Mehr als Neugier und Freundschaft

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Deidara sah, dass Atana mit ihm sprach. Er erzählte ihm etwas. Die Bewegungen seiner  Lippen war fortwährend. Nicht besonders schnell, aber auch nicht zu langsam. Den angenehmen Klang seiner Stimme konnte er vernehmen, doch das, was er sagte, perlte an ihm ab wie Wasser an einer Lotusblüme. Hatte er in der vergangenen Zeit an Bräune gewonnen? Ja, Atanas sonst sehr blasse Hautfarbe wirkte natürlich gebräunt. Nun sah er Itachi weniger ähnlich, was Deidara insgeheim freute. Entgegen seiner Erwartungen machte es den Konohanin nicht weniger unattraktiv. Irgendwie hatte Deidara Angst diese Haut wieder erblassen zu sehen.

»S-sasori Danna!«
Ein schleppendes Geräusch war zu vernehmen. Deidara erschauderte.
»Mmh.« brummte die Puppe. »Der ist definitiv tot.«

Sein schmackhaftes Abendessen verwandelte sich in seinem Mund zu Asche, die ihm vor Ekel den Speichel raubte. Diese ganze Sache nervte ihn so sehr. Eigentlich sollte er Atana einfach sagen, was er gesehen hatte, aber er konnte nicht. So eine brutal zerfetzte Leiche war ihm noch nie untergekommen.
»Dei, was ist mit dir? Seit wann schmeckt dir das Essen nicht?«
Atana deutete auf den Teller, der noch zur Hälfte gefüllt war, während sein eigener schon lange leer war. Er fand Deidaras verhalten komisch.

Vor ein paar Stunden war er wiederkommen und hatte kaum ein Wort mir ihm gesprochen, was er auf Sasoris Anwesenheit schob. Wenn die beiden zusammen waren verhielt die Blondine sich wie eine arrogante Zicke. Leider hörte er mit diesem Verhalten nicht auf, als er und Atana zusammen am Tisch saßen und miteinander zu Abend aßen, allein. Die ganze Zeit blickte er abwesend drein, schob sich ab und zu etwas Reis ohne Curry in den Mund und kaute lustlos darauf herum. Sogar sein hochexplosives Chakra hatte all seine Spannung verloren. Trüb und matt pulsierte es vor sich hin. Es erzeugte nicht mal einen Wirbel, als Atana erzählte, dass Itachi ihn trainiert hatte.

»Deine Geschichten sind einfach nicht interessant.« log Deidara und rollte theatralisch mit den Augen. Atana wusste, dass dies nicht stimmen konnte. Schließlich hat er Deidara auf die Probe gestellt und über seine Kunst gelästert. Die Reaktion war ein eintöniges Seufzen.
»Du würdest mir doch erzählen, wenn es irgendwas spannendes neues gibt. Oder, Deidara?«
Sein Ton war forsch. Deidara starrte in die dunklen Augen, das makellose Gesicht. Verdammt, dachte er, deine Menschenkenntnis ist gruselig!
»Wenn ich dir davon erzählen darf, dann überlege ich es mir unter Umständen. Gerade habe ich keine Lust, hn.«

»Es besorgt dich.« stellte Atana fest und lehnte den Kopf auf seine verschränkten Hände. »Du bist nicht sicher, wie du damit umgehen sollst. Dabei denkst du nicht allein an dich. Deine plötzliche Fürsorge verwirrt dich.«
»Hör gefälligst auf damit!« keifte Deidara in seiner gewohnten Impulsivität.
»Appetitlosigkeit, Desorientierung, antisoziale-«
»Ich habe gesagt du sollst den Mund halten, hn!«
Mit der Gabel bewaffnet streckte er seinem Feind die Faust entgegen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er aufgestanden war, während Atana verständnislos den Kopf schief legte.
»Du brauchst ganz dringend einen Wellnessurlaub, mein Freund.«

Atana überlegte die ganze Zeit lang ob es nicht sinnvoll wäre, Deidara von den wahren Neuigkeiten zu erzählen. Itachi war totkrank, vielleicht heiterte ihn das ein wenig auch. Aber irgendwie sträubte sich sein Inneres gegen dieses Vorhaben. Es fühlte sich an wie eine ärztliche Schweigepflicht, die er nicht verletzen sollte. Die Lehre der Medizinjutsus hatte doch tatsächlich ein Weichei aus ihm gemacht. Naja, innerlich wusste er, dass er schon immer eines war. Schließlich hatte er sich gerade von Itachi um den Finger wickeln lassen.

Gedankenverloren und gleichermaßen gelangweilt zog er sich einen seiner Mäntel über, die immernoch viel attraktiver waren als die der Akatsuki, und schlenderte auf seinen Balkon. Das Licht um ihn herum nahm mit jeder Minute die verstrich einen orangeren Ton an. In der Nachmittagssonne wirkte alles immer so abgestorben auf der Insel. Am Tag durchlief man hier alle vier Jahreszeiten. Und manchmal, ganz selten, begann es wie aus dem Nichts zu regnen und zu stürmen, als gäbe es kein Morgen. Nur die leichte Meeresbrise blieb immer gleich. Es war der sanfte Sommerwind, an den Atana sich schon gewöhnt hatte. Die Erinnerung an sein Zuhause in Konoha rückte nach und nach in die Vergangenheit, an die er kaum mehr dachte. Nur Kakashi erlangte Atanas tägliche Aufmerksamkeit wie ein Fluch.

Blindfight - Die Fänge der AkatsukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt