Kapitel 33 Die Mauern von Erindal

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Erindal lag auf einer Halbinsel. Auf drei Seiten eingebettet vom Ozean und nur über eine schmale Landzunge zu erreichen, machte der Ort im Licht der Mittagssonne einen beeindruckenden Anblick. Honigfarbene Mauern umschlossen ein unübersichtliches Häusermeer. Sandstein und Holz bildeten die vorrangigen Baumaterialen und zwischen den Gebäuden hatten die Bewohner Tücher und Leinen gespannt, welche in den Straßen Schatten spenden sollten.

Festungswerke waren über die gesamte Länge der Landbrücke aufgebaut. Allerdings waren die Mauern alt und die Tore von Jahrhunderten in der Sonne ausgebleicht. Dunkle Banner wehten über den Türmen der Stadt. Ein roter Widder auf schwarzem Grund. Offenbar das Wappen des Herrschers von Erindal.

Schon aus der Ferne konnte Leif erkennen, dass etwas nicht stimmte. Sie waren ganz offenbar nicht alleine hier. Vor den geschlossenen Toren hatte sich ein gewaltiger Menschenauflauf gebildet. Rasch stieg der Schmied auf einen der Wagen um besser sehen zu können. Tatsächlich waren die Stadtportale verriegelt worden. Davor hatte sich eine kleine Kette aus Soldaten formiert. Die Männer trugen Panzerungen mit rot-schwarzen Wappenröcken und waren mit Säbeln und Hellebarden bewaffnet, mit denen sie die Leute ein Stück auf Abstand hielten. Leif zählte etwa zwei Dutzend Bewaffnete.

„Was ist los ?" Erik schwang sich neben ihm auf den Karren um selber nachzusehen.

„Ich weiß es noch nicht, aber das riecht nach Ärger", antwortete der Schmied, während sie sich den Toren näherten. Leif kletterte mit den anderen vom Wagen und kämpfte sich durch die wartenden Menschen ein Stück nach vorne. Erik blieb derweil ein Stück zurück und Celani nahm seinen Platz ein.

„Das gefällt mir gar nicht.", meinte die Gejarn. Sie hielt sich zwischen der kleinen Gruppe bestehend aus Kornelius, Sandria und dem Schmied selbst. So viele Leute auch hier sein mochten, Celani war weit und breit die einzige Gejarn.

Einer der Soldaten unterschied sich etwas von den anderen, wie Leif auffiel, als sie die freie Fläche zwischen den wartenden Menschen und den Soldaten Erindals erreichten.

Der Mann trug die gleichen Plattenpanzer wie die anderen, jedoch fiel ihm ein Umhang mit dem Wappen der Stadt über die Schultern.

Der Mann zog ein Schwert und machte eine Geste Richtung Horizont.

„Geht gefälligst alle wieder nach Hause." Seine Stimme schallte trotz des Gemurmels der Leute über die gesamte Landbrücke vor den Toren.

„Wir haben schon zu viele Flüchtlinge aufgenommen."

„Klar, weil wir das auch alle einfach so können.", rief Kornelius, der sich ein Stück an Leif vorbei drängte. „Es ist ja nicht so, als hätten diese Leute schon alles zurückgelassen nur um bis hierher zu kommen."

Der Wachhauptmann verschränkte lediglich die Arme.

„Es kommt niemand mehr in die Stadt. Punktum."

„Das könnt Ihr nicht machen.", begehrt jemand aus der Menge auf.

„Wir waren jetzt schon in drei Städten. Überall hat man uns abgewiesen. Wir können nicht mehr weiter, ihr Bastarde."

„Ich führe hier Befehle aus. Und die lauten, das Ihr genau bis vor dieses Tor kommt und keinen Schritt weiter."

Erik stieß wieder zu ihnen musterte den Mann vor den Toren einen Moment, dann winkte er sie alle beiseite.

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