Kapitel 32 Liebe

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Sie fanden die Karawane keinen halben Tag später. Wie sich herausstellte, waren die Flüchtlinge, die es über die Brücke geschafft hatten, nicht weitergezogen, sondern hatten die übrigen Übergänge über den Fluss abgesucht. Nur zu siebt hielten die beschädigten Brücken ihr Gewicht und sie konnten auf die andere Seite gelangen und ihren Weg fortsetzen. Canton lag nun endgültig hinter ihnen. Sie hatten die freien Königreiche erreicht.

Das Land wurde nun zunehmend trockener. Bäume verschwanden fast vollständig von den Straßenrändern und wurden ersetzt, durch hoch aufragende Gräser und Büsche, die die Landschaft in jede Richtung überzogen. Nur der Händlerpfad und einige kleinere Wege zogen sich als markante dunkle Linien durch die Landschaft. Die Luft war praktisch völlig still und kochte beinahe. In der Ferne schimmerte die Landschaft, als befände sie sich unter Wasser. Bald mussten sie regelmäßig anhalten um die Zugpferde rasten zu lassen.

„Gibt es hier draußen überhaupt irgendetwas?" , fragte Celani, die auf das Dach einer der verbleibenden Wagen geklettert war, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die gewaltige Leere, hatte etwas Bedrückendes und Befreiendes zugleich.

„Ich glaube nicht.", meinte Sandria.

„Die Savannen sind größtenteils verlassen. Selbst die Clans halten sich näher an der Küste."

„Ihr klingt, als wärt ihr schon einmal hier gewesen?"

Die Sängerin nickte.

„Vor Jahren. Damals weigerten sich die freien Königreiche eine Weile, dem Kaiser Tribut zu entrichten. Als Reaktion darauf, hat Kaiser Tiberius verfügt, dass niemand mehr über die Grenze darf. Zu meinem Unglück bin ich genau an dem Tag über die Keel, an dem der Fluss besetzt wurde... das ich Bürger Cantons bin hat mir da auch nichts mehr viel genützt."

„Wenn Ihr glaubt, es hat Euch jemals genutzt unter kaiserlichem Recht zu stehen, sollte sich das ja spätestens jetzt geändert haben.", meinte Erik, der zu Fuß neben dem Wagen herging und sich mit einer Hand an Bord zog. Sie alle hatten aus dem Zusammentreffen mit den Gardisten kleinere oder größere Verletzungen davon getragen, nur der Arzt schien völlig unverletzt und munter wie eh und je. Allerdings, dachte Celani, half Erik da vielleicht einfach etwas nach.

„Sicher. Und in den freien Königreichen wird zumindest das kaum besser.", bemerkte Sandria.

„Wie meint Ihr das?"

„Die Reiche sind kein homogener Bund.", erklärte Erik,

„sondern ein Haufen Stadtstaaten, die sich untereinander genau so sehr bekriegen, wie Simon und der Kaiser. Wenn nicht mehr. Das ist einer der Gründe, warum Tiberius sie ignoriert. Sie sind schlicht zu zerstritten um jemals eine echte Bedrohung für ihn darstellen zu können. Das schöne ist aber auch, dass wir hier leicht unentdeckt bleiben können. Das eine Königreich, mag dem Kaiser vielleicht berichten, wo wir sind, und ein Zweites, wird dem direkt wiedersprechen, aus reinem Prinzip."

„Klingt nach... sehr freundlichen Menschen."

„Die Leute hier... sicher. Die Stadtkönige... eher weniger. Immerhin, sie müssen sich mit Canton im Norden und den Laos-Kultisten im Süden herumschlagen und sind praktisch dazwischen eingekeilt."

„Laos..." Sandria runzelte die Stirn.

„Ich hab gehört, das sind Barbaren. Sie weigern sich offenbar sogar, auch nur Schwarzpulver anzurühren. Und sie töten ihre Magier...."

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