Kapitel 41 Wunden

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Erik ging aufgebracht auf und ab. Doch die Wut des Unsterblichen war gegen niemand Bestimmtes gerichtet. Zumindest gegen niemand, der für ihn greifbar gewesen wäre. Immer noch lagen die Splitter der zerstörten Träne Falamirs über den Boden des Thronsaals verstreut, jedoch war er der Einzige, der von ihnen in der Halle zurück geblieben war. Er und die Gejarn, die sich unruhig regte. Er hatte vielleicht die Blutungen stoppen können, aber ob das ausreichte war eine andere Frage.

Der Arzt hatte den Schmied und alle anderen letztlich aus dem Raum scheuchen müssen, um in Ruhe arbeiten zu können und da Leif leider recht... schwer zu überzeugen sein konnte, hatte er den nun herrenlosen Thron vor die Tür geschoben.

Noch war nichts sicher. Auch nicht, was Simon tun würde, jetzt wo die Träne verloren war. Nur eines war klar: Der Kaiser war auf dem Weg. Und damit eine Schlacht, die alles entscheiden müsste. Der Zauberer, hatte seinerseits, seine Leute nach Erindal gerufen und so weit das Auge reichte, lagerte nun die Armee um die Stadt herum. Von Robert und seinen Prätorianern war nichts mehr zu finden gewesen, nachdem Ordt mit einer Handvoll Soldaten den gesamten Palast durchkämmt hatte.

Doch Erik beschäftigte momentan ein ganz anderes Problem. Er hatte Lewyn retten können. Warum nicht noch einmal ? Aber er kannte die Antwort. Weil ein anderer in der Nähe war. Er hatte sich schon eigemischt. Und doch war er so weit, das ihm das mittlerweile egal war. Sollten sie ihn doch stoppen, wenn sie glaubte das zu können. Mit einem Ruck drehte er sich herum und trat an den mit Kissen gepolsterten Tisch, auf dem Celani lag.

„Erik. Was glaubst du da zu tun?" Eine Windböe fuhr durch den Raum und manifestierte sich in einer Ecke zu einer Gestalt. Eine graue Löwin trat daraus hervor. Mhari....

„Na, zu was Euch offenbar der Mut fehlt.", erklärte er aufgebracht.

Die Gejarn schüttelte den Kopf.

„Du kennst die Regeln."

„Verflucht seien Eure Regeln." Der Arzt wirbelte herum, keinen Schritt mehr von Mhari entfernt. Etwas Gefährliches blitzte in seinen Augen auf. „Mich hat niemand gefragt, ob ich daran gebunden sein will. Ihr habt mich benutzt, wie der Bauer, der ich für Euch war. Bis es zu spät war, mich zu entscheiden."

„Erik, bitte fordere mich nicht heraus." Ihre Stimme hatte etwas Flehendes. Ein silbriger Schimmer legte sich über ihre Gestalt. „Du weißt, wie das ausgehen muss."

„Dann halt mich doch auf.", erklärte der Arzt. Die Schatten schienen sich um seine Gestalt zusammenzuziehen. „Los... Vernichte mich einfach. Wenn Du das denn kannst."

Die Löwin trat einen Schritt zurück und der Lichtschimmer verlosch.

„Die anderen werden es...."

„Feiglinge. Ihr alle." Erik klang nicht mehr so hart wie zuvor.

Die Schatten um ihn zerstreuten sich und ließen nur einen ausgebrannten Mann zurück. Älter, als er aussah. Verzweifelter, als er je zugeben würde.

„Bin ich denn der Einzige von uns, der noch den Mut hat, für irgendetwas einzutreten?"

„Und das ist der Grund, aus dem wir Beide noch unter den Menschen Wandeln.", meinte sie versöhnlich. „Du warst nie damit zufrieden, nur daneben zu stehen. Dir ist erlaubt zu tun, was ein Sterblicher könnte. Tu das. Aber mehr ist Dir schlicht nicht möglich."

LichtbringerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt