Kapitel 7 Verloren

56 13 0
                                    



„Leif, warte."

Sie konnten noch nicht lange unterwegs sein, als Celani plötzlich anhielt. Er hatte zuerst Schwierigkeiten, den Pfad im Dunkeln zu finden, aber nachdem sich seine Augen an die tieferen Schatten unter dem Blätterdach des Waldes gewöhnt hatten, konnte er sich schnell orientieren.

Sie mussten schon wieder auf halbem Weg zum Geisterbaum sein, wenn er die Entfernung richtig einschätzte. In der Dunkelheit war er den Weg selten gegangen, also konnte er sich nicht ganz sicher sein. So oder so, im Augenblick hatten sie einen sicheren Vorsprung, den wollte er ungern aufgeben.

Leif wurde langsamer und drehte sich widerwillig um. Nicht nur, dass er wegen ihr jetzt um sein Leben rannte, er wusste immer noch nicht wieso. Warum sollte Belfares Armee hinter einer einzelnen Gejarn her sein?

„Was ist jetzt wieder lo..." eigentlich hatte er zu einer schärferen Erwiderung ansetzen wollen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Der Schmied konnte den Ausdruck nackter Angst auf ihrem Gesicht erkennen. Celani hatte nicht halb so entsetzt gewirkt, wie bei ihrer überstürzten Flucht. Irgendetwas musste passiert sein, vor dem sie noch mehr Angst hatte, als vor den Spähern.

„Mein Armreif ist weg."

Leif seufzte. Das war ihm vorhin schon aufgefallen. Aber das war es doch sicher nicht, was ihr solche Angst machte.

„Glaub mir, das ist es sicher nicht Wert unser Leben zu riskieren."

„Doch. Hör zu, ich muss zurück. Ich erwarte gar nicht, dass Du das verstehst, aber wenn sie dieses Band finden...."

„Wenn wir jetzt zurückgehen, müssten wir schon sehr viel Glück haben, das man uns nicht erwischt. Hast Du darüber mal nachgedacht?"

„Wir gehen auch nicht zurück Leif. Du hast schon genug getan. Mehr als ich... von irgendjemanden erwartet hätte." Sie lächelte schwach.

„Das sind Soldaten, gegen die hast Du keine Chance. Geh zu Deinem Freund. Versteck Dich dort. Wenn ich Erfolg habe, sollten die Späher bald weg sein. Und wenn nicht... bist Du sie trotzdem los."

Auf ihre Art hatte sie recht. Er hatte getan, was er konnte. Das alles ging ihn nichts an. Er sollte einfach gehen und die Sache hinter sich lassen, dachte der Schmied. Aber was dann....

Dann könnte er nie wieder in den Spiegel sehen.

„Celani, ich bin niemand, der jemanden einfach so im Stich lässt. Das habe ich noch nie und ich werde jetzt auch nicht damit anfangen. Wenn dieses Armband so wichtig ist, holen wir es. Aber wenn, dann wüsste ich gerne endlich, warum genau ich das mache."

„Das zu erklären, würde etwas dauern...."

„In dem Fall, spar Dir die Erklärung, bis wir heil aus der Sache raus sind." Leif sah den Weg zurück, den sie gekommen waren. Noch war kein Lichtschimmer hinter ihnen zu sehen, aber wenn die Späher sein Haus erreichten, bevor sie wieder dort ankamen, hatten sie ein Problem.

„Weißt Du wenigstens, ungefähr wo du den Reif verloren hast? Wir werden keine Zeit zum Suchen haben."

„Vor dem Haus hatte ich ihn noch, also... kann ich ihn nur verloren haben, als ich nach drinnen bin um dich zu wecken."

LichtbringerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt