Kapitel 12 Erdwacht

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Die Erdwacht hatte einst die Außengrenze Cantons markiert, doch schon seit über einem Jahrhundert, war der Ort nur noch ein Relikt, das mitten im Herzen des Kaiserreichs lag. Dunkle Zinnen und Türme, die in den Himmel ragten. In ihrer Glanzzeit, war die Festung immer wieder ausgebaut und erweitert worden, sodass ein schier undurchschaubares Gewirr aus Wehrgängen, Innenhöfen und Gebäuden entstanden war, die jedem Angreifer schnell zum Verhängnis werden konnten. Wenn er es überhaupt über die Mauern schaffte. Auf der südlichen Seite, lag die Burg direkt am Abgrund einer Schlucht, die das Land fast in zwei Hälften teilte, und war von dort aus nur über eine gewaltige Brücke zu erreichen. Schwere Steinblöcke, die fast nahtlos ineinandergefügt waren, überspannten den tiefen/ Abgrund, an dessen Boden, sich ein kleiner Wasserlauf entlang zog.

Angeblich waren es die letzten Zwerge gewesen, die diese Brücke erschufen, aber mit Sicherheit wusste es niemand. Das einzige, was von den Zwergen nach ihrer Flucht vom Kontinent geblieben war, waren ihren Hallen tief im Norden um Silberstedt.

Eines war jedoch sicher: Ein Angriff über die Brücke, wäre selbst bei einer geringen Anzahl Verteidiger, zum Scheitern verurteilt. Jedoch hatte niemand damit gerechnet, dass einmal eine Armee aus dem Norden angreifen würde. Simon Belfare trug wieder seine gewohnte Kleidung, heute jedoch verstärkt, durch schwere Schulterpanzer und Stahlstiefel. Die Hände hatte er locker auf den Griff eines Schwerts gestützt, dessen Knauf, im Kopf eines Löwen und eines Adlers auslief. Glühende Kristalle waren, sowohl in das Heft, als auch auf der Klinge eingelassen. Magiespeicher, auf die er im Zweifelsfall zurückgreifen konnte, denn nach wie vor, versagten ihm die Tränen Falamirs den Dienst. Es dauerte, eine derart gewaltige Menge Arkaner Energie wieder herzustellen.

Ruhig ließ er den Blick über das Schlachtfeld vor sich schweifen. Das Land vor der Erdwacht stand in Flammen. Die großen Festungstore, auf dieser Seite des Bollwerks, waren geschlossen worden und zwang die Angreifer dazu, sich andere Angriffspunkte zu suchen. Pulverdampf hing über den großen Außentürmen der Festung, wo sich Arkebusen-Schützen postiert haben musste, während Bolzen und Pfeile von den Steinwällen niedergingen und ihre Ziele fanden. Ein besonders mutiger Teil der Verteidiger, hatte sich vor den Mauern positioniert, und verwickelte die wenigen Angreifer, die durchkamen in Gefechte. Nur wenige Zauber zuckte über den Himmel, und fällten hier und dort, einen Kämpfer der zwei aufeinanderprallenden Heere. Bisher, hielten sich die Zauberer zurück.

Es änderte aber wenig an der Gesamtsituation: Sie kamen nicht nahe genug heran, um die Wälle zu erklimmen, oder wenigstens einen Versuch zu unternehmen, durchzubrechen.

Lange konnten sie nicht so weiter machen, stellte Simon fest. Die Verluste wurden zu hoch, um noch tragbar zu sein.

„Herr..." Ordt stand neben ihm und teilte offenbar die Bedenken des Zaubererfürsten.

Simon nickte.

„Keine Sorge." Mit einer Bewegung zog er das Schwert aus der Erde und drehte sich zu den um ihn versammelten Männern um. Er hatte eine Abteilung derer zurückgehalten, die er für die Fähigsten hielt.

„Meine Herren... holen wir uns diese Festung." Er hatte kaum einen Schritt vorgemacht, als die anderen ihm auch schon folgten. Selbstzerstörerisch Loyal....

Die ersten Kugeln warteten nicht lange darauf, sie zu begrüßen. Simon wirkte sofort einen Zauber, der hoffentlich die meisten Projektile ablenken würde, während er über einen Toten hinwegsetzte.

Die Verteidiger, die vor den Mauern warteten, waren erreicht und er konnte unter ihnen, mehrere markante Gestalten, in schwarzer Rüstung ausmachen. Helme, die teilweise mit Hörnern verziert waren, verdeckten ihre Gesichter. Einer hielt sogar eine Flagge, mit einem Silbernen Drachen auf schwarzen Grund, in die Höhe. Das Wappen der Prätorianer.

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