Ein Traum

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Er spürte seinen Herzschlag gleichmäßig und robust. Sein gesamter Körper war umfasst von einem atemberaubenden Gefühl der Gesundheit, als ob ihm nie etwas wiederfahren wäre. Wärme benetzte seine Haut und er fragte sich, ob er jemals etwas verrückteres geträumt hätte. In seinem Traum hatte er das Mangekyou-Sharingan erlangt, gegen Kakusa gewonnen und Kakashi lebendig vor sich gesehen. Welch verrücktes Szenario. Benommen stellte er fest, dass er das nächste Mal vielleicht weniger von den Drogen nehmen sollte. Welcher Tag war heute? Und wie ging es dem Baby?

Langsam kehrte das Gefühl für seinen Körper ein und Atana spürte seine Arme in einer unangenehmen Position über sich. Er saß auf einem kalten, unebenen Boden und seine Handgelenke, sowie Fußgelenke waren zusammengebunden. Als er seine Augen öffnete, sah er nichts als Schwärze. Wo war er? Er erinnerte sich nicht. Oder doch? Fassungslos wurde ihm klar, dass er niemals geträumt hatte. Es war alles echt gewesen. Der Kampf. Kakashi. Sein Tod. Atana verstand, warum er noch lebte. Das Siegel auf seiner Stirn hatte seinen Körper vollständig geheilt und jede noch so kleine Wunde beseitigt. Sogar die Kopfschmerzen, die er Dank des Mangekyous eigentlich dauerhaft ertragen müsste, hatte das Siegel geheilt. Seinem Körper ging es gut. Doch die emotionale Last war unbeschreiblich.

Er fühlte beide Chakren ein paar Meter entfernt von ihm am Lagerfeuer sitzen. Die Wärme entspannte ihn ein wenig und vermutlich war es schon spät am Abend, wenn nicht sogar mitten in der Nacht. Das hieße, dass er einen Tag oder mehrere Tage lang bewusstlos gewesen war.
»Du musst etwas essen.« sagte Kakashi streng zu Kakusa. »Ich bitte dich.«
»Ich habe keinen Hunger, danke.«
Ihre Stimme war so dunkel, so verzerrt. Atana wurde übel. Er hatte ihr die Hölle angetan. Das Jutsu hatte sie so stark mitgenommen, dass sie nun weder essen noch schlafen wollte. Das erkannte er an ihrem ungesunden Chakrazyklus.
»Dann nimm dir wenigstens eine Nahrungspille.«
Kakusa nahm diese zu sich und schwieg.

Natürlich hatten sie ihm eine Augenbinde ungetan, das war nur logisch. Aber sie störte ihn gerade ungemein, sodass er vorsichtig versuchte den Knoten an seinem Hinterkopf durch Reibung an der Baumrinde zu lösen. Er konzentrierte sich so stark darauf, dass er nicht bemerkte, wie jemand auf ihn zu kam. Im nächsten Moment flog sein Kopf zur Seite und ein stechender Schmerz breitete sich in seinem Unterkiefer aus. Ein weiterer Schlag folgte, dieses Mal gegen die andere Seite. Dann einer mitten ins Gesicht. Kakusa ließ keine Gnade walten und schlug immer weiter auf Atana ein, bis Kakashi sie stoppte.
»Das genügt.«
Widerwillig zog sie sich zurück. Benebelt spuckte Atana das Blut aus und keuchte fassungslos. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er hatte das so verdient. Er hätte noch viel mehr verdient.

»Warum habt ihr mich nicht getötet?« fragte er ruhig und spürte, wie Kakusas Chakra zornig pulsierte. Kakashis Chakra war Balsam für seine Seele und alles, was er jemals spüren wollte. Er lechzte nach dieser Substanz wie ein Abhängiger auf Entzug. Ihre Seelen waren verbunden, nur darauf konnte er sich konzentrieren.
»Weil wir dich nach Konohagakure bringen. Dort erhältst du deine gerechte Strafe.« antwortete Kakashi ebenso gelassen und setzte sich bequem ins Gras. Er fühlte sich so merkwürdig ruhig, auch wenn er gerade erfahren hatte, dass er all die Wochen lang komplett falsch lag. Die Indizien waren so offensichtlich. Und dennoch hatte er viele, viele Fragen an Atana.

»Darf ich dir ein paar Fragen stellen?«
Seine Höflichkeit brachte Atana zum Lächeln und sein Herz machte einen Hüpfer. Leise antwortete er:
»So viele du willst.«
»Du sagtest, dass Konoha dir den Auftrag gegeben hätte, das Dorf zu verlassen und der Organisation beizutreten.«
Bei dem Gedanken daran, dass er Kakashi deswegen belügen musste und ihm seine Erinnerungen genommen hatte, musste Atana schlucken.
»Das ist wahr.«
»Ich will alles darüber wissen. Jedes Detail.« forderte der Jonin.
»Das... geht nicht.« murmelte Atana. »Das ist ein geheimer Auftrag. Ich kann ohne Tsunades Erlaubnis nicht darüber sprechen.«
Kakashis Chakra schien nun nicht mehr so ruhig. Viel schlimmer war Kakusa.
»Sag Mal, hast du komplett den Verstand verloren?« fauchte sie. »Du hintergehst Konoha mehrere Male, willst uns aber nicht verraten, was es mit deinem dämlichen Auftrag auf sich hat? Tsunade will dich tot sehen! Ihre Erlaubnis sollte dich einen Scheißdreck kümmern, du Wahnsinniger!«

Blindfight - Die Fänge der AkatsukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt