, in dem Ranken und Blumenmuster geätzt worden waren. Auf den ersten Blick schien er nicht bewaffnet, aber Leif ließ sich davon nicht täuschen. Dieser Mann brauchte kein Schwert, um sie alle zu/ töten, wenn er es wollte... das Kribbeln der Magie stand im Raum, sobald er ihn betrat. Und eigentlich... war es schon vorher da gewesen, dachte der Schmied. Wie ein unheilvolles Omen, das dem Mann vorauseilte, wo immer er auch hinging.

Ein kurzes Lächeln huschte über Simons Züge, als er ohne ein Wort am Tisch Platz nahm. Ordt zögerte einen Moment, blieb dann aber an seiner linken Seite stehen, statt sich ebenfalls zu setzen.

„Ich bin, ehrlich gesagt, überrascht Euch hier zu sehen." Die ersten Worte des Zauberers/ überraschten Leif, schien er doch niemand bestimmtes zu meinen. Erst, als er dessen Blick/ folgte, erkannte er, dass Simon sich an Sandria wandte.

„Hat Euch Ordt nichts gesagt, dass ich hier bin?"

„Ich habe ihm nicht geglaubt." , erwiderter der Zauberer ruhig. „Aber es gibt... seltsame Zufälle in diesen Zeiten, nicht?"

Leif war sich nicht sicher, ob er etwas erwidern sollte. Oder was... dieses Treffen, das es gar nicht geben sollte, begann schon merkwürdig.

Simon schien die im Raum liegende Unsicherheit zu spüren. Er lachte herzhaft bis das Gelächter in einen kurzen Hustenanfall überging.

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