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•°•°•°•Der dunkle Wald wirkte in seinem herbstlichen Rot und Orange in der untergehenden Sonne als hätte er Feuer gefangen und brannte lichterloh zum Himmel hinauf. Die letzten Sonnenstrahlen glänzten wie Funken, dann verschwand das Licht hinter dem Horizont und die Minuten verstrichen, ehe die entgültige Dunkelheit eintrat. Atana konnte die Erde unter sich ruhen spüren, die Tiere im Wald mit ihren schwachen Chakren. Die kleine Yahika schlief jetzt wahrscheinlich tief und fest, beruhigt durch ein Genjutsu und geschützt durch die Tarnung ihres eigenen Chakras.
Er wusste, was nun auf ihn zukommen würde. Er hatte diese Vorahnung, dieses eigenartige Gefühl. Es war soweit. Mit dem Bruchteil seines Chakras musste er bald einen Kampf führen, dessen Ausgang er niemals vorhersehen konnte. Der lauwarme Wind verwehte das Gefühl der Angst aus seinem Körper und entspannte seine Muskeln. Die Welt scheint sich heute sehr friedlich zu drehen. Atana sah gelassen in den gelblichen Vollmond und beobachtete ein paar Glühwürmchen dabei, wie sie heiter über den kleinen Sumpf tanzten. Diese Atmosphäre erinnerte ihn an den Sommer von vor drei Jahren. Der Sommer, in dem seine größte Angst noch das Versagen als Chunin war.
Seufzend ging er auf das stehende Wasser zu, streckte die Hand aus und ließ sein Chakra durch die Erde bishin zur Wasseroberfläche fließen. Eine kleine Kugel löste sich und schwebte eine Hand breit über dem Sumpf, hinterließ kleine Kreise und schrumpfte allmählich zusammen. Er liebte das Wasser so sehr. Den Regen, der in seinem Zimmer in Amegakure immer beruhigend gegen die Fensterscheiben geprasselt hatte. Das Meer um die Insel Port Yang, welches er schon so oft gesehen und überquert hatte. Tief sog er die frische Luft in seine Lungen und fragte sich, ob das wohl sein letzter schöner Gedanke für sein ganzes Leben war.
Er spürte in den Fingerspitzen ein leichtes Kribbeln und schloss die Augen. Seine perfekten Sinne konnten sie spüren, mochte sie auch noch viele Meter weit entfernt sein. Sie kam ihm immer näher, Schritt für Schritt, völlig ruhig und gelassen. Die Frau hatte ein Ziel, eine Beute. Und sie würde sich wie ein Tiger auf ihn stürzen, aus ihrer Deckung springen und ihre messerscharfen Zähne in seinen Hals bohren. Und er würde mit seinen Krallen zurückschlagen. Tiger gegen Tiger. Ein Kampf, ein Sieger. Je näher sie kam, desto ruhiger wurde Atana innerlich. Die Spiegelung der Wasseroberfläche zeigte ihm einen gütigen Gesichtsausdruck. Es war, als würde er zu sich selbst sagen:
›Es ist okay so. Du hast dein Möglichstes getan und jetzt ist es an der Zeit deine Pflicht zu erfüllen. Wenn du das nicht überlebst, dann hast du zumindest dein bestes gegeben.‹Kakusa trauerte um den zukünftigen Verlust, da sie sich sehr sicher war den Kampf zu gewinnen. Der Wahnsinnige verlor immer, das war ein ungeschriebenes Gesetz. Schritt für Schritt kämpfte sie sich in ihren geschmeidigen Lederstiefeln durch die Vollmondnacht. Sie erkannte die Spuren ihres Bruders, die er offensichtlicher nicht hätte hinterlassen können, und folgte ihnen ohne einen Zweifel. Ja, sie hatte Kakashi täuschen müssen, sie hatte die ganze Welt getäuscht, aber Atana war völlig außer Kontrolle geraten und es war ihre Pflicht als Schwester und Freundin ihn selbst vor diesem Unheil zu retten. Ihn zu töten war für sie die einzige Möglichkeit, ihn zu retten. Sein altes Ich hätte das gewollt.
Der Gedanke an Yahika, die seelenruhig beim benachbarten Dorf in der Obhut einer warmherzigen alten Frau schlief, zauberte ihm ein Lächeln auf die Lippen. Wenn die ganze Welt ihn doch verriet und er gegen zwei Fronten gleichzeitig kämpfen musste, dann war dort immernoch irgendwas, was ihm die Hoffnung gab weiter zu machen. Jeden Schritt würde er gehen, jeden seiner unzähligen Feinde besiegen, nur für dieses unscheinbare Kind. Auch seine ehemalige beste Freundin müsste er niederstrecken, falls nötig. Die Frau, die er früher oft als Schwester bezeichnet hatte.
»Du Bastard hast dich an meine Beute rangemacht. Hat man dich nicht vor mir gewarnt? Hast du eine Ahnung, wer ich bin?« fauchte sie, als er sich weiterhin vergeblich gegen sie wehrte. Er zischte:
»'ne dumme Rotzgöre, das bist du.«
Er spürte, wie sie ihn locker ließ. Dann, ohne Vorwarnung, sprang sie hoch und trat ihm in einer Drehbewegung mitten ins Gesicht.
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Blindfight - Die Fänge der Akatsuki
Fiksi Penggemar[Teil 2 der Blindfight-Reihe] In den Fängen der Akatsuki verarbeitet Atana seine Vergangenheit und seine Liebe zu Kakashi unter ständiger Beobachtung. Dabei stößt er auf tiefgreifende Intrigen, entdeckt die Geschichte des Chakras neu und verliert si...