Kapitel26 Die Brücke

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„Ist das ein Anblick, oder ist das ein Anblick ?" Erik war von seinem Wagen gesprungen und hatte die Arme zu einer theatralisch wirkenden Geste ausgebreitet. Fast, als wolle er die komplette Szenerie mit einschließen.

Leif musste über den Überschwang des jungen Arztes lachen. Ja das war ein Anblick. Götter, sie hatten es tatsächlich geschafft. Direkt vor ihnen war sie. Die Grenze....

Leif blieb zusammen mit allen anderen stehen. Ruben klopfte ihm auf die Schulter, als er den Schmied einholte, bevor er einen Blick in die Tiefe wagte.

Der Fluss Keel hatte ein tiefes Tal durch das Land geschnitten. Schroff abfallende Felsklippen führten hinab zu den aufgewirbelten Fluten, die über Tausende von kleinen Terrassen in Kaskaden und Wasserfällen hinab stürzten. Moose und Farne fanden an den kleineren Vorsprüngen des Abgrunds halt. Es war seltsam von oben in diese unberührten Täler zu blicken. Es hatte etwas... urtümliches, dachte Leif, ohne zu wissen, was er damit meinte. Aber auf ihn machte es den Eindruck, als sei seit Jahrhunderten niemand mehr auf den schmalen Uferstreifen des Flusses gewandert. Und auch sie würden diese Ruhe nicht brechen. Die Gischt des Wassers lag als feiner Nebel in der Luft. Eine kleine Wohltat nach der Reise in der Mittagssonne. Regenbogen spannten sich als Konkurrenz neben der großen, steinernen Brücke auf, die über den Abgrund führte.

„Das ist es, oder?", wollte Sandria wissen, als sie, Lewyn im Schlepptau zu den Drei aufschloss. Der junge Magier sagte nichts, sondern sah einfach über die Brücke und den Fluss hinweg.

Leif nickte.

„Wir haben es so gut wie geschafft. Celani, sieh Dir das an."

„Ich hab's schon gehört.", erwiderte die Gejarn, die aus den Reihen der wartenden Flüchtlinge auftauchte. Bevor Leif reagieren konnte zog ihn die Gejarn in eine stürmische Umarmung.

„Wir haben es geschafft."

Der Schmied grinste unsicher.

Erik klatschte in die Hände.

„Also gut, nur für den Fall, das ihr nicht noch hier übernachten wollt, sollten wir langsam sehen, dass wir weiterkommen. Aber bitte geordnet. Bringt mir die Wagen, einem nach dem anderen, rüber. Ruben, ihr bleibt auf dieser Seite und passt auf, zwei eurer Leute sollen drüben auf der anderen Seite alles ordnen. Leif... seht zu, das ihr in Rufweite bleibt, nur für den Fall."

Mit zwei Milizionären an der Spitze und Ruben, der am anderen Ende der Brücke zurück blieb, setzte sich die Karawane wieder in Bewegung. Leif bedeutete Celani, mit Ruben etwas zurück zu bleiben. Sicher war sicher. Es sah nicht wirklich so aus, als würden sie Schwierigkeiten bekommen, aber er war lieber vorsichtig.

Der Schmied selbst, schloss sich einem der Wagen an, die über die Brücke rollten. Die Steine waren rutschig von der Feuchtigkeit, aber die Brusthohen Steingeländer würden wohl verhindern, das heute jemand baden ging, dachte er. Nur für die Pferde war der Untergrund/ tückisch und die Zugführer mussten die Tiere vorsichtig lenken, damit keines stürzte.

Leif hatte die Brücke etwa zur Hälfte überquert, als ihn etwas aufhorchen ließ. Nur konnte er es nicht richtig einordnen. Er kannte das Knarren von Holz, das Klirren von Stahl oder das Sirren von Bogensehnen. Das hier jedoch schien nichts davon zu sein und doch... klang es ein wenig danach. Er warf einem Blick zu anderen Ende der Brücke, wo grade die ersten Karren wieder die Straße erreichten und zwischen den Bäumen verschwanden. Vielleicht hörten sich die Räder auf dem glitschigen Untergrund so an, dachte er, wusste aber, dass er/ falsch lag. Aber was war es dann....

LichtbringerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt