Kapitel 19 Reise

54 12 2
                                    



„Ich glaube ich geb's für heute auf.", erklärte Leif. Sie liefen neben einer der Wagen her, die sich sowohl vor ihnen als auch hinter ihnen aneinanderreihten. Er hatte seine erste Schätzung korrigieren müssen. Es waren nicht ganz so viele Flüchtlinge, wie er anfangs gedacht hatte, aber immer noch weit über einhundert Menschen, die mit ihnen auf dem Weg waren.

Celani lachte leise, als der Schmied resigniert die Hand vors Gesicht schlug.

„Geister, du bist echt ein hoffnungsloser Fall."

Leif hatte sie gebeten, ihm wenigstens ein paar Grundlagen, ihrer Sprache beizubringen und auch wenn er sich nicht dumm anstellte, wie sie fand... es würde eine ganze Weile dauern. Wenigstens, war es eine Möglichkeit, sich die Zeit zu vertreiben. Drei Tage schon, reisten sie nun in der Flüchtlingskarawane und außer dem zum Überleben notwendigen, gab es wenig zu tun. Nach wie vor waren sie auf den befestigten Straßen unterwegs und die Landschaft hatte sich wenig verändert. Kleine Waldgebiete, welche die wenigen abgestellten Wachen dazu veranlassten, nervös die Augen offen zu halten, und ab und an einige Dörfer und Felder. Wobei Wachen wohl wirklich der falsche Ausdruck war. Fünf leicht unterernährte Leute, in simpelster Flickenrüstung und Waffen, die längst hätten verrosten sollen. Er hatte Ruben anfangs nicht für einen Kämpfer gehalten, aber im Vergleich zu diesem Haufen, war der alte Herr wohl noch der Gefährlichste.

Leif ließ sich etwas zurückfallen.

„Ich werde Ruben fragen, ob er irgendwo Schleifsteine auftreiben kann.", meinte er an Celani gerichtet. In Ermangelung einer Schmiede und Materialen, konnte er keinen Ersatz schaffen, aber wenigstens konnte er dafür sorgen, dass Ruben und die übrigen Wächter nicht mit stumpfen Klingen loszogen. Wenn die Hälfte bei einem echten Kampf nicht ohnehin einfach weglief.

Die Gejarn nickte.

„Tu das. Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, Eriks Bitte nachzukommen. Wenn du den Wachen hilfst, sehe ich mir die anderen Gejarn an. Ehrlich gesagt bin ich ein wenig aufgeregt...."

„Es sind Deine Leute, oder?"

Celani schüttelte den Kopf.

„Und sowohl das Kaiserreich als auch Simons Armee besteht aus Menschen, oder?"

Leif verstand, worauf sie hinaus wollte.

„Das heißt nicht automatisch, dass man sich versteht."

„Genau das. Es gibt zwischen den einzelnen Clans mindestens genauso viele Konflikte, wie unter den Adelshäusern der Menschen."

„Dann... pass auf Dich auf."

„Keine Sorge."

Der Schmied wurde langsamer, sodass die Flüchtlinge hinter ihm einfach an ihm vorbei konnten. Er hatte Ruben bisher nur ein paar Mal gesehen, der Mann schien aber oft die Nachhut der Karawane zu bilden. Leif musterte die Leute, die er passierte. Noch ging es den meisten gut, auch wenn sie alle etwas abgerissen wirkten. Er sah wohl kaum besser aus, gab er zu. Es gab hier nichts, worin er sein Spiegelbild sehen konnte, aber ein Handgriff zum Gesicht sagte ihm, dass er sich dringend rasieren musste. Noch eine Woche oder etwas mehr und er lief mit einem Vollbart herum. Und eine Gelegenheit sich zu waschen wäre nicht verkehrt. Auch wenn Heerlager normalerweise ein schmutziger Ort waren, die Prätorianer bekamen Sauberkeit praktisch verschrieben. Niemand wollte ein Bataillon Elitekrieger an eine vermeidbare Seuche verlieren. Und so etwas blieb hängen.

LichtbringerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt