Die Jagt beginnt

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In Konohagakure war die Innenstadt gefüllt mit unzähligen fremden Menschen und altbekannten Einwohnern, viele hundert Kilometer von Atana und der Festung entfernt.

In der Stadt herrschte ein reges Treiben wie eh und je, schließlich gab es das Konoha-Blätterfest nur ein Mal in zwei Jahren. Für die Attraktionen kamen Menschen vom ganzen Kontinent ins Feuerreich nach Konoha. Der Hokage der fünften Generation, Tsunade Senju, war anfangs mehr als nur dagegen gewesen. Große Ansammlungen von Menschen schrien doch nur nach einem Terroranschlag, aber wie so oft war es ihre Pflicht Diplomatie über ihre Bedenken zu setzen, weshalb sie bloß die Sicherheitsvorkehrungen verschärfte und wichtige Menschen besonders im Auge hielt. Man hatte ihr von den Vorfällen der Chunin-Auswahlprüfungen vor zwei Jahren berichtet, deshalb war sie doppelt vorsichtig. Die Hokage positionierte ihre Shinobi überall. Sie sollten ihre Augen und Ohren sein.

Auch Kakashi wurde für ein Viertel eingeteilt. Dieses umschloss glücklicherweise seinen Lieblingsplatz auf der alten Eiche, wo er seine Nase sonst immer tief im Flirtparadies vergrub. Mit der Zeit wurde ihm dort aber langweilig, denn er durfte während der Arbeit nicht lesen und war gezwungen die Touristen und Zivilisten auf dem Weg zwischen den Bäumen zu beobachten. Das passte ihm nicht besonders. Er würde lieber Zuhause in seiner Wohnung sitzen und ein wenig in der neuen Buchreihe schmökern, die er neulich entdeckt hatte. Sein Leben war selten langweilig gewesen, aber seitdem Naruto weg war, Sakura mit Tsunade trainierte und ihm kaum noch Auslandsmissionen zugeteilt wurden, erwischte er sich das ein oder andere Mal dabei, vor Langeweile am helllichten Tag ein Mittagsschläfchen zu halten.

Mit seinem Adlerblick erkannte er sofort, dass sich jemand unter ihn auf die Holzbank setzte. Er erkannte den braunen Pferdeschwanz und eine gekrümmte Haltung von den vielen schweren Büchern, die er immer tragen musste. Sensei Iruka. Ein Lächeln zauberte sich unter der Maske auf sein Gesicht und er freute sich darüber, nicht allein zu sein. Er mochte Iruka wirklich gerne. Mehr, als gut für ihn war, wie es sich in seiner Zukunft herausstellte.

In der letzten Zeit hatten sie wieder mehr miteinander zu tun gehabt, und er konnte sagen, dass er ein sehr zuvorkommender Mensch war. Er war die Art Person, mit der man gern seine Zeit verbrachte, ohne sie zu verschwenden. Aber irgendwie verhielt er sich manchmal komisch in seiner Nähe. Er sah Kakashi selten direkt in die Augen, wich manchen Fragen nervös aus. Der Gedanke daran, dass Iruka vielleicht irgendwelche Gefühle für ihn hatte, war zuerst befremdlich, doch dann hatte Kakashi Gefallen an den Umständen gefunden. Dabei wusste er nichtmal genau, ob Iruka die männliche Nähe bevorzugte, sondern setzte seine eigenen Gefühle auf bloße Vermutungen.

Gelassen ließ Kakashi sich neben Iruka auf der Bank nieder und lehnte die Arme auf der Lehne ab, was den jungen Sensei zusammenzucken ließ. Das Wetter war ziemlich gut und die Menschen hier hatten Spaß, aber der Chunin sah aus, als würde er gleich anfangen zu weinen. Er starrte besorgt auf die Straße und spielte nervös mit seinen schlanken Fingern.

»Du wirkst besorgt. Gab es irgendwelche Vorfälle?« fragte Kakashi, weil ihm Irukas Wohlergehen wirklich am Herzen lag. Wieder sah der Sensei ihn nicht an, aber er lehnte sich durchaus entspannter zurück. War das nur Fassade? Ja, denn innerlich konnte Iruka die Nähe von Kakashi überhaupt nicht ertragen. Sie hatten mittlerweile ein gutes Verhältnis, aber je besser es wurde, desto schlechter fühlte Iruka sich. Er wollte Kakashi nicht belügen, aber das ist der Auftrag von Tsunade gewesen. Kakashi sollte nicht erfahren, was Atana aus seinem Kopf gelöscht hatte. Aber mit jedem Blick in diese ehrlichen, fürsorglichen Augen fraß sein Gewissen seine Seele auf.

»Nein, es ist nichts passiert.« antwortete Iruka leise und seufzte. »Aber manchmal fühle ich mich so komisch. Diese Menschen sind alle hier, glücklich und zufrieden. Sie haben keine Ahnung, was in der Welt auf sie lauert. Das ist schrecklich.«
Er stützte den Kopf in die Hände und schloss verzweifelt die Augen. Das Thema auf etwas anderes zu lenken war seine Spezialität geworden. Kakashi legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte:
»Du bist zu gutmütig, Iruka. Die meisten Menschen sind sich dieser Gefahren bewusst. Aber hier in Konohagakure wird ihnen nichts passieren, dafür sitzen wir beide doch hier, oder nicht?«
Der Jonin war leider verdammt gut darin Menschen aufzuheitern. Diese Eigenschaft hat er unterschwellig von Atana erlernt, da war Iruka sich sicher. Außerdem besaß er das Privileg etwas intimer und privater mit Kakashi reden zu können, als alle anderen.
Er war schließlich für Kakashi da, als er wochenlang mit seiner Verwirrung zu kämpfen hatte.

Blindfight - Die Fänge der AkatsukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt