Gejagt

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Kakashi stapelte mühevoll ein paar kurze Holzstämme auf seinen Armen, als er plötzlich eigenartige Geräusche aus dem Wald hörte. Äste ächzten, Stimmen hallten durch die Stille der Nacht. Einige Rufe und Schreie ertönten. Er war sich ziemlich sicher, dass diese von Kakusa stammten. War Atana doch geflohen? Hatte Kakashi sich so sehr in seiner großen Liebe getäuscht? Er ließ das Gehölz fallen, setzte seine Maske auf und begab sich in allerhöchste Bereitschaft. Sofort versuchte er seine Partnerin ausfindig zu machen und machte sich auf, ihr zu folgen.

Atana spürte Kakashi und Kakusa hinter sich, doch Madaras Chakra hatte er wieder verloren. Hoffentlich fand er Yahina nicht. Das könnte schlimm enden. Er sah ein, dass es dumm wäre das Mädchen zu holen und dann zu fliehen. Ihm fehlte es leider an Kraft seine drei Jäger zu besiegen, schon gar nicht mit seiner psychischen Schwäche. Einen Kampf gegen Madara würde er nicht überleben. Also musste er irgendwie das kleinere Übel nehmen und so lange flüchten, bis einer der drei freiwillig aufgab. Weil Obito sich teleportieren konnte, Kakashi eine Ausdauer wie ein Jagdhund hatte und Kakusa ihn sowieso in jedem Winkel des Planeten finden würde, hatte er die schlechtesten Chancen überhaupt.

Vielleicht hätte er Kakashi und Kakusa sofort alles erzählen sollen. Vermutlich wäre ihre Bereitschaft ihm zu helfen höher gewesen als ihr drang, ihn Konoha auszuliefern. Er hatte Kakusa gerade davon überzeugen können, dass er kein schlechter Mensch war. Er war doch bloß Atana. Atana Mamoto, der Angst vor dem Sharingan hatte. Die große Liebe von Kakashi Hatake. Der Teilzeit-Shinobi. Er hatte so langsam das Gefühl den Überblick darüber verloren zu haben, wer er für wen kämpfte und was in wessen Augen seine Ziele waren. Er hatte zwar Kakashi wieder und nichts machte ihn glücklicher, aber sein Schicksal verdammte ihn dazu den Kopierninja wieder zu verlieren. So wie schon so oft in seinem Leben.

In seinen Gedanken verloren bemerkte er nicht, dass sich Kakusa direkt neben ihm befand. Sie stürzte auf ihn zu, mit einer Gewalt die die Äste unter ihnen zerbersten ließ, und sie fielen Metertief aus der Baumkrone auf den verwurzelten Boden. Der Aufprall presste Atana die letzte Luft aus seinen Lungen, sodass er für ein paar Sekunden nicht atmen konnte. Verschwommen nahm er die Sterne wahr, die sich tausendfach über ihm teilten. Er musste sich irgendwie verteidigen, das wusste er, denn Kakusa hatte sich schon aufgerappelt und schoss ein Kunai auf sein Bein. Sie wollte ihn natürlich bewegungsunfähig machen, doch er zuckte schnell zurück und sprang auf die Beine, nur halb bei Verstand. Sein Rücken schmerzte unangenehm. Er trug nur ein Shirt von Deidara und darunter Bandagen. Das federte in keinster Weise.

Kakusa beschoss Atana weiter mit Kunai, bis sie keine mehr hatte. Immer wich er aus oder parierte, dann hatte er die Chance wieder zu fliehen. Er verschwand zwischen den Bäumen und Kakusa war schon auf halbem Weg zu ihm, als plötzlich ein helles Licht erschien, das ohrenbetäubende Gezwitscher tausender Vögel und Atana sofort wieder zwischen den Bäumen auftauchte.
»Wohin so eilig?«
Kakashi sprintete ihm hinterher, geschmückt mit gleißend hellen Blitzen, doch auch hier wich Atana aus. Er war einer der wendigsten Shinobi die Kakusa kannte, das fiel ihr nicht zum ersten Mal auf. Es dauerte noch eine Weile bis sie Atana endlich in Gewahrsam nehmen konnten. Der junge Uchiha lag bäuchlings auf dem Boden, Kakashi kniete auf ihm und hielt einen seiner Arme auf dem Rücken fest.

»Wenn ihr nicht verschwindet wird er nicht nur mich töten, sondern auch euch!« keuchte Atana und versuchte sich zu bewegen, doch Kakashi ließ ihn nicht. Stattdessen fragte er:
»Kakusa. Warum wollte er fliehen?«
Kakusa war sich unsicher darüber, ob es wirklich das richtige war, Atana an Konoha auszuliefern. Sie wusste, dass er es sicher verdient hatte, aber das gefiel ihr trotzdem nicht. Sie kannte ihren Bruder. Er hatte die Wahrheit gesagt. Das Kind war seine oberste Priorität.
»Kakashi, lass ihn los. Wir können ihn nicht ausliefern.«
»Was?« fragten Kakashi und Atana unisono und starrten der Kunoichi einerseits erschrocken, andererseits verständnislos ins Gesicht. Atana war einem Menschen nie so dankbar wie jetzt. Kakashi ließ Atana frei, doch er verstand Kakusas Sinneswandel nicht. Er liebte Atana zwar, aber ihn nach Konoha zu bringen war seine Pflicht. Tief im Innern wünschte er sich vielleicht auch ein wenig Vergeltung für das, was Atana ihm angetan hatte.

Blindfight - Die Fänge der AkatsukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt