Kapitel 28 Ein Verbündeter

52 10 5
                                    



Es wurde schon dunkel, als die Brücke endlich in Sicht kam. Leif atmete erleichtert auf, obwohl er selbst von hier die Zerstörung sehen konnte. Von dem gewaltigen Steinbogen waren nur die verstümmelten Pfeiler übrig geblieben, die wie Finger aus dem Flussbett ragten.

Aber er hatte es geschafft. Immerhin. Natürlich war von den anderen nichts mehr zu sehen. Ob sie sich nun entschieden hatten, nach Überlebenden zu suchen oder einen anderen Weg hinüber zu finden, Erik hatte sicher nicht zugelassen, dass die Karawane lange anhielt. Leif beschleunigte seine Schritte etwas. Vielleicht würde er wenigstens herausfinden, in welche Richtung die Flüchtlinge gegangen waren. Als der Schmied jedoch zwischen den Bäumen, die den Weg einrahmen hervortrat, erstarrte er, wo er war. Etwas stimmte nicht. Es war nur ein Gefühl, ein simpler Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss. Aber irgendetwas war ganz und gar nicht in Ordnung.

Leif warf den Stock weg, den er als Wanderstab benutzt hatte und zog leise das Schwert. Sein linker Arm schmerzte nach wie vor. Einen direkten Kampf sollte er besser vermeiden, was auch immer ihn alarmiert hatte. Langsam und einen Fuß vor den anderen setzend, trat er endgültig aus dem Schutz des Waldes und sah sich um. Einige Holzplanken und verschiedener Kleinkram lagen am Rand der Brücke verteilt. Müll und Dinge, die die Flüchtlinge verloren hatten. Aber da war noch etwas. Im Sonnenlicht glitzerte etwas metallisch auf dem Boden. Sich nach allen Seiten absichern, trat der Schmied auf den Gegenstand zu und hob ihn auf. Es war ein Dolch. Aber nicht irgendeiner. Leif erkannte die Waffe sofort wieder. Er hatte Lewyn genau dieses Messer anvertraut....

Er sagte sich selbst, dass er keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte. Der Zauberer könnte den Dolch ganz einfach verloren haben. Und wieso auch nicht, Lewyn schien nie ganz glücklich damit gewesen zu sein. Er ließ den Dolch in einem Stiefel verschwinden. Mit seinem Arm könnte er damit ohnehin besser umgehen, als mit dem Schwert.

Doch nun begann der Schmied sich gründlicher umzusehen. Es gab sonst kaum etwas, was ihm einen Hinweis geben konnte. Als Leif schon aufgeben und aufs Geratewohl eine Richtung nehmen wollte, fiel ihm jedoch etwas am Rand des Waldes ins Auge....

Blut.

Und nicht wenig.

Leif ließ das Schwert zurück, wo er stand und zog stattdessen den Dolch. Dann trat er geduckt zu der Blutpfütze herüber. Noch während er näher kam, sah er bereits, das eine dünne Blutspur davon wegführte... weiter in den Wald hinein. Bevor der Schmied dieser jedoch folgen konnte, bewegte sich bereits etwas zwischen den Schatten. Die Gestalt, die ins Licht taumelte, war weniger, als ein Schatten ihrer selbst.

„Wer... wer da?" Die Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, aber Leif erkannte sie trotzdem. Er ließ die Waffe fallen und rannte los um den Mann aufzufangen, als diesem plötzlich die Beine wegknickten.

„Ruben..." der breite rote Fleck auf der Kleidung des Mannes sagte ihm alles, was er wissen musste. So sanft wie möglich, legte er den verwundeten Freund auf dem Erdboden ab.

„Was ist hier passiert?"

„Leif..." Ruben blinzelte ins Licht, so als hätte er Schwierigkeiten, zu erkennen, wer da neben ihm kniete.

„Die Götter mögen Euch segnen mein Freund, aber wie...."

„Das ist jetzt egal.", erwiderte der Schmied hastig. „Was ist mit Euch geschehen?" Sein Blick jagte über das Areal vor der Brücke hin und her. Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben, dem Mann zu helfen aber... er hatte nichts. Nichts um die Blutung zu stoppen, nichts um auch nur seine Schmerzen zu lindern. Rubens Blick war glasig und Leif merkte, wie viel Mühe ihm allein das weiteratmen machte.

LichtbringerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt