Der Alltag kehrt ein

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Selten hatte Atana sich so ausgeruht und erfrischt gefühlt wie nach dieser einen Nacht in dem riesigen Himmelbett und einer knallheißen Dusche, unter der er geschlagene anderthalb Stunden verbrachte. Er hätte sich nicht im Traum vorstellen können in einem goldenen Käfig dieser Art zu leben, nachdem er wochenlang in einer Steinzelle verenden musste. Nur knurrte sein Magen nach dem Morgenritual heftig, schließlich hatte er seit zwei Tagen keine feste Nahrung mehr zu sich genommen. Hatten die Akatsuki wohl Essen hier? Atana konnte sich das gleichermaßen vorstellen und nicht vorstellen.

Generell war ihm die Konstellation der Organisation sehr suspekt. Es gab noch zwei andere Geheimverstecke, aber die Mitglieder schienen trotzdem hier und dort unterwegs zu sein. Die Teams hatten untereinander keine enge Bindung, genauso wenig wie zwischeneinander. Atana fragte sich oft ob sie alle ein Zuhause hatten, zu dem sie immer wieder Mal zurück kehrten. Er hatte keine Ahnung wie ein Tag im Leben eines Akatsukis aussah, aber er traute sich auch nicht Deidara danach zu fragen, obwohl er nur eine Tür weiter wohnte. Der junge Mann hatte seine Gründe ihn oberflächlich nicht zu mögen, und das würde Atana vorerst akzeptieren. Sein Status war bisher noch nicht fest, und so lange er nicht tot war hielt er sich mit seinen Bedürfnissen zurück.

Als er nach draußen auf die Wiese ging und mit seinem neuen Buch meditieren wollte, dachte er plötzlich an den Garten bei sich Zuhause. Der Duft des schönen Kirschblütenbaums stieg ihm in die Nase, gepaart mit Kakashis Geruch, wenn er frisch geduscht hatte. So eine schöne Erinnerung an Zuhause. Atana fragte sich, was Kakashi wohl gerade tat. Bestimmt war er auf einer Mission, mal wieder eine schwierige, denn seine Schüler waren ja alle mit den Sannin unterwegs. Er würde sich wieder in ein Buch vertiefen, ab und zu wieder ein Meisterwerk kochen und den Tag draußen auf dem Balkon verbringen, wenn er wieder frei hatte. Er war bestimmt glücklich. Seine Welt war immernoch heile, so wie früher.

Verstohlen wischte Atana sich die Tränen von den Wangen und lachte über seine Emotionalität. Es war so verrückt über jemanden traurig zu sein, der sicherlich glücklich war. Aber es machte Atana so unendlich traurig zu wissen, dass er keinen aktiven Teil zu diesem Glück beitragen konnte. Er ließ sich auf die Wiese sinken, kreuzte die Beine zum Schneidersitz und legte die Hände auf die Oberschenkel. Kakashi geht es gut, sagte er sich selbst und beruhigte sich, in dem er ein paar tiefe Atemzüge nahm. Er musste sich nun auf sein Chakra konzentrieren, sowie auf den lauwarmen Wind, der seine noch feuchten Haare trocknete. Eine Verbindung zwischen einem fremden Element und seinem Chakra herzustellen müsste ihm mittlerweile leicht fallen.

»Hey, was tust du da?« hörte er plötzlich eine entnervte Stimme hinter sich. Deidara stiefelte auf ihn zu, sichtlich aufgebracht. Warum? Das wusste er nicht genau. Aber Deidara wusste es. Er hatte den jungen Mann gesucht, ziemlich lange. Zuerst war er in Panik geraten, weil er dachte, er wäre abgehauen, aber dann wusste er wieder, dass Atana unmöglich die Barrikade überwinden konnte. Genausowenig wie er selbst. Er war es leid mit Gesellschaft hier zu sein. Normalerweise konnte er hier tun und lassen was er wollte, bekam Essen zu jeder Tageszeit, spielte sogar Brettspiele mit seiner heißgeliebten Hausdame, aber dank Atana blieb ihm das alles verwehrt. Der Koch war weg, weil die Akatsuki dachten, Atana könnte ihn manipulieren, die Hausdame war die ganze Zeit genervt und er selbst musste den dummen Typen ständig im Auge behalten. Deshalb wollte er ihm das Leben zur Hölle machen.

»Ich meditiere.« gab Atana Auskunft und schloss die Augen wieder. »Beherrscht du zufällig das Windeleme-«
»Komm mit rein.« herrschte Deidara ihn an und drehte sich direkt wieder um. »Falls du Idiot es vergessen hast: Man braucht Nahrung, um zu überleben. Hn.«
Atana war eigenschüchtert. Nicht, weil Deidara die Worte ausspuckte wie heißes Essen, sondern weil sein Chakra schon wieder unter Strom stand. Kleinlaut stand er auf und folgte dem Blonden. Sein glänzendes Haar wehte im Wind wie ein Vorhang aus goldener Seide. Er trug es schon wieder offen, zu Atanas Vorteil. Er bestaunte die Schönheit, denn obwohl sein Charakter anstrengend war vergötterte Atana die bloße Erscheinung, sowie das Chakra des Akatsuki. Eine gewisse Attraktivität war ihm wirklich nicht abzusprechen. Erst jetzt viel ihm auf, dass Deidara fast einen ganzen Kopf kleiner als er war.

Blindfight - Die Fänge der AkatsukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt