Kapitel 14 Geisterstadt

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Die dichten Wälder der Herzlande, umgaben sie auf allen Seiten, und wurden nur alle paar Meilen durch weite, offene Flächen mit gewaltigen Feldern und einigen verstreuten Siedlungen unterbrochen. Das Getreide stand, als endlose Reihen goldener Halme, auf den Ebenen und führte einem deutlich vor Augen, welche Bedeutung, den Tausenden von kleinen Dörfern und Höfen in der Gegend zukam. Auch wenn Canton ein größtenteils fruchtbares Land war und in allen Teilen des Kaiserreichs Ackerbau betrieben wurde, die Herzlande stellten die Kornkammer des gesamten Imperiums dar. Der Großteil der Bevölkerung wurde aus der Ernte der Farmer hier ernährt

Und natürlich auch die Armee, dachte Leif, während sie eine weitere Ebene mit Kornfeldern überquerten. Manche der Feldarbeiter, die schon eifrig damit beschäftigt waren, die Ernte einzubringen hoben kurz den Kopf um den zwei Reisenden nachzusehen, wandten sich aber dann wieder ihrer Arbeit zu.

An anderen Stellen verfaulte das Getreide auf den Feldern. Ein besonders trostloser Anblick bot sich den zwei Reisenden, nachdem sie gut eine Woche unterwegs waren. Immer Richtung Süden oder zumindest vermutete, er das, da Celani sie in diese Richtung führte. Er selbst hatte längst die Orientierung verloren. Es war Jahre her, dass er sich so weit von seiner Heimat entfernt hatte, und damals musste er sich um die Richtung keine Sorgen machen. Allerdings achtete der Schmied auch jetzt nicht wirklich darauf, wohin sie liefen.

Kornelius.

Er war kurz davor gewesen, doch noch zum Haus zurückzulaufen, als die Gardisten einen Körper vor die Tür geschleift hatten. Auch wenn er, aus ihren Versteck in den Wäldern, um den Hof des Alten, nichts Genaueres hatte erkennen können....

Der Anblick vor ihm, riss ihn aus seinen Gedanken. Sie waren eine kleine, bewaldete Anhöhe hinaufgekommen, die einige der verfallenen Äcker umschloss, über sie sie von Zeit zu Zeit stolperten. Doch das was vor ihnen lag war nicht bloß ein verlassener Bauernhof. Es war eine Geisterstadt.

Ein großes Dorf. Leif schätzte die Anzahl der Hütten auf etwas um die Zweihundert. Auch wenn er ganz sicher nicht lange genug hier bleiben wollte, um das herauszufinden. Celani schien es ähnlich zu gehen. Die Gejarn sah sich hektisch nach allen Seiten um, als sie einem Pfad den Hügel hinab in die Siedlung folgten. Andererseits war diese ständige Wachsamkeit bei ihr schon mehr normal, als irgendetwas Ungewöhnliches, dachte Leif. Er war jetzt schon mehrmals mitten in der Nacht aufgewacht, nur um festzustellen, das Celani schon wach war. Oder eher, immer noch, wie er befürchtete.

Der Ort war tatsächlich völlig verlassen, wie der Schmied rasch feststellte. Verfallene Ställe und geplünderte Holzverschläge wechselten sich mit leer stehenden Backsteinhäusern und zugewucherten Gärten ab. Hier war seit mindestens einem Monat niemand mehr gewesen.

„Wo sind alle?", fragte Celani und brach damit die Stille, die über dem Ort gelegen hatte. Aus einem leeren Fenster flatterten ein paar Vögel auf und verschwanden am sonnigen Himmel. Irgendwie passte das Wetter nicht zu einem derart traurigen Anblick. Aber seit wann nahm der Himmel Rücksicht darauf, ob ihm etwas passte, dachte Leif.

„Geflohen, schätze ich. Vermutlich hatten sie Angst davor, was eine ausgehungerte Armee, mit einem Ort wie diesen, anstellen würde."

„Deine Leute sind doch auch geblieben."

„Ja, aber wir sind auch nur eine kleine Siedlung. Wenn man nach Goldbrück nicht sucht, findet man es auch nicht. Genau wie Westfall. Zu unwichtig, als das wir in großer Gefahr wären. Auch wenn einige wohl trotzdem wegziehen werden, wenn Belfares Armee noch mehr Land gewinnt."

LichtbringerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt