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Drei Monate später.Keuchend erwachte er aus seinem unruhigen Schlaf und warf sofort einen Blick auf das Kinderbett, in welchem Yahina seelenruhig schlief. Die andere Hälfte seines Bettes war leer und kalt. Kakusa musste schon vor einer Weile zu ihrer nächtlichen Tour aufgebrochen sein.
Es war surreal für Atana aufzuwachen und ein Zimmer mir hölzernen Möbel zu sehen, jede Nacht um die selbe Uhrzeit, fernab von dem Kontinent, auf dem er früher Zuhause war. Das Leben war hier auf der anderen Seite der Welt anders, als er sich vorgestellt hatte. Es war ruhig und friedlich. Wenn nicht der höllische Sturm von seelischer Qual und furchtbaren Ängsten in ihm wüten und ihm jede Nacht den Schlaf rauben würde, dann wäre dieser Ort vielleicht perfekt.
Leise schlug er die Decke zur Seite, richtete das kleine Kissen unter Yahinas Kopf und verließ dann den Raum für eine Weile. Vor ein paar Wochen war dies gar nicht möglich gewesen. Wenn er nicht in Yahinas Nähe war und sie nicht beschützen konnte wurde er halb wahnsinnig vor Angst. Die Nervosität hatte Kakusa zugesetzt, sodass die oftmals vor der gereizten Stimmung im Haus flüchtete. Es war nichts mehr so wie früher, das wussten sie beide. Und es machte sie beide unendlich unglücklich.
Früher, wenn ein Lebensabschnitt von Atana endete oder wenn er und Kakusa einen schwierigen Auftrag erledigt hatten redeten sie manchmal von einem Happy End. Der Fakt, dass keiner von beiden es nach diesem schrecklichen Abenteuer auch nur ansatzweise erwähnt hat, stärkte das Gefühl von Reue in ihnen beiden. Kakusa sehnte sich genauso wie Atana zurück nach Hause, in das jeweilige Reich. Was würde sie nicht dafür tun in Suna in ihrem Penthouse zu leben und den Kazekage auf die Palme zu bringen. Atana wollte bloß nach Kakashi zurück, zusammen mit Yahina und Nanai.
Fröstelnd zog er den Mantel enger um seine Schulter und öffnete die Tür zum Balkon. Dicke Schneeflocken schneiten auf den Boden und bildeten im Laufe der Zeit eine dünne Schneeschicht. Mit Bedacht setzte Atana einen Fuß vor den anderen um nicht über die Türschwelle zu stolpern. Wenn er sich rein auf sein heiles Auge verließ konnte er nicht dreidimensional sehen und stolperte über alles und jeden. Sein anderes Auge war zwar gut verheilt, aber vollständig blind. Von außen sah man es nicht, aber die Folgen spürte Atana deutlich: Schreckliche Kopfschmerzen, egal in welcher Situation.
Auch jetzt machte sich ein unangenehmes Stechen in seinem Schädel breit, sodass er mit einem tiefen Atemzug seine Augen schloss und sich rein auf die Chakren der Natur konzentrierte. Er fasste an das hölzerne Geländer. Kakusa befand sich auf See, ein paar Meilen entfernt von hier. Nanai war gerade aufgestanden und kochte einen heißen Kakao für sie beide. Yahina schlief tief und fest in ihrem Bettchen. Seine ganze Familie lebte in Frieden, geschützt vom Dach eines kleinen Strandhauses am anderen Ende der Welt.
»Trink das, es wird dich ein wenig aufwärmen. Und komm aus dem Schnee, du hast doch keine Schuhe an.« mahnte die alte Nanai ihn und reichte ihm eine große Tasse Kakao. Sie legte ein Handtuch auf den Boden und deutete fordernd darauf, sodass Atana zurück ins Warme ging und seine Füße abtrocknete. Bis vor ein paar Monaten hatte er keine Ahnung wer Nanai überhaupt war, und jetzt war es ihm egal wer sie einst gewesen war. Sie war wie eine Mutter für ihn und kümmerte sich um ihn, Kakusa und Yahina, als täte sie dies schon immer.
»Oh, Kakusa möchte sicherlich auch ein bisschen was Warmes. Einen Schwarztee bestimmt. Sie mag kein süßes Zeugs und du kein bitteres, ganz einfach!«
Ihre Unbeschwertheit war der Grund dafür, dass Atana und Kakusa sich nicht schon lange umgebracht haben. Sie waren sich mittlerweile in vielerlei Hinsicht ähnlich, aber das führte zu vielen Konflikten und Streit innerhalb des Hauses. Atana wartete nur darauf, dass sie sich irgendwann verabschiedete und zurück nach Hause ging. Er könnte es ihr nicht verübeln.Ein dumpfer Aufschlag ertönte vom Balkon und keine Sekunde später hörte man das Rasseln von Kakusas Schuhen im Eingang.
»Schon wieder?« fragte sie routiniert und erwartete keine Antwort, denn sie traf jede Nacht auf Atana und jedes Mal wurde er aufgrund seiner Albträume wach. Auch sie hatte Schwierigkeiten zu schlafen, was sie meistens Tagsüber versuchte.
»Gibt es was Neues?« fragte Nanai, nahm Kakusa die Tasche ab und reichte ihr den frisch gebrühten Tee. Kakusa bedankte sich mit einem Lächeln, was eine seltene Mangelware in diesem Haus war.Sie nippte kurz an dem Gebräu, sah dann Atana tief in die Augen und erzählte:
»Ich war in Ohagi. Die Mizukage wird unruhig, sowie alle anderen Kage. Orochimaru wurde von Sasuke getötet, aber so ganz sicher bin ich mir da nicht. Und zusätzlich wurden viele Shinjuriki vermisst, unter anderem der Kazekage. Die Akatsuki haben Sunagakure angegriffenen.«
Atana spürte, wie sich die heiße Tasse in seine Haut brannte, doch er konnte sich nicht bewegen.
»Wer von ihnen?«
»Sasori und...«
»Deidara.«Wenn er an den blonden Jungen dachte, wurde ihm übel. Mittlerweile war er neunzehn Jahre alt. Er hatte es geschafft den Kazekage zu entführen.
»Das heißt es wird bald schon zu einem Krieg kommen.« fasste Nanai bedrückt zusammen. »Werdet ihr kämpfen?«
Atanas Blick wanderte zu der geöffneten Tür zum Schlafzimmer, wo sein Baby in der sichersten aller Welten ruhte. Kakusa sah diesen Blick und auch sie hatte es leid zu kämpfen. Sie wollte in diesem Krieg nicht mitmischen, und doch ging es um ihre Zukunft. Atana hingehen wusste, dass er in diesem Krieg als Soldat nichts anrichten konnte und auch eigentlich nicht durfte.»Wenn es wirklich erforderlich ist, dann ja.« lautete seine Finale Entscheidung. Kakusa war überrascht von dieser Antwort, doch sie erriet schnell, was Atana dachte.
»Du glaubst, die Reiche könnten gegen die Akatsuki gewinnen. Aber nach allem, was du mir erzählt hast, ist das unmöglich. Diese Waffe ist mit keinem Jutsu bezwingbar.«
»Unterschätze die Kämpfer neuerer Generationen nicht.« entgegnete Atana stur. »Und Hoffnung ist alles, was uns bleibt. Ich würde niemals an die Front gehen, aber als Medinin werde ich mich notfalls zu Verfügung stellen.«»Wow. Nach Wochen ist das der erste richtige Plan, und er gefällt mir.« bewunderte Kakusa Atanas Entscheidung und lächelte wieder. Der Tee wärmte sie von innen auf. Die Welt erschien trostlos in der letzten Zeit, doch heute zeigte sich ein Lichtblick am Himmel. Wenn Atana hoffen konnte, dann tat sie das auch.
Denn wenn einer sich mir dem Schrecken der Welt auskannte, ihn überdauern und dessen Menschen verstehen konnte, dann war das Atana Mamoto. Der Mann, der tausend Tode gestorben war, um ein kleines Kind zu retten und den richtigen Weg wieder zu finden.
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Eyooo, das war's! Danke an alle, die dabei waren. Ich hoffe, ich konnte euch in dieser scheiß Corona-Zeit ein bisschen entertainen. Falls ihr Fragen/Anregungen habt, schreibt sie gerne in die Kommentare oder per DM, ich antworte dann nächstes Jahr (Dad Joke, lol). Kommt gut ins neue Jahr und genießt das Fest, so gut wie möglich :)💕
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Blindfight - Die Fänge der Akatsuki
Fanfiction[Teil 2 der Blindfight-Reihe] In den Fängen der Akatsuki verarbeitet Atana seine Vergangenheit und seine Liebe zu Kakashi unter ständiger Beobachtung. Dabei stößt er auf tiefgreifende Intrigen, entdeckt die Geschichte des Chakras neu und verliert si...